Exkurs:
Begriffe des Festungsbaus
Eine Festung ist ein in Friedenszeiten
ausgebauter Ort, der in Kriegszeiten
gegen einem der Zahl nach überlegenen und
mit allen Angriffsmitteln ausgerüsteten Gegner
nachhaltig verteidigt werden kann.
Meyers Konversations-Lexikon
Jahrgang 1888
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(Kurz-) Geschichte des Festungsbaus
Grundwissen über den Festungsbau
Seit geraumer Zeit befasse ich mich mit deutschen und französischen Festungen, die vornehmlich gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhundert in Frankreich errichtet wurden. Da ich letztlich ein Laie bin und weder über eine militärhistorische als auch architektonische Ausbildung verfüge, musste ich mir viele Dinge anlesen, um sie zu verstehen. Anfangs war das etwas lästig, doch nach und nach fand ich die just gelesenen Dinge 1:1 bei meinen Erkunden wieder. Es begann spannend zu werden. Um die Inhalte dieser Homepage für Dich wiederum etwas verständlicher zu machen, versuche ich nachfolgend einige Grundbegriffe des Festungsbau für Dich zusammenzufassen, um sie verständlicher zu machen. Dieser Bereich wird wachsen, weil ich nach und nach weitere Aspekte hinzufügen will. Du solltest daher auf den Stand der Bearbeitung achten, den ich am Fuß der Seite ausweise.
Begriffe des Festungsbaus von A bis Z
Außenwerk
Mit Außenwerk bezeichnet man im Festungsbau eine der eigentlichen Festung vorgelagerte Stellung (ein Kampfbunker zum Bespiel). Zwischen dem Außenwerk und der Festung besteht allerdings eine Verbindung in Form eines unterirdischen Hohlganges. Fehlt diese Verbindung spricht man von einem detachierten Werk.
Aufgelöste Festungsform
Über Jahrhunderte hinweg wurden Festungen kompakt errichtet. Das Biehlersche Einheitsfort ist ein Beispiel dafür (siehe nächsten Abschnitt). Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Artillerietechnik allerdings derart entwickelt, dass ein gut gesetzter Treffe eine Festung durchaus außer Gefecht setzen konnte. Deswegen ging man in Frankreich und insbesondere Deutschland dazu über, die einzelnen Funktionsbereiche einer Festung nicht mehr zu einem geschlossenen Komplex zusammenzufassen, sondern räumlich voneinander zu trennen. => Siehe "Feste".
Artilleriewerk
Bastion
Brisanzgranaten
Biehler-Fort
Als Biehler-Fort (oder Biehlersches Einheitsfort) bezeichnet man preußische Festungen, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurden und einem einheitlichen Grundriss haben. Hans Alexis von Biehler entwickelte ihn. Er nutzte dabei die Grundform einer Lünette, die seit dem 17. Jahrhundert häufig verwendet wurde, verzichtete dabei aber auf das bis dato bevorzugte Bastionärsystem. Die Biehler-Forts haben sowohl die gleiche Grundform als auch einen identischen Innenausbau. Zwischen 1870 und 1890 entstanden siebzig Festungswerke.
Mit Weiterentwicklung der Artillerie- und Waffentechnik wurde das Prinzip kompakter Festungsbauten, welchem letztlich auch das Biehler-Fort folgte, durch die Idee abgelöst, die einzelnen Werke einer Festung im Gelände zu verteilen. Man bezeichnete diese Art einer Festungsanlage als "Feste". Weitere Informationen dazu findest Du im Abschnitt „Geschichte des Festungsbaus“.
Brustwehr
Die Brustwehr ist ein mannshoher Wall oder Mauer beispielsweise auf einer Bastion, die als Deckung der Soldaten gegen feindliches Gewehrfeuer dient und über die die verteidigenden Soldaten hinweg selbst auf die Angreifer schießen können. Man unterscheidet dabei die geschlossene Brustwehr und die krenelierte Brustwehr. Die zuerst Genannte besitzt im Gegensatz zu der krenelierten Brustwehr keine eingeschnittenen Schießscharten.
Die dargestellte Brustwehr befindet sich am äußeren Graben der Feste Luitpold bei Metz. Das zeigt, dass dieses Element im Festungsbau bis zuletzt, also dem beginnenden 20. Jahrhundert eingesetzt wurde, obwohl seinerzeit der Artilleriekampf gegen Festungen vorherrschend war. Die kleine Einbuchtung am Fuß der Brustwehr diente zum Lagern von Munition.
Casemate de Bourges
Casemate Pamert
Diese Casemate ist quasi "der kleine Bruder" der zuvor vorgestellten Casemate de Bourges. Auch dieser kleine Bunker verfügte im Regelfall über zwei Stockwerke. Er war bis in das frühe 20. Jahrhundert allerdings als Standard mit zwei Hotchkiss-Maschinengewehren ausgestattet. Der Korpus bestand aus Stahlbeton mit einer eigentümlichen Panzerplatte mit Doppelschießscharten. Der Zugang war auf der Rückseite durch einen Hohlgang oder gedeckten Gang möglich.
