Kuk-Festungen: Gürtelfestung Przemysl

Gürtelfestung im heutigen Polen.
Errichtet im 19. Jahrhundert.
Lage: 49°47'0.66"N 22°46'3.70"E

Die strategische Bedeutung der ehemaligen österreich-ungarischen Festungsstadt Przemysl

Karte: Festungen in Ost-Europa - anno 1900 | Deutschland - Österreich-Ungarn - Russland

Karte: Festungen in Ost-Europa - anno 1900
Deutschland - Österreich-Ungarn - Russland

Die ehemals österreich-ungarische Festungsstadt Przemysl liegt im Südosten Polens. Sie ist eine der großen Städte europäischer Militärgeschichte und zählte lange Zeit zu den am besten ausgebauten Gürtelfestungen des Kontinents. Das hat sie ihrer strategischen Lage nahe der damaligen österreich-ungarischen Grenze zum russischen Zarenreich zu verdanken.

Eigentlich pflegten die beiden Monarchien bis in die 1850er-Jahre hinein freundschaftliche Beziehungen zueinander. Das änderte sich jedoch als Folge des Krimkrieges 1853-1856, an dem Österreich-Ungarn allerdings gar nicht direkt beteiligt war, sondern auf seine Folgen reagierte – nämlich dem spätestens durch den Krimkrieg offen sichtbaren Bestreben des russischen Zarenreichs, seinen Einfluss auf dem Balkan deutlich erweitern zu wollen. Dies war ein Konflikt, der etliche Jahrzehnte später in den Ersten Weltkrieg mündete. Der Krimkrieg selbst wurde zwischen Russland (und seinen Verbündeten) sowie dem Osmanischen Reich (unterstützt von England und Frankreich) ausgefochten.

Aber zurück zu Österreich-Ungarn: Die Kuk-Monarchie in Wien fühlte sich bedroht durch die russischen Ambitionen auf dem Balkan und sah sich wegen des aggressiven Vorgehens Nikolaus I. dazu gezwungen, grenznahen Städte und wichtigen Verkehrsknotenpunkte militärisch sichern zu müssen. Przemysl hatte dabei eine herausragende Bedeutung, weil die Stadt damals als das „Tor zu Ungarn“ galt.

Ausbau der Stadt Przemysl zu einer modernen Gürtelfestung ab der 1880er-Jahre

Lageplan der Gürtelfestung Przemsyl

Lageplan der Gürtelfestung Przemsyl

Wien begann somit in den 1850er-Jahren mit der Befestigung von Przemysl als grenznahe Stadt zum russischen Zarenreich. Anfangs konzentrierte man sich auf die Stadtbefestigung indem man sie ertüchtigte und erneuerte. Der eigentliche Ausbau der Stadt zu einer modernen Gürtelfestung begann in den 1880er-Jahren und endete erst kurz nach der Jahrtausendwende. Zeitweise wurden bis zu 125.000 Arbeiter dazu eingesetzt. Es galt nicht nur eine Vielzahl moderner Festungswerke rund um die Stadt zu errichten, sondern diese selbst zu einer Garnisonsstädte auszubauen.

Während der ersten Phase des Ausbaus Przemysl entstand der innere Festungsring rund um die Stadt, der aus 18 Fort, drei Schanzen und vier Artilleriestellungen bestand. Diese galten allerdings direkt nach ihrer Fertigstellung als veraltet, weil die Artillerie zwischenzeitlich bedeutende Entwicklungssprünge machte. Nicht nur, dass sich die Reichweite moderner Geschütze deutlich erhöhte (so dass die Festungen des inneren Rings die Stadt nicht mehr schützen konnten – sie lagen schlicht zu nah vor ihren Toren). Im Verlauf der 1880er-Jahre kamen auch neue Brisanzgranaten auf – neue Explosivgeschosse, denen Festungen bisheriger Bauweise nicht lange standhalten konnten.

Also begann man in einer zweiten Phase einen äußeren Festungsring rund um die Stadt zu bauen – weit vor den Toren der Stadt. Er hat einen Umfang von 45 Kilometern und bestand aus 15 Hauptforts, 29 Unterstützungsforts und 29 weiteren Artilleriestellungen. Man unterschied diese Festungen allerdings auch noch in anderer Hinsicht: Sieben der in den 1890er-Jahren errichteten Festungen waren moderne Panzerforts – die ersten Festungen dieser Art, die Österreich-Ungarn errichten ließ.

Panzerfestungen waren seinerzeit die Antwort auf die Bedrohung durch Brisanzgranaten. Sie haben ein flacheres Profil als frühere Festungen, die Bauten wurden nicht aus Ziegeln oder Bruchsteinen errichtet, sondern aus den neuen Baustoff Beton – teilweise armiert mit Eisen und Stahl zur Erhöhung der Stabilität. Und die Festungsartillerie wurde durch Panzertürme geschützt.

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