Festungen des Deutschen Kaiserreichs zwischen 1871 - 1918

Das Deutsche Kaiserreich bestand von seiner Reichsgründung im Jahr 1871 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, 1918. Mit seiner Gründung entstand in der Mitte Europas ein neues Machtzentrum mit preußisch-militärischer Prägung und ungeheurem wirtschaftlichen Potenzial. Wilhelm I. war der erste deutsche Kaiser, wobei die Politik jener Zeit stark von seinem Reichskanzler Otto von Bismarck geprägt wurde. Er verfolgte einen auf Zurückhaltung angelegten Kurs.

Das änderte sich unter Kaiser Wilhelm II.. Er wollte Deutschland einen "Platz an der Sonne" verschaffen, was zu Spannungen mit den europäischen Nachbarn führte. Er führte das Kaiserreich auch in den Ersten Weltkrieg und dankte kurz vor der Niederlage ab.

Festungsbau unter Kaiser Wilhelm I. zwischen der Reichsgründung bis zum Tod (1888)


Kaiser Wilhelm I
Quelle: Historische Postkarte

Das Deutsche Kaiserreich unter Wilhelm I.
1871 - 1888

Das Jahrzehnt vor der Reichsgründung war von vielen Kriegen geprägt. Russland offenbarte seinen Expansionsdrang in Osteuropa (Krim-Krieg), so dass sich Preußen und Österreich davon bedroht fühlten. Unabhängig davon setzte sich Preußen im Deutsch-deutschen Krieg gegen Österreich durch und Frankreich zettelte wenige Jahre später den Deutsch-französischen Krieg von 1870/71, der zur Einigung der deutschen Staaten unter preußischer Führung und schließlich in die Reichsgründung mündete. Wilhelm I. wurde erster Deutscher Kaiser.

Geografischer Fokus:

Er war zweigeteilt. Das Kaiserreich unter Wilhelm I. hatte auf der einen Seite eine neue Grenze zu Frankreich zu sichern. Deutschland annektierte Elsass und Lothringen und begann direkt mit dem militärischen Ausbau der wichtigen Verkehrsknotenpunkte Straßburg und Metz. Gleichzeitig fühlte man sich allerdings auch von Russland bedroht und begann Städte wie Königsberg, Thron oder Posen entlang der deutsch-russischen Grenze militärisch zu sichern, um im Fall eines Krieges das Vordringen russischer Truppen (mindestens) aufhalten zu können.

Die Artillerie:

Inzwischen standen den Militärs Hinterlader mit gezogenem Laufzur Verfügung, die eine deutlich größere Reichweite hatten. Im Fall Köln führte das bspw. dazu, dass weit vor den Toren der Stadt ein zweiter Festungsring erreichtet werden musste, weil der erste Festungsgürtel angesichts her höheren Reichweite nutzlos geworden war (siehe Festung Köln). Natürlich setzte man hier auf die Biehler'schen Einheitsforts, die ich zuvor erwähnte.

- Entwicklung der Artillerie.
- Brisanzgranatenkrise.

Der Festungsbau:
a) Gürtelfestungen

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden sog. Gürtelfestungen zum Standard des modernen Festungsbaus. Sie bestehen aus mehreren und selbständig agierenden Forts, die ringförmig um die zu schützende Stadt herum gebaut wurden. Sie deckten sich mit ihrer Artillerie gegenseitig und verhinderten, dass Angreifende die Stadt selbst unter Feuer nehmen konnten.

b) Biehler-Forts

Anfang der 1870er-Jahre entwickelte Hans Alexis von Biehler - er war zeitweise Chef des Ingenieurkorps und später Generalinspektor der preußischen Festungen - das sog. Einheits- oder Schemafort, welches man heute als Biehler-Fort bezeichnet. Es war letztlich eine Blaupause zum schnellen und kostengünstigen Bau neuer Festungen. In der Folge wurden rund 70 Biehler-Forts errichtet.

Biehlersche Einheitsfort

Festungsbauprojekte:

Der Festungsbau unter Kaiser Wilhelm I. konzentrierte sich auf den Schutz des Reichslands Elsass-Lothringen - einer nach dem Deutsch-französischen Krieg annektierten Region Frankreichs - und dem militärischen Ausbau der Grenze zu Russland. Einzige Ausnahme war Köln, die der Kaiser jedoch ebenfalls wegen seiner Nähe zu Frankreich sichern ließ.

