Russische Festungen

Russland und seine Geschichte - kurz erzählt

Die Geschichte Russlands reicht weit in die Vergangenheit zurück: Das Jahr 862 gilt als Ursprung des Altrussischen Reichs – kurz Kiewer Rus genannt, weil seinerzeit Kiew (heute Ukraine) die Hauptstadt war. Seine Blüte erlebten die Kiewer Russ im 11. Jahrhundert; das Reich zerfiel aber in den Jahrhunderten danach in kleinere Fürstentümer. Aus diesen schälte sich dann im 14. Jahrhundert das Fürstentum Moskau heraus und nahm eine immer bedeutendere Stellung ein. Vom russischen Zarenreich spricht man erst ab dem 16. Jahrhundert. Letztlich ging es aus dem Fürstentum Moskau hervor, welches andere Fürstentümer unterwarf und die Mongolen, die zuvor russische Länder eroberten, zurückdrängte.

In den Jahrhunderten danach vergrößerten die Zaren ihre Macht zunehmend, so dass das Russland entstand, welches wir aus dem 19. Jahrhundert kennen: Russland wurde in Europa zu einer militärischen Großmacht herangewachsen - es rangierte mit England, Frankreich und Preußen auf Augenhöhe. Das Reich grenzte im Westen an Preußen und südwestlich an den Einflussbereich der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn.

Russische Festungen an der Grenze zu Österreich-Ungarn und dem Deutschen Kaiserreich

Karte: Festungen in Ost-Europa - anno 1900 | Deutschland - Österreich-Ungarn - Russland

Festungen in Ost-Europa - anno 1900: Deutschland - Österreich-Ungarn - Russland

Europa zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Napoleon steht mit seiner Armee vor den Toren von Moskau und scheitert. Wenige Jahre danach wird er bei Waterloo vernichtend geschlagen und die europäischen Fürstenhäuser sortieren in Wien die Landkarte Europas neu.

Auf den Kontinent beginnt eine Zeit des Friedens. Die Nationen richten ihr Interesse nach innen und beginnen ihre Grenzen militärisch zu sichern. Die fünf europäischen Großmächte Frankreich, England, Preußen, Österreich und Russland arrangieren sich miteinander. Man war bedacht auf ein machtpolitisches Gleichgewicht.

Dieses friedliche Miteinander bekam in den 1860er-Jahren erste Risse. Auslöser war unter anderem der Krimkrieg, eine Auseinandersetzung zwischen dem russischen Zarenreich und dem Osmanischem Reich, welches von England und Frankreich unterstützt wurde.

Spätestens der Krimkrieg offenbarte die aggressiven Ambitionen Russlands auf dem Balkan, welche österreichische Interessen durchkreuzten. Auch Preußen änderte seine Einstellung gegenüber dem östlichen Nachbarn. Beide Länder begannen strategisch wichtige Städte nahe der russischen Grenze militärisch zu sichern. Aus russischer Seite wiederum wurden ab Mitte des Jahrhunderts die Städte Warschau und Modlin zu Gürtelfestungen ausgebaut. Sie bildeten eine Einheit mit der Festung Zegrze. Zusammen mit der Festung Iwangorod und Brest-Litowsk entstand das große „russisch-polnische Festungsdreieck“.

Festungen des russischen Zarenreichs
nahe der Grenze zu Preußen bzw. Österreich-Ungarn

(c) jeanree - 123rf-com - Bild 103138706

Festung Modlin

Land: Polen
Lage: 52°26'12.31"N 20°41'22.29"E

Der Zusammenfluss der Narew mit der Weichsel gut 50 Kilometer nordwestlich von Warschau war schon immer ein militär-strategisch bedeutsamer Ort. Bereits der schwedische König Karl X. ließ dort im 16. Jahrhundert erste Befestigungsanlagen errichten. Dann wurde es lange Zeit still um diesen Ort bis Napoleon Bonaparte zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Rahmen der Napoleonischen Kriege die Region eroberte und die Wehranlagen zu einer Festung ausbauen ließ. Seiner Herrschaft dauerte nicht lang. Mit seinem Ende fiel Modlin in russische Hand.

Karte: Fetsung Modlin - russische Festungen im 19. Jahrhundert

Festung Modlin
Russische Festungsstadt im 19. Jahrhundert

Nun begann der Ausbau der Stadt zu einer der größten Gürtelfestungen in Europa. Das erfolgte in drei Phasen. Letztlich wurde der Ausbau der Stadt erst kurz vor der Belagerung im Jahr 1915 abgeschlossen.

Weitere Informationen:

Festung Modlin -
russische Gürtelfestung im heutigen Polen
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Festung Warschau

Land: Polen
Lage: 52°13'30.80"N 21° 0'9.09"E

Die Gürtelfestung Warschau wurde im Verlauf des 19. Jahrhunderts von Russland angelegt und schützt die Stadt hauptsächlich westlich der Weichsel. Sie diente seinerzeit zur Absicherung der Gebiets- und vor allem Machtansprüche des russischen Zaren im heutigen Polen. Impulse zum militärischen Ausbau der Stadt war der Novemberaufstand 1830/31 bzw. der Januar-Aufstand 1863/64. Anfangs baute man die Verteidigungsanlagen aus, die die Stadt direkt umgeben. Nach 1886 begann mit mit dem Bau weiterer Festungen westlich bzw. südwestlich von Warschau. Diese Festungen galten aber wegen der Entwicklung der Artillerie schnell als veraltet. Also folgte ab 1890 der Bau eines weiteren, der Stadt weit vorgelagerten Festungsrings - des sogenannten äußeren Festungsrings.

