Sébastien Vauban: Citadelle de Bitche
Die urkundlich dokumentierten Ursprünge der Zitadelle von Bitche (frz. Citadelle de Bitche) reichen bis in das 12. Jahrhundert zurück. Seinerzeit kam nämlich der Landesfürst zum Schluss, dass sich in Bitche gleich fünf wichtige Handelswege kreuzten und der diese mit einer gut ausgebauten Festungen verteidigen muss, um seine Privilegien zu wahren. Also errichtete er auf dem 366 Meter langen und bis zu 60 Meter hohen Sandsteinplateau eine entsprechende Festung. Sie galt lange Zeit als uneinnehmbar. Denn einmal abgesehen davon, dass Angreifer sich den Berg hochmühen mussten, war Bitche damals auch von großräumigen Teichen und Sümpfen umgeben. Das führte dazu, dass Feine kein schweres Belagerungsmaterial nahe genug in Stellung nehmen konnten.
Dann begann die ausgesprochen wechselhafte Gesichte von Bitche und letztlich auch der Festung. Über die Jahrhunderte hinweg gaben sich etliche Herrscher die Klinke in die Hand. Mal gehörte zu Lothringen und den entsprechenden Fürstentümern. Mal gehörte die Region jedoch auch zum Heiligen Römischen Reich. Im 17. Jahrhundert jedoch gelang Bitche und somit auch die Festung in den Einflussbereich des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV.. Auch er erkannte schnell die besondere strategische Bedeutung dieses Fleckchens Erde und beauftragte seinen Festungsbaumeister Sébastien Vauban mit dem Ausbau der Festung zu einer Zitadelle. Sie sollte uneinnehmbar sein und Ludwig XIV. war bereit, 2.500.000 Livres d’or dafür zu investieren – eine für damalige Verhältnisse schier unvorstellbare Summe.
Vauban nutzte das Gelände geschickt für die Anordnung von mehrstufigen Geschützetagen. Das ermöglichte im Fall eines Angriffs den Verteidigern ein „gestuftes Feuer“. Er erreichte das durch die Aufteilung des Felsens in einen Hauptteil und zwei detachierte Werke, eine Lünette im Westen und ein Hornwerk im Osten. Die Flankensicherung wurde seinen Plänen entsprechend durch vier aus dem Hauptteil hervorspringende Basteien gewährleistet. Der Ausbau der Zitadelle wurde 1683 in Angriff genommen und endete 1697.
Gut einhundertsiebzig Jahre später – während des deutsch-französischen Krieges 1879/71 – spielte die Zitadelle von Bitche eine wichtige Rolle. Sie wurde insgesamt 230 Tage belagert und starken Bombardierungen ausgesetzt. Die Besatzung der Zitadelle, die aus 800 Mann bestand und einem mehr als zehnmal so großem Herr der Angreifer gegenüberstand, konnte die Festung jedoch halten. Doch der deutsch-französische Krieg ging für Frankreich verloren und fortan herrschte das deutsche Kaiserreich in Elsass-Lothringen. Die erste Priorität der Deutschen war es, wichtige Verkehrsknotenpunkte durch militärische Einrichtungen zu sichern. Also wurde auch die Zitadelle von Bitche modernisiert und von den Deutschen ausgebaut.
Ende des 19. Jahrhundert wendete sich das Blatt für die Zitadelle. Durch die Entwicklung verbesserter Geschütze und die Einführung der modernen Brisanzgranaten verlor die Zitadelle ihre militärische Bedeutung. Sie war einfach zu exponiert auf der Kuppe der Anhöhe platziert und wäre im Fall eines Angriffes mit moderner Artillerietechnik selbst für blinde Kanoniere ein leichtes Ziel gewesen. Die Brisanzgranaten, die hochexplosiv waren, hätten die Kuppe des Berges – also die sich dort befindlichen militärischen Bauten – pulverisiert.
Soweit einige Worte zur eindrucksvollen Geschichte der Zitadelle von Bitche. Abschließend ein paar Anmerkungen zu den nachfolgenden Aufnahmen. Sie teilen sich in zwei Teile. Die erste Serie entstand auf dem Plateau der Zitadelle. Und der zweite Teil bei einem Rundgang um diese.