Merkmale der Kuk-Panzerfestungen

Kaiser Franz Josef von Österreich

Franz Joseph I
Kaiser von Österreich-Ungarn
zwischen 1830 - 1916

Franz Joseph führte sein Land über mehrere Jahrzehnte hinweg und zuletzt an der Seite des kaiserlichen Deutschlands in den Ersten Weltkrieg. In den Jahren zuvor verantwortete er ein riesiges Festungsbauprogramm, um einerseits die Grenzen seines Landes in Norditalien und andererseits die Gebiete nahe der Grenze zu Russland zu schützen. Zuletzt ließ er moderne Panzerfestungen bauen, die bspw. in Norditalien während des Alpenkrieges 1915-1918 hart umkämpft waren.

Einleitung: Kuk-Festungen im heutigen Norditalien

Kriegsschauplatz Tirol

Quelle: Die Kämpfe in den Felsen der Tofana, Autor: Guido Burtscher, Verlag: J.N. Teutsch, 1935 (Seite 16a)

Das war eine verzwickte Situation: Offiziell waren die Monarchien Österreich-Ungarns und Italien im 19. Jahrhundert miteinander verbündet. Sie bildeten mit dem Deutschen Kaiserreich sogar den sog. Dreierbund. Tatsächlich trauten sie sich nicht über den weg und es schwelten Grenzkonflikte, weil weite Landstriche Norditaliens von der Donaumonarchie beansprucht werden (Südtirol und Trentino).

Um ihren Einfluss auch militärisch abzusichern, errichtete Österreich-Ungarn nach 1860 verschiedene Festungen und Pass-Sperren. So entstanden in den 1870er-Jahren beispielsweise zwischen dem Gardasee und der Schweizer Grenze etliche neue Festungswerke. Gegen Ende des Jahrhunderts weitere die K.u.K.-Monarchie seine Bautätigkeit sogar deutlich auch. Jetzt standen Regionen nordwestlich des Gardasees im Fokus. Es galt, die Pässe in den Dolomiten und dem Brentatals zu sichern. Das sich in den letzten Jahrzehnten die Artillerie sprunghaft weiterentwickelte, errichtete man hier moderne Panzerfestungen - schwer gewaffnete Artilleriefestungen, die auf den Fernkampf ausgerichtet waren und deren Festungsartillerie durch moderne Panzertürme geschützt wurden. Die letzten dieser Werke wurden erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts fertiggestellt – kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs.


Merkmale moderner Kuk-Panzerfestungen im Vergleich zur deutschen Feste

Österreich-Ungarn übernahm die Ideen und passte sie seinen Erfordernissen an. Es galt immerhin, moderne Festungen nicht in der Ebene, sondern im (Hoch-) Gebirge zu errichten. Wissen sollte man in dem Zusammenhang, dass moderne Panzerfestungen eigentlich Artilleriefestungen sind - ausgerichtet auf den Fernkampf. Die Bedürfnisse der Infanterie spielten bei der Planung eine nachgelagerte Rolle - ihr kam "lediglich" die Aufgabe zu, eine angemessene Nahverteidigung sicherzustellen. Dafür wiederum wurde sie gut ausgestattet und verfügte über gepanzerte MG-Türme, 6-cm- und 8-cm-Kanonen. Hauptbewaffnung österreich-ungarischer Panzerfestungen waren allerdings die schwereren 10-cm-Turmhaubitzen - eingebaut in schwere Panzertürme aus Stahl.

Unterscheid I: Abstände zwischen den Werken bei aufgelöster Bauform

Darüber hinaus übernahm man auch das Konzept der "aufgelösten Bauform". Das meint, dass die Festung nicht als kompaktes Einheitsfort errichtet wurde, sondern man die einzelnen Funktionsbereiche voneinander trennt und unabhängig voneinander im Gelände verteilte, sie allesamt mit einem schwer gesicherten Graben umgab, der von der bereits erwähnten Infanterie im Fall eines direkten Angriffs zu verteidigen war.

Deutsche Festungen jener Zeit hatten wegen dieser aufgelösten Bauform einen riesigen Platzbedarf, weil die Abstände zwischen den einzelnen Infanterie- und Artilleriekasematten recht großzügig waren. Das hatte Vorteile beim Artilleriekampf, weil ein Treffer überschaubarere Schäden anrichten konnte.

Diese Flächen hatten die Österreicher bei Bau ihrer Gebirgsfestungen nicht zur Verfügung. Hier standen die einzelnen Werke recht nah beieinander. So wurden die Werke Verle und Lusern beispielsweise deutlich kompakter errichtet als die etwas später gebauten Werke Gschwent und Serrada, die größere Abstände zwischen den einzelnen Blöcken aufwiesen und so die Trefferlage verringerten.