Die Festungen rund um Warschau standen allerdings nicht allein. Sie bildeten zusammen mit denen rund um die Stadt Modlin und der Festung in Zegrze eine Einheit.

Karte: Fetsung Warschau - russische Festungen im 19. Jahrhundert

Festung Warschau
Russische Festungsstadt im 19. Jahrhundert

Festung Zegrze

Land: Polen
Lage: 52°27'58.24"N 21° 1'16.16"E

Zegrze befindet sich im heutigen Polen - nördlich von Warschau und nordöstlich von Modlin. Sie bildete einst zusammen mit den Gürtelfestungen rund um die beiden zuvor genannten Städte das "polnische Festungsdreieck" des russischen Zarenreichs. Für Nikolaus II. hatten sie eine große Bedeutung, weil sie seinen Machtanspruch im heutigen Polen symbolisierten und sicherten.

Im Kern besteht die Festung Zegrze aus zwei Werken, die in gut einem Kilometer Entfernung voneinander platziert waren und zwischen 1892 und 1895 errichtet wurden - ganz in der Nähe des Flusses Narew, den sie unter anderem sichern sollten. Die beiden Werken schützten auch die Nord-/Nordostflanke der Festungen Warschau und Modlin.

Die Werke unterscheiden sich deutlich von vielen anderen Festungen in der Region, was sich allein dadurch erklärt, dass sie viel später errichtet wurden und die Ingenieure hier den modernen Baustoff Beton verwenden konnten (... die anderen Festungen wurden meist aus Ziegelsteinen errichtet und konnten einem Beschuss mit moderner Artillerie daher wenig entgegensetzen).

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Festung Dęblin (Iwanogród)

Land: Polen
Lage: 51°33'11.67"N 21°50'16.39"E

Der Ausbau der heute polnischen Stadt Dęblin zu einer Festungsstadt durch das russische Zarenreich erfolgte im Verlauf des 19. Jahrhunderts in zwei Phasen:

Er begann 1832 mit dem Bau der direkt an der Weichsel liegenden Zitadelle, um mittels dieser einerseits den Schiffsverkehr und andererseits den Übergang über den Fluss zu sichern. Die Zitadelle selbst wurde als fünfeckige Bastionsfestung errichtet. Das Innere dominiert ein riesiges Kasernengebäude mit einer Länge von gut 1.500 Metern.

Karte: Fetsung Deblin - russische Festungen im 19. Jahrhundert

Festung Deblin
Russische Festungsstadt im 19. Jahrhundert

Zwischen 1878 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs entstanden weitere, der Zitadelle vorgelagerte Festungen. Es waren (modernere) Polygonal-Befestigungen, die man im Wesentlichen aus Ziegelsteinen mauerte und erst später mit Beton verstärkte. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs galten sie als veraltet, weil sich zwischenzeitlich die Artillerie derart weiterentwickelt hatte, dass Festungen dieses Typs einem Artilleriebeschuss nicht lange hätten widerstehen können.

Die Festung Iwanogród (so wurde sie von Russland genannt) bildete zusammen mit den Festungen rund um Modlin und Warschau sowie der weiter nördlich gelegenen Festung Zegrze eine Einheit zum Schutz der Westgrenze des russischen Reichs.

Weitere Informationen:

Festung Dęblin -
russische Gürtelfestung im heutigen Polen
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Festung Brest-Litowsk

Land: Belarus und teilw. Polen
Lage: 52° 5'16.45"N 23°39'12.60"E

Die belarussische Stadt Brest liegt direkt an der polnischen Grenze. Im 19. Jahrhundert gehörte die Region allerdings zum russischen Zarenreich, welches die Stadt in den 1840er-Jahren durch Festungen sicherte. Sie wurden zwischen 1836-1842 zum Schutz vor Kongresspolen (einer Geburt des Wiener Kongresses von 1815; es trat die Nachfolge vom Herzogtum Warschau an, welches von Napoleon Bonaparte installiert wurde). Diese Festungen wurden zwischen 1864-1888 und vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs modernisiert.

Festung Brest-Litowsk

Festung Brest-Litowsk
Russische Festungsstadt im 19. Jahrhundert

Brest-Litowsk galt gegen Ende des 19. Jahrhunderts als eine der größten Gürtelfestungen des russischen Zarenreich. Die ursprüngliche Gürtelfestung, also die in den 1840er-Jahren gebauten Anlagen, bestehen im Wesentlichen aus vier Hauptfestungen. Da eine wichtige Aufgabe die Sicherung des Zusammenflusses der Flüsse Muchawez und Bug war, errichtete man sie teilweise auf künstlich angelegten Inseln. Während der Modernisierung (ab 1860) kamen weitere, den bisherigen Festungen vorgelagerte Werke hinzu. Sie befindet sich westlich der Stadt (heute auf polnischer Seite). Damit reagierte man auf die zunehmende Reichweite moderner Geschütze.

Weitere Informationen:

Festung Brest-Litowsk -
russische Gürtelfestung im heutigen Belarus
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Festung Kaunas

Land: Litauen
Lage: 54°53'54.67"N 23°54'12.95"E

Der Bau des Festungsrings zum Schutz der russischen Stadt Kaunas begann 1882/83 und musste mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs abgebrochen werden. In diesen Jahrzehnten entstand rund um die Stadt die am stärksten ausgebaute Gürtelfestung des russischen Zarenreichs.

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