Circular- oder Kreisbefestigungen

Die Zirkularfestungen entstanden in einer Zeit, in der Burgen mit ihren hohen und dicken Mauern, die alles überragten, ausgedient hatten. Es war das auslaufende 14. und beginnende 15. Jahrhundert. Auf den Schlachtfeldern jener Zeit gibt es inzwischen Handfeuerwaffen und erste Kanonen unterschiedlichster Kaliber. Mit ihnen wurden lange Zeit Kanonenkugeln aus Stein verschossen, die gegen Ende des 15. Jahrhunderts durch Eisenkugeln ersetzt wurden – mit verheerender Wirkung für die Mauerwerke damaliger Festungen. Durch die hohe Zerstörungskraft der Kanonen und ihrer zunehmenden Reichweite war es inzwischen möglich, eine Befestigung aus einer gewissen Distanz anzugreifen. Man musste nicht mehr hölzerne Wehrtürme direkt an die Festungsmauer heranfahren, um diese Mann gegen Mann zu nehmen.

Die Burgen früherer Ritter, die Wohnstätte und Wehrbau zugleich waren, hatten ausgedient. Es wurden erste Festungen errichtet, die rein militärischen Zwecken dienten. Sie waren deutlich flacher und gedrungener als frühere Wehrbauten – sie hatten auch kaum noch in die Höhe regende (Auf-) Bauten wie beispielsweise den Burgfried, um bei feindlichem Beschuss mit Kanonen weniger Angriffsfläche zu bieten.

Zirkular- oder Kreisbefestigungen waren also die Nachfolger früherer Burgen. Sie wurden allerdings nicht von speziell ausgebildeten Festungsbaumeistern, sondern von einfachen Handwerkern errichtet, die sich auf Geometrie verstanden und Konstruktionszeichnungen erstellen konnten. Ihre Baupläne sahen meist runde Wehrbauten vor, weil sich diese rundum gut verteidigen lassen. Sie überragten das Vorfeld, ragten aber nicht in die Höhe. Ihre Wälle boten gleichwohl einen ausreichend guten Überblick über das Vorfeld. Sie waren meist von einem tiefen Graben umgeben (trocken oder mit Wasser gefüllt), der den Angreifern das Annähern erschwerte und den Verteidigern mehr Zeit und Gelegenheit verschaffte, sie von ihrer erhöhten Position aus zu bekämpfen.

Leonardo da Vinci widmete sich 1485 mit Studien und Zeichnungen den Zirkularbefestigungen. Er tüftelte dabei ein mehrstufiges System aus - mehrere gestaffelte, sich jeweils überragende Mauern, von denen aus gekämpft werden konnte. Die Verteidigung wurde so in mehrere Wellen gestaffelt und war erheblich wirkungsvoller. Gut ein halbes Jahrhundert später (nämlich 1527) griff Albrecht Dürer das Thema ebenfalls auf. Er fügte der kreisrunden Form der Kernfestung ein wichtiges Detail hinzu: Basteien. Dabei handelt es sich um runde oder ovale, leicht vorgezogene Türme, auf denen man inzwischen aufgekommene Artillerie platzieren konnte. Von hier aus hatte man auch einen besseren Blick auf das Vorfeld und man konnte Angreifer direkt vor der Festungsmauer besser bekämpfen, indem man sie seitlich bestrich (... quasi parallel zur Festungsmauer feuerte).

Ein entscheidender Nachteil der Zirkularbefestigungen (ob mit oder ohne Basteien) konnte allerdings nicht gelöst werden: Es gab Tote Winkel, die man nicht einsehen und nicht bekämpfen konnte. Hier sammelten sich Angreifer, um beispielsweise Sprengladungen zu platzieren, mit denen man eine Bresche in die Befestigungsanlage schlagen konnte. Die kreisrunden oder ovalen Basteien reduzierten zwar die Anzahl Toten Winkel ... es gab sie aber noch immer, was eine enorme Gefahr für die Festung und die Verteidiger darstellte.

Dieses Problem wurde später in Italien gelöst ... siehe Bastionär-Befestigungen.

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