Werk Sebastiano
Werk Sebastiano

Quelle der Ursprungszeichnung: Sonderdruck aus den "Militärwissenschaftlichen Mitteilungen" - Ergänzungsheft 10 zm Werke "Österreich-Ungarns letzter Krieg" - Die Reichsbefestigungen Österreich-Ungarns zur Zeit Conrad von Hötzendorf - Wien - 1937

Werk Serrada
Werk Serrada

Quelle der Ursprungszeichnung: Sonderdruck aus den "Militärwissenschaftlichen Mitteilungen" - Ergänzungsheft 10 zm Werke "Österreich-Ungarns letzter Krieg" - Die Reichsbefestigungen Österreich-Ungarns zur Zeit Conrad von Hötzendorf - Wien - 1937

Feste Kronprinz (Deutschland)
Feste Kronprinz - Panzerfestung des deutschen Kaiserreichs bei Metz

Zum Vergleich: Lageplan der deutschen Panzerfestung Kronprinz bei Metz. Das Festungsareal ist deutlich weitläufiger als das einer österreich-ungarischen Festung, was einen höheren Schutz bot. Weitere Informationen: Feste Kronprinz.

Unterschied II: Beton oder Stahlbeton - keine unwesentliche Entscheidung

Bei modernen Panzerfestungen jener Zeit verwendete man Beton als Baumarerial - zuvor wurden die Festungen aus Bruchsteinen oder Ziegeln gemauert, die nicht sehr stabil waren.

Der Beton wurde dabei mit Stahl bewährt (heißt verstärkt), was seine Widerstandsfähigkeit deutlich erhöhte. Bei derart errichteten Festungen konnten schwere Geschosse nicht so leicht die Decken durchbrechen und im Inneren erheblichen Schaden anrichten. Entscheidend dabei war, wie dicke die Decken waren (das konnten durchaus mehrere Meter sein) und wie sehr man sie mit Stahl verstärkte.

Österreich-Ungarische Festungen hatten war grundsätzlich auch Betondecken, allerdings mal mit weniger, mal mit mehr (und damit ausreichend) Stahl bewährt. Das Werk Gschwent hatte beispielsweise 2,5 Meter dicke Betondecken, die gut mit Stahl verstärkt wurden und die man zusätzlich alle 50 Zentimeter mit I-Stahlträgern stützte, um im Fall eines Treffers die Energie besser ableiten zu können. Im Gegensatz dazu hatte das Werk Lusern nur stellenweise ein Eisenbewehrung und einzelne Blöcke gar solche Verstärkung.

Unterschied III: Panzertürme mit Turmhaubitzen als Hauptbewaffnung
kuk-Turmhaubitze - M.6

Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesens, Jg. 1909, Nr. 56, k.u.k. Technischen Militärkomitee, Wien

Panzerfestungen waren Artilleriefestungen und auf den Fernkampf ausgerichtet. Deutsche Panzerfestungen verfügten über zwei verschiedene Geschütztypen - Panzertürme mit 15-cm-Turmhaubitzen oder Panzertürme mit 10-cm-Kanonen. Bei den Haubitzen verfügten sie also über einen Geschütztyp, der sowohl Ziele direkt (mittels Flachfeuer) oder indirekt (mittels Steilfeuer) bekämpfen konnte. Und sie verfügten über Flachfeuergeschütze, die hauptsächlich für direktes Feuer auf Ziele konstruiert waren, zu denen Sichtkontakt bestand.

Österreich-Ungarn bewaffnete seine Panzerfestungen (der Sperrgruppe Lavarone-Folgaria) ausschließlich mit 10-cm-Turmhaubitzen - sie wurden hergestellt von Škoda in Pilsen. Die Festungen verfügten im Regelfall über vier solcher Panzertürme. Diese Haubitzen konnten Schrapnellgranaten M9 als auch mit Sprenggranaten M11 mit einer maximalen Reichweite von 7,3 Kilometern verschießen. Ihre Feuerrate lag bei höchstens zehn Schuss pro Minute.

Problematisch war die Reichweite der Haubitzen, weil sie nicht bei allen Werken ausreichte, um das Feuer der mit 15-cm-Langrohrgeschützen ausgestatteten italienischen Panzerwerke Forte Mont Verena oder Forte Campolongo zu erwidern. Die Panzerkuppeln, die die Turmhaubitzen schützten, waren so stabil, dass sie nicht einmal von italienischen 30,5-cm-Küstenmörsern durchschlagen werden konnten. Schwachpunkt waren jedoch die Vorpanzer. Wiederholt wurden die Vorpanzer durchschlagen, was dazu führte, dass die Panzerkuppel durch die Wucht der Explosion herausgeschleudert werden konnte, oder die Geschützbrunnen (Halterung) wurde freigeschossen, was zum Kippen der Geschütztürme führte.

Unterschied IV: Wie tief waren die einzelnen Blöcke in die Erde eingegraben?

Die Festungsbauingenieure waren bei Bau moderner Panzerfestungen grundsätzlich bestrebt, die einzelnen Blöcke möglichst flach zu halten bzw. tief in die Erde einzugraben, so dass man sie aus der Ferner kaum orten konnte. Letztlich war das ein guter Schutz beim Artilleriefernkampf. Blöcke, die der Feind nicht sah, konnte er auch nicht direkt bekämpfen. Das ging so natürlich nicht im Gebirge beim Bau der Werke der Sperre Lavarone-Folgaria. Der felsige Untergrund ließ das nicht zu. Also waren die einzelnen (im Regelfall mehrgeschossigen) Bauten zwar gedrungen, aber noch immer recht hoch aufragend - somit gute Ziele für die italienische Artillerie.

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