Kaiser Wilhelm I.
Deutscher Kaiser von 1871 - 1888
Wilhelm I. prägte den deutschen Festungsbaus innerhalb weniger Jahre sehr nachhaltig. Er legte ein umfangreiches Bauprogramm auf, um einerseits die von Frankreich annektierten Regionen Elsass und Lothringen zu schützen und andererseits die Ostgrenze zu Russland militärisch auszubauen. Während seiner Regentschaft wurde das sog. Biehler'sche Einheitsfort entwickelt und mehr als siebzig solcher Festungen entstanden.
Wilhelm I., König von Preußen und erster deutscher Kaiser, prägte eine eigene Periode des deutschen Festungsbaus im späteren 19. Jahrhundert. Er ließ ein umfangreiches Festungsbauprogramm auflegen, um die West- und Ostgrenze Deutschlands zu schützen. Innerhalb weniger Jahren galt es, etliche neue Festungen beispielsweise rund um Straßburg (Elsass), Köln (Rheinland), Königsberg (heute Russland) oder Thorn (heute Polen) zu errichten. Schnell war klar, dass nicht jede Festung einen eigenen Grundriss haben sollte, um sie individuell auf die geografischen Gegebenheiten vor Ort anzupassen, wie es beispielsweise die Franzosen beim zeitgleichen Bau der Barrière de Fer taten. Vielmehr kombinierte man Dinge, die sich bewährten und formte daraus den Bauplan eines sogenannten Einheitsforts.
An dieser Entwicklung war maßgeblich Hans Alexis von Biehler beteiligt. Er hatte Kriegserfahrungen, da er u.a. als Kommandeur der Pioniere am Deutsch-französischen Krieg 1870/71 wichtige Fronterfahrungen sammelte. Er sammelte in dieser Zeit auch wichtige Erkenntnisse bei der Belagerung der französischen Festungsstädte Metz und Verdun. Im jungen Kaiserreich beförderte man ihn dann 1873 zum Chef des Ingenieurkorps und Pioniere und gut zehn Jahre sogar zum Generalsinspektor aller preußischen Festungen. Unter seiner Führung entstand das eingangs erwähnte Einheitsfort, warum man es auch ihm zu Ehren heute als Biehler'sches Standardfort bezeichnet.
Mit dem Aufkommen moderner Brisanzgranaten im Verlauf der 1880er-Jahre endete die Ära der Einheitsfestungen. Sie galten als veraltet, weil sie - gemauert aus Backstein und mit offenen Kampfstellungen ausgestattet, einem Beschuss mit den neuartigen Sprenggranaten nicht widerstehen konnten. Man modernisierte zwar in der Folge einige Festungen und versah wenige von ihnen mit Panzerung, aber es gab keine Neubauten mehr. Das Kaiserreich - nun unter der Führung von Kaiser Wilhelm II. konzentrierte sich auf die Entwicklung neuer Panzerfestungen, denen man zur Abgrenzung zu bisherigen Forts den Namen "Feste" gab.
Zuerst einmal: Ein Biehler-Fort steht nie für sich allein, sondern ist immer ein Teil eines komplexen Festungssystems (Gürtelfestung) zum Schutz strategisch wichtiger Worte. Zentrale Aufgabe eines solchen Forts ist es, einerseits die Stadt vor feindlichem Artilleriebeschuss zu bewahren und andererseits angreifende Truppen bei ihrem Vormarsch auf dieselbige aufzuhalten oder optimalerweise zu stoppen.
Biehler-Forts waren meist Artillerieforts mit offenen Kampfstellungen. Sie hatten die Form einer Lünette, wobei sich die Außenmaße der Festung durchaus unterscheiden konnten (trotz vergleichbarem Bauplan). Als Bewaffnung dienten Geschützte unterschiedlichster Kaliber - sie reichen von 80 mm, 90 mm bis hin zu 150 mm. Es handelte sich dabei im Regelfall um Kanonen - also Flachfeuergeschütze, mit denen man den Feind direkt anvisieren und bekämpfen konnte.
Das Profil der Biehler-Forts war (im Vergleich zu früheren Festungen) relativ flach gehalten. Es galt das Motto: Je weniger der Angreifer von einem selbst sehen kann, desto schwieriger kann er einen direkt unter Feuer nehmen.
Mit Einführung modernerer Brisanzgranaten war es nicht mehr tragbar, die Festungsartillerie in offenen Kampfstellungen unterzubringen. Ab der 1880er-Jahre gab es daher zahlreiche Modernisierungsarbeiten, bei denen die Forts zum Teil erheblich umgestaltet wurden bzw. man sie mit Panzerung versah.
Zentral für den Erhalt der Sturmfreiheit des Forts war des umgebene (trockene) Graben mit den dort installierten Abwehrmaßnahmen. Dort waren Nahkampfwaffen installiert. Es galt gegnerische Grabenübertritte auf jeden Fall zu verhindern. Siehe: Sturmfreiheit des Forts.
Ein Biehler-Fort konnte bis zu 900 Mann aufnehmen, wobei sich die Unterkünfte der Mannschaften auf der Kehl-, also der Rückseite des Forts, konzentrierten. Links und rechts des Zugangs zur Festung, der selbstredend ebenfalls schwer beschützt wurde, befanden sich häufig zweistöckige Wohnkasernen mit wenig bis keinem Komfort. Ein Beispiel: Die Räume hatten keine Fenster, sondern waren vergittert. Zum Schutz vor Wetter und Temperaturen konnte man sie mit Stahlplatten verschließen, die kleine Öffnungen für die Frischluftzufuhr hatten.
Last but not least: Die Forts wurden aus Backsteinen gemauert und hatten eine Mauerstärke zwischen einem und bis zu vier Metern. Wichtige Bereiche wurden zusätzlich durch eine dicke Erdschicht gesichert. Sie minderte die Wucht eines feindlichen Treffern.
Das Biehler-Fort galt über ein Jahrzehnt hinweg als Standard des deutschen Festungsbaus. Alles in allem wurden in dieser Zeit über siebzig solcher Festungen errichtet.
In Deutschland wurden viele von ihnen nach dem Ersten Weltkrieg geschleift. Diesen Prozess überstanden allerdings die Biehler-Festungen rund um Köln, die heute zum Teil museal ausgebaut sind.
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