  • Festung Metz - 1871-1892
    Ausbau des von den Franzosen vor dem Dt-franz. Krieg begonnenen ersten Festungsrings

  • Festung Köln - 1871-1880
    Bau des zweiten Festungsrings rund um die Stadt, Köln wird zu einer Gürtelfestung mit modernen Polygonal-Befestigungen.

  • Festung Straßburg - ab 1872
    Ausbau der Stadt zu einer Gürtelfestung mit modernen Polygonal-Befestigungen

  • Festung Königsberg - ab 1872
    Ausbau der Stadt zu einer Gürtelfestung mit modernen Polygonal-Befestigungen

  • Festung Thorn - ab 1873
    Ausbau der Stadt zu einer Gürtelfestung mit modernen Polygonal-Befestigungen

  • Festung Posen - ab 1876
    Ausbau der Stadt zu einer Gürtelfestung mit modernen Polygonal-Befestigungen

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Festungsbau unter Kaiser Wilhelm II. zwischen 1888 bis zum Ersten Weltkrieg


Das Deutsche Kaiserreich unter Wilhelm II.
1888 - 1918

Unter Kaiser Wilhelm II. veränderte sich der deutsche Festungsbau in mehrfacher Hinsicht. Einerseits veränderte sich der geografische Fokus. Es stand weiterhin die Sicherung der Grenze zu Frankreich im Fokus, wobei der militärische Ausbau wichtiger Städte an der deutsch-russischen Grenze nicht mehr mit hoher Priorität vorangetrieben wurde. Hier entstanden keine neue Festungsanlagen mehr. Obendrein veränderten sich die Festungen grundlegend. Deutsche Ingenieure entwickelten angesichts des Aufkommens neuer Sprenggranaten einen ganz neuen Festungstyp: die Feste - moderne Panzerfestungen, deren Grundprinzipien sich auch bei den Verteidigungswällen während des Zweiten Weltkriegs wiederfinden.

Geografischer Fokus:

Die Festungsbauprogramme konzentrierten sich auf die Sicherung der Grenze zu Frankreich - also auf die einst franz. Städte Straßburg, Metz und Thionville. Die von seinem Vorgänge stark befestigte Ostgrenze wurde zwar modernisiert, es entstanden aber keine neuen Festungen mehr. Das ist durchaus bemerkenswert, weil wegen der Entwicklung der Artillerie diese eigentlich als veraltet anzusehen waren.

Die Artillerie:

Treiber des Festungsbaus war die Artillerie: In den 1880er-Jahren kamen sog. Brisanzgranaten auf, deren Wirkung die herkömmlicher Granaten in den Schatten stellte. Auf einen Schlag gelten bisherige Festungen als veraltet. Darauf mussten die Festungsbauer natürlich reagieren - nicht nur in Deutschland.

- Entwicklung der Artillerie.
- Brisanzgranatenkrise.

Der Festungsbau:
Feste Friedrich Karl bei Metz

Feste Friedrich Karl bei Metz

Angesicht der Bedrohung durch moderne Brisanzgranaten wurde bereits unter Kaiser Wilhelm I. bei Thorn mit dem Bau einer neuartigen Panzerfestung begonnen. Das war ein Prototyp. Es folgte die Feste Kaiser Wilhelm II. westlich von Straßburg. Sie gilt als erste Panzerfestung des deutschen Kaiserreich. Dann ging es Schlag auf Schlag: rund um Metz entstand ein zweiter Festungsring - natürlich bestehend aus diesen Panzerfestungen. Und es folgte Thionville.

- Entwicklung dt. Panzerfestungen.
- Festungen in Elsass-Lothringen.

Festungsbauprojekte:

Unter Kaiser Wilhelm II. verschob sich der Fokus der Festungsbauingenieure. Er ließ zwar nahe der deutsch-russischen Grenze in Thorn (heute Polen) neue Festungen errichten, konzentrierte seine Aktivitäten ansonsten aber gänzlich auf den militärischen Ausbau Elsass-Lothringen. Hier entstanden während seiner Regentschaft etliche Festungen, die zugleich Festungsbaugeschichte schrieben.

Spätestens mit dem Schlieffen-Plan (1906) war außerdem klar, dass Elsass-Lothringen im Fall eines Krieges mit Frankreich eine ganz besondere Rolle zukam. Es sollte ein Bollwerk gegen Frankreich sein - während die deutsche Armee über Belgien in Frankreich einmarschieren wollte - wie es dann auch 1914 geschah ...

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Ausgewählte Festungsstädte des
Deutschen Kaiserreichs zwischen 1871 - 1918

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