Festung Graudenz
Graudenz wird gegen Ende des 18. Jahrhunderts preußisch
Im ausgehenden 18. Jahrhundert befand sich das einst mächtige Polen-Litauen, eine föderale Monarchie, die durch die Adelsrepublik geprägt und von einem gewählten Monarchen angeführt wurde, durch anhaltende Kriege und interne Zwistigkeiten in einer Phase der Schwäche. Diese Instabilität öffnete 1768 die Türen für die russische Einflussnahme unter Zarin Katharina II., die die rechtliche und politische Gleichstellung verlangte. Dies stieß auf den Widerstand des polnischen Adels, der sich zwischen 1768-1772 formierte.
Inmitten der Unruhen fand Preußen die Gelegenheit, seine Interessen durch Verhandlungen mit Russland voranzutreiben. Schlussendlich erzielten König Friedrich II. und Zarin Katharina II. eine Übereinkunft, die ohne militärische Konfrontation zur Annexion ausgedehnter Gebiete Polens durch Österreich, Russland und Preußen führte. Preußen erreichte mit dieser Teilung im Jahr 1772 sein lang angestrebtes Ziel, einen territorialen Korridor nach Ostpreußen zu schaffen und somit seine geografische Verbindung zu festigen.
Natürlich wollte Preußen seine neuen Besitztümer, die für das Königreich strategische Bedeutung hatten, sowie die untere Weichsel als wichtige Verkehrsader jeder Zeit angemessen sichern. Das führte zum Bau einer neuen Zitadelle auf einer großflächigen Hochebene gut 1,5 Kilometer vom eigentlichen Stadtzentrum entfernt - direkt auf dem höchsten Punkt des steilen Weichselufers. Unter der direkten Aufsicht von König Friedrich II. begannen die Bauarbeiten an der Zitadelle (auch Feste Courbiere genannt), die zum Dreh- und Angelpunkt der geplanten Verteidigungsstruktur wurde. Wenig später stellte sich der (eigentlich nicht bedachte) präventive Charakter des Bauvorhabens gegen die herannahenden Napoleonischen Kriege heraus. Gouverneur Guillaume René Baron de l'Homme, Seigneur de Courbière, rüstete seine Truppen zur Verteidigung, und der erste Schlagabtausch mit Napoleons Truppen ereignete sich am 4. Dezember 1806 bei Mniszek. Trotz einer Belagerung im Jahr 1807 und dem Ausbruch von Epidemien im Frühjahr fiel Graudenz jedoch nie in die Hände der Franzosen. Nach den Napoleonischen Kriegen diente die Festung als Kaserne, Warenlager und Gefängnis für politische Häftlinge. Tatsächlich verfielen nach 1815 allerdings die Befestigungsanlagen.
Die Befestigungsgruppe Großer Pfaffenberg bei Graudenz
Die imposante Festungsanlage auf dem Großen Pfaffenberg, errichtet auf der höchsten Erhebung und an den westlichen Hängen, zeugt von strategischem Kalkül und Ingenieurskunst. Auf künstlich geschaffenen Terrassen begann im Jahre 1889 die Errichtung der Wehrstruktur. Innerhalb von nur zwei Jahren standen zwei Infanteriebunker und ein Munitionsmagazin. Bis 1895 erweiterte sich das Ensemble um zwei vernetzte Schutzräume, ausgestattet mit gepanzerten Kuppeln: ein Infanteriewerk und eine Panzerbatterie. Die Expansionswelle setzte sich zwischen 1898 und 1900 fort mit einem zusätzlichen Infanteriebunker und sechs 2-Kammer-Wachen im Festungswall, wo auch fünf Doppelstände mit mobilen Panzerlafetten für 5,3-cm-Geschütze Platz fanden. Um 1905 kam ein Sanitätsbunker hinzu, während im Graben vier Beobachtungsposten aus Stahlbeton entstanden. In den Folgejahren wurde die Festung modernisiert, elektrifiziert und ein Wachposten am Haupteingang errichtet. Ein Gitter und ein breiter Gürtel aus Stacheldraht schützten das gesamte Areal.
Was macht die Befestigungsgruppe Große Pfaffenberg so besonders?
Die Panzerbatterien mit ihren 15-cm-Haubitzen sind in gewisser Weise eine Rarität. Nur wenige Festungen im heutigen Polen wurden mit diesen seinerzeit sehr modernen Panzertürmen ausgestattet - die meisten von ihnen findet man nämlich in den Festungen rund um Metz oder Thionville - beide Städte befinden sich im damaligen Reichsland Elsass-Lothringen.
Bei den vier Panzerkuppen handelt es sich um das Modell 93 - gefertigt im Magdeburger Grusonwerk, welches später von Krupp übernommen wurde. Die Haubitzen können zwei Schuss pro Minute abgeben und bei einem Neigungswinkel von 18 bis 32 Grad sogar vier. Ihre Reichweite betrug bis zu 7.200 Meter. Die Besatzung jeder Kuppel bestand aus einem Unteroffizier und vier Kanonieren.
Auch der rotierende Panzerbeobachtungsturm (Modell 94) wurde nur wenige Male produziert. Meines Wissens gibt es nur vier Exemplare von ihnen (ich kann mich täuschen).
Auf der Hauptkaserne der Infanterie befand sich ein weiterer Beobachtungsturm, Modell 96, mit einer verbesserten konischen Form, die das Abprallen einfallender Geschosse erleichterte. Der darin installierte Zeiss-Entfernungsmesser trug maßgeblich zur Präzision der Beobachtung bei.
Festung | Name | Errichtet | Besonderheit | KMZ-Download |
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Batterie | Batterie Böslerhöhe | ca. 1995 | ||
Batterie | Batterie Waldhof | ca. 1905 | ||
Befestigungsgruppe | Befestigungsgruppe Großer Pfaffenberg | 1889-1907 | 5 Panzerbatterien | |
Befestigungsgruppe | Befestigungsgruppe Kleiner Pfaffenberg | 1892-1905 | 2 Batterien + 1 Panzerbatterie | |
Infanteriewerk | Fort Böslerhöhe | 1891-1901 | ||
Infanteriewerk | Fort Gatsch | 1896-1898 | ||
Infanteriewerk | Fort Eichenkranz | 1908-1909 | ||
Infanteriewerk | Fort Neudorf | 1900-1902 | ||
Infanteriewerk | Fort Neuhof | 1900-1902 | ||
Infanteriewerk | Fort Parksen | 1901-1902 | ||
Infanteriewerk | Fort Stadtwald | 1898-1899 | ||
Infanteriewerk | Fort Tannenrode | 1900-1902 | ||
Infanteriewerk | Fort Tarpen | 1898-1899 | ||
Infanteriewerk