Detachiertes Werk
Ein detachiertes Werk ist eine der eigentlichen Festungsanlage vorgeschobenes Werk, welches nicht mit der Hauptfestung verbunden ist und daher auf dem selbständigen Kampf ausgelegt wurde. Detachierte Werke waren bei modernen Festungssystemen im 19. Jahrhundert von zentraler Bedeutung. Letztlich wurde diese Idee bei modernen preußischen Festungen (siehe Feste) zur Perfektion gebracht.
Eskarpemauer
Die Festungsbaumeister umgaben bis Anfang des 20. Jahrhunderts die Werke meist mit einem mehrere Meter tiefen Grafen, um das Eindringen feindlicher Soldaten erheblich zu erschweren. Sie Seitenwände des Grabens mussten natürlich abgestützt (letztlich auch verkleidet) werden. Dazu nutzte man eine sogenannte Futtermauer. Dabei handelt es sich (anders als eine freistehende Mauer) um Mauerwerk, welches auf der einen Seite mit dem Erdreich in Kontakt ist, um ein Abrutschen der Erde zu verhindern. Eine solche Futtermauer kann erhebliche Last aufnehmen. Musste Sie auch, denn sie ging meist nahtlos in die eigentliche Festungsmauer über.
Diese Futtermauer hatte also zwei wesentliche Aufgaben: Sie begrenzt den Graben und stützte seine Seitenwände ab. Sie war gleichzeitig tragender Teil des Fundaments der eigentlichen Festungsmauer darüber. Im Festungsbau hat diese Mauer einen besonderen Namen: Man sprich von einer Eskarpemauer (frz. Escarpe), wann sie sich auf der Seite der Festung befindet. Und man bezeichnet sie als Kontreeskarpemauer (frz. Contreescarpe), wenn sie sich auf der gegenüberliegenden Seite errichtet wurde und damit beispielsweise den Sockel einer vorgelagerten Bastion bildete.
Im Graben selbst waren meist zusätzliche Verteidigungseinrichtungen vorgesehen. Häufig führt hinter der Kontreeskarpemauer ein Gang mit Schießscharten entlang, so dann man von hier eindringende Soldaten bekämpfen kann. => siehe Graben / Grabenstreiche. Und von diesem Gang gingen häufig sogenannte Minengänge ab, die man am Ende mit Sprengstoff füllen konnte, um diesen zur Explosion zu bringen … direkt unterhalb des vor den Festungsmauern stehenden Feinds.
Face
Die Face ist die dem Feind zugewandte Seite einer Bastion, Schanze oder Festung. Man könnte die Face auch als Stirnseite der Festung bezeichnen, wo der erwartete Angriff des Feindes wohl am Heftigsten ausfallen wird.
Feste
Glacis
Als Glacis bezeichnet man das Vorfeld einer Festung, welches von jeglicher Bebauung und Bewuchs freigehalten wird. Dadurch haben die Verteidiger ein freies Schuss- und Beobachtungsfeld. Optimalerweise ist die Glacis zur Festung hin leicht ansteigend, damit der Feind beim Anstürmen bergauf laufen muss.
Graben
Der Graben einer Festung diente zur Verteidigung und stellte (zusammen mit den Festungsmauern) ein wesentliches Hindernis für die angreifenden Truppen dar. Anfangs wurde er häufig mit Wasser gefüllt. Zuletzt nutzte man jedoch meist einen "trockenen Graben", damit man in ihm wiederum weitere Verteidigungsanlagen errichten kann - siehe Grabenstreiche. Darüber hinaus war der Graben häufig mit Stacheldraht oder spanischen Reitern bestückt, die das Vorankommen feindlicher Soldaten behindern sollten (damit man sie von der Grabenstreiche aus besser bekämpfen konnte.
Viele Menschen gehen davon aus, dass es einen Graben nur bei mittelalterlichen Festungen gab. Das ist jedoch nicht richtig. Er war bis ins 20. Jahrhundert ein wichtiges Element einer Festung - dann immer versehen mit der bereits erwähnten Grabenstreiche, die im Festungsbaujargon auch als Karponniere bezeichnet wird.
Hohlgang
Infanteriewerk
Kaponniere
Kasematte
Kaverne
Eine Kaverne ist eine künstlich angelegte Felsenhöhle, die als Unterkunft für Soldaten oder als Munitionslager diente. Dort wurden natürlich auch andere Gegenständige oder Geschütze gelagert.
Kehle
Lünette
Eine Lünette (franz. lunette, 'kleiner Mond') ist ein im 17. und 18. Jahrhundert häufig verwendete Bauform eines selbständigen Festungswerks. Der Grundriss einer Lünette entspricht dem einer Bastion. Sie hat zwei Facen und zwei Flanken. Facen sind die dem Feind zugewendeten Elemente einer Festung. Die Rückseite einer Lünette (auch Kehle genannt) konnte offen sein oder durch eine Mauer gesichert werden. Lünetten waren meist durch einen geschützten Gang mit der äußeren Umwallung einer Festung verbunden. Insbesondere detachierte Forts - also eigenständig agierende Werke die der eigentlichen Festung vorgelagert sind - wurden häufig als Lünette angelegt.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bzw. mit dem Aufkommen moderner Artilleriegeschütze sowie der Brisanzgranaten galten oberirdische Festungsanlagen als veraltet. Das galt auch für die Lünette.
