Deutsche Festungen - in Deutschland, Elsass-Lothringen, Polen und Russland

Das Deutsche Kaiserreich zählte im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert zu den bedeutendsten Militärmächten in Europa. Seine Grenzen schütze man mit mächtigen Festungen. Zuletzt waren es moderne Artilleriefestungen mit enormer Feuerkraft, die selbst schwerem Beschuss widerstehen konnten. Weil das Kaiserreich viel größer war als das heutige Deutschland, findet man diese in Elsass-Lothringen (also Frankreich), in Polen und sogar Russland.

In Deutschland selbst errichtete das Kaiserreich keine neuen Festungen mehr. Sie stammen noch aus der Ära Preußens oder des Deutschen Bundes. Obendrein wurden viele von ihnen nach dem Ersten Weltkrieg geschleift.

Ein Blick in die Geschichte: Preußen, das Deutsche Kaiserreich und ihre Festungen

Denkt man an Preußen, denkt man an Militarismus. Nicht ohne Grund ging Friedrich Wilhelm I. (1688-1740) als "Soldatenkönig" in die Geschichte ein. Er sortierte das Staatswesen und drückte der Gesellschaft einen soldatischen Stempel auf. Dennoch ist Friedrich II. wahrscheinlich einer der bekanntesten preußischen Könige , den man auch liebevoll den "Alten Fritz" nannte.

Friedrich II. - der "Alte Fritz"

Er trieb während seiner Regentschaft ab 1740 die Ausweitung der Verwaltung und Wirtschaft voran und er formte Preußen zu einer der größten Militärmacht in Europa. Den Nachbarn Frankreich, Österreich und Russland sagte das natürlich gar nicht zu.

Dann kam es zu einer Zäsur: Napoleon Bonaparte überrollte Europa. Insbesondere für Preußen standen schwierige Zeiten an, weil man Napoleon unterlegen war. Großmut kommt aber bekanntlich vor dem Fall: zuerst scheiterte Napoleons Russlandfeldzug, später unterlag er bei der Völkerschlacht bei Leipzig und schlussendlich bei Waterloo. Während auf ihn das Exil wartete, trafen sich die europäischen Königshäuser 1815 in Wien, um die Landkarte Europas neu zu ordnen, ein erneutes Aufbegehren Frankreichs zu unterbinden und dem "gefährlichen Gedankengut" der Französischen Revolution Einhalt zu gebieten.

Das Ergebnis war ein erstarktes und größeres Preußen sowie der Deutsche Bund, der allerdings unter Einfluss Österreichs stand. Ach ja: Und Preußen, Österreich als auch Russland bildeten fortan eine "Heilige Allianz", um Europa im Fall des (erneuten) Falles vor Frankreich zu schützen. Diese Allianz hielt gerade einmal bis in die 1860er-Jahre - genau wie der Deutsche Bund und der Frieden zwischen Preußen und Österreich.

Die Einhelligkeit zwischen Preußen und Russland zerbracht in den 1860er-Jahren: Russland offenbarte mit dem Krim-Krieg gegen das Osmanische Reich sein Expansionsstreben. Preußen waren zwar in diesen Krieg nicht involviert, fühlte sich aber bedroht, was massive Festungsbauprogramme entlang der Grenze zum russischen Zarenreich zur Folge hatte.

Zur gleichen Zeit: Das Ringen zwischen dem Königreich Preußen und Österreich um eine Vormachtstellung im deutschsprachigen Raum entschied sich auch in dieser Zeit durch den sog. Deutsch-deutschen Krieg (1866). Preußen siegte.

Kurz darauf folge der Deutsch-französische Krieg. Es war eigentlich eine Auseinandersetzung zwischen Preußen (übrigens unter Wilhelm I. - König von Preußen) und Frankreich, doch Otto von Bismarck (preußischer Ministerpräsident) schmiedete ein breites Bündnis deutscher Staaten gegen den gemeinsamen Feind.

Europa anno 1900:
Deutschland / Österreich-Ungarn / Russland

18. Januar 1871 - Schloss von Versailles: Obwohl der Deutsch-französische Krieg noch tobte, wurde der preußische König Wilhelm I. zum deutschen Kaiser ausgerufen. Das bereits eingeübte Tandem Wilhelm I. und Otto von Bismarck bestimmten fortan die deutsche Politik. Unter ihrer Führung wurde Deutschland außenpolitisch in Europa eine wirtschaftlich und militärisch starker Nationalstaat. Und es wurde in dieser Zeit ein massives Festungsbauprogramm auf den Weg gebracht, um einerseits die deutsch-französische Grenze bzw. das annektierte Grenzland Elsass-Lothringen und andererseits die Grenze zu Russland militärisch zu sichern.

Die Nachbarn sahen das starke Deutsche Kaiserreich und natürlich auch die Festungsbauprogramme mit Argwohn. Das galt insbesondere für Frankreich - nicht zuletzt, weil man die Schmach des Krieges 1870/71 nicht überwinden konnte. Zentrales Ziel der Bismarck'schen Außenpolitik war es daher, im Fall eines Krieges Deutschland vor einem Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und Russland zu schützen.

Kaiser Wilhelm I. verstarb am 9. März 1888. Drei Tage später wurde sein Sohn, Friedrich III., zum neuen Kaiser proklamiert. Bereits 99 Tage nach seinem Amtsantritt, am 15. Juni 1888, starb Friedrich III. an Kehlkopfkrebs.

Es begann die Ära von Kaiser Wilhelm II.. Er war der letzte Deutsche Kaiser und führte Deutschland 1914 in den Ersten Weltkrieg.

Spätestens unter ihm stieg Deutschland zu einer wahren Großmacht in Europa mit enormer militärischer Stärke auf. Triebfeder dafür war die deutsche Wirtschaft - getrieben von wissenschaftlichen Erfolgen und einer modernen Stahl- bzw. Rüstungsindustrie, die in Europa vergleichbares suchte. Er änderte auch die Außenpolitik. Das begann mit der Verabschiedung Otto von Bismarck, setzte sich durch eine veränderte Bündnispolitik fort und fand seinen Höhepunkt, indem er für Deutschland eine "Weltgeltung" in Anspruch nahm.

Historiker sagen immer wieder, dass Kaiser Wilhelm II. bereits den Grundstein für den Ersten Weltkrieg legte. Ich kann das nicht bewerten. Fest steht allerdings: Obwohl Wilhelm II. immer wieder seinen guten und friedlichen Willen bekundete, zerschlägt er durch wenig diplomatische Aussagen und wechselhaftem Verhalten viel Porzellan. All dies lieferte den Ententemächten, die sich durch das wirtschaftlich und militärisch aufstrebende Deutschland bedroht fühlen, Anlässe, sich durch neue Bündnisse zu formieren.

Das trieb Deutschland in die Isolation. Österreich war einer der wenigen Verbündeten. Und als in Sarajevo der österreichische Thronfolger erschossen wurden, begannen die Dinge aus dem Ruder zu laufen. Es folgten die Schrecken des Ersten Weltkriegs - mit Millionen toter und verwunderter Soldaten, unendlichem Leid und schweren Folgen für die deutsche Geschichte in den Jahrzehnten danach.

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