Bastionäre Festungen bis Ende des 18. Jahrhunderts
Festungsbau: Ein Abbild der Waffentechnik jener Zeit
Kaum eine Erfindung hat die Kriegsführung mehr verändert wie die Erfindung des Schieß- bzw. Schwarzpulvers. Die Chinesen kannten es schon seit Jahrhunderten und dort gab es auch bereits Kanonen, mit denen man Steinkugeln verschießen konnte. In Europa war es bis ins 14. Jahrhundert allerdings unbekannt. Das änderte der Mönch Berthold Schwarz. Innerhalb weniger Jahre entwickelte man dann erste Kanonen (ca. 1340 in England) oder erste Handbüchsen (1350). Feuerwaffen – seien es Handfeuerwaffen oder Geschütze – eroberten in kurzer Zeit die Schlachtfelder der damaligen Zeit. Sie waren ausgesprochen effektiv, weil sie das Töten auf Distanz ermöglichten. Gleiches gilt für die ersten Kanonen: Mit ihnen konnten man beispielsweise bei der Belagerung einer Burg diese gewaltig traktieren.
Die Erfindung des Schießpulvers und auf Aufkommen erster Feuerwaffen konnte nicht spurlos am Festungsbau vorbeigehen. Bis ins das späte Mittelalter hinein wurde der Wert einer Burg von der Höhe ihrer Mauern abgeleitet. Das hing mit der Belagerungs- bzw. Angriffstechnik zusammen: Zum Erstürmen einer Festung mussten die Angreifer häufig mit Sturmleitern die Burgmauern überwinden. Eine hoch aufragende Mauer war für die Verteidigung also von Vorteil. Man konnte sie schlecht erklimmen und gleichzeitig gut verteidigen.
Genau dieser bisherige Vorteil wurde ab dem 14. Jahrhundert bzw. durch den zunehmenden Einsatz von Geschützen bei der Belagerung einer Festung plötzlich zur Schwäche.
Hohe Mauern wohlmöglich mit diversen hölzernen Aufbauten waren ein hervorragendes Ziel. Selbst mit den ungenauen Kanonen dieser Zeit war es ein leichtes, sie zu treffen und zu zerstören. Spätestens mit dem Sturm der Osmanen auf die Stadt Konstantinopel im Jahr 1453 war den Ingenieuren klar, dass sie angesichts der neuen Bedrohung etwas grundlegend ändern musste. Denn die osmanischen Belagerungstruppen verfügten seinerzeit über Kanonen, mit denen sie die Stadt in kurzer Zeit sturmreif schießen konnten. Folglich änderten sich zwei Dinge:
(1) Geschütze spielten ab dem 14. Jahrhundert nicht nur beim Angriff auf eine Festung, sondern natürlich auch bei ihrer Verteidigung eine wesentliche Rolle. Mit ihnen versuchte man Angreifer „auf Distanz zu halten“. Derjenige, der über die größere Anzahl und bessere Geschütze verfügte, hatte einen Vorteil - sei es der Angreifer oder der Verteidiger.
(2) Festungsbaumeister reagierten auf die neue Bedrohung. Anfangs investierten sie in noch mehr Baumaterial, was sich allerdings schnell als Holzweg herausstellte. Also wurden die Mauern einer Festung niedriger und breiter. Man setzte auch auf Erdwälle, weil diese bei Beschuss die Wirkung abfedern konnten. Letztlich begannen sie auf diesen Wällen ausreichend Platz für Geschütze bereitzustellen, denn sie waren inzwischen die zentrale Waffe zur Verteidigung der Festung.
"Unter Bastionärsystem ist ein fortifikatorisches Grundprinzip zu verstehen, das auf der optimalen Bestreichung der Festungswerke und des Vorfeldes durch die systematische Anordnung von Bastionen beruht. Es wurde erstmals in Italien mit der sogenannten altitalienischen Manier des 16. Jahrhunderts verwirklicht und prägte anschließend den Festungsbau bis in das 19. Jahrhundert." Quelle: wikipedia.