Ouvrage
Panzerplatte
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts veränderten sich die Prinzipien des Festungsbau grundsätzlich. Inzwischen waren neue Granatentypen im Einsatz, denen Festungen herkömmlicher Bauart nicht standhalten konnten. Also setzte man zunehmend auf Stahl zum Schutz der Geschütze oder fest installierten Maschinengewehren. Hierbei unterscheidet man zwischen Panzerkuppeln (siehe nächsten Abschnitt) und normalen Panzerplatten. Im Gegensatz zu den Panzerkuppeln konnte die Panzerplatte jedoch nur in eine Richtung schützend eingesetzt werden.
Panzerkuppel
Poterne
Eine Poterne ist ein unterirdischer, mindestens jedoch bombensicher überbauter Gang einer Festung. Er diente den Soldaten als sicherer Übergang von der Festung zu Anlagen vor dem Wall. Er wurde auch zum geschützten Transport von Waffen und Munition genutzt.
Redoute
Als Redoute bezeichnet man im Festungsbau eine geschlossene Schanze – also ein ursprünglich errichtetes (später aber dauerhaft genutzte) Verteidigungsanlage, die nach allen Seiten von gleich starken Verteidigungsanlagen umgeben ist. Eine einfache Redoute hat einen viereckigen Grundriss. Ungünstig war, dass die Verteidiger dann allerdings tote Winkel hatten, die sie mit ihren Waffen nicht ausreichend erreichen konnten. Deswegen wurden häufig auch fünf- oder sechseckige Redouten errichtet.
Eine Redoute wurde früher von 100 bis 300 Soldaten und wenigen Feldgeschützen gehalten. Die Geschütze stelle man sinnvollerweise an den Ecken der Redoute auf, so dass sie die größte Wirkung (im Sinne eines weiten Schussfeldes) erzielen konnten.
Redouten galten bereits im 19. Jahrhundert als überholt. Sie waren für feindliche Artillerie wegen ihrer aufragenden Bauweise weithin sichtbar und konnten so leicht bekämpft werden.
Rondell
Ein Rondell ist ein massives Werk mit rundlichem Grundriss, welches ungefähr so hoch errichtet wurde wie der angrenzende Wall, der es zusätzlich schützen soll.
Schanze
Eine Schanze ist ein selbständiges Befestigungswerk, das früher für den Bau einer vorübergehenden Feldbefestigung benutzt wurde. Umgangssprachlich werden heute allerdings häufig auch permanente Befestigungsanlagen als Schanze bezeichnet. Die Ursache ich leicht erklärt: Während Kriegszeiten wurde das Bollwerk gegen den Feind kurzfristig errichtet. Später baute man es aus und nutzte es dauerhaft.
Die Herleitung des Wortes Schanze ist recht einfach. Im Mittelalter bezeichnete man so Reisigbündel. Diese wiederum nutze man häufig zum Errichten provisorischer Befestigungsanlagen. Später errichtete man Schanzen aus Erdwällen, so dass im 16. Jahrhundert Erdarbeiten aller Art (zu militärischen Zwecken) als schanzen bezeichnet wurden. Dieser Hintergrund erklärt beispielsweise auch, warum man heute von sich verschanzen spricht, wenn man Deckung hinter einem Wall nimmt, um sich dort auf einen Angriff vorzubereiten.
Eine Schanze ist also ein Befestigungswerk. Man setzte es häufig ein, um Wege oder (im Gebirge) Pässe zu sperren. Dem Grundriss nach unterscheidet man dabei zwischen einer geschlossenen und offenen Schanze – letztere wird auch häufig als Redoute bezeichnet. Der Unterschied zwischen beiden Werken ergibt sich letztlich dadurch, ob alle Seiten geschützt wurden oder ob die Seite, wo die eigenen Truppen lagern ungefestigt war.
Schnecke
Stacheldraht bzw. spanischer Reiter
Tote Winkel
Der tote Winkel ist der Bereich, in denen die Geschütze einer Festung nicht wirken konnten. Zentrales Anliegen der Festungsbaumeister des 18. Und 19. Jahrhunderts war, diese Bereiche möglichst gering zu halten. Daher entwickelten Sie anfangs Bastionen (also Ausbuchtungen einer Festungsmauer, von denen man direkt vor diese sehen konnte). Perfektioniert wurde dieses Prinzip durch das Bastionärsystem.
Werk
Zwischenwerk
IN EIGENER SACHE:
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Stand: 4-2018
Wissenswert.
BILDER: ERSTER WELTKRIEG
Der Erste Weltkrieg war die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Es war ein industrieller Krieg.
Um Dir einen Eindruck zu vermitteln, habe ich einige Bilder zusammengetragen.
KMZ-DOWNLOAD
Zwischen 1914 und 1918 brannte die Erde. Wichtige Schlachten des Ersten Weltkriegs in Europa habe ich in einer KMZ für Google-Earth zusammengetragen. Sie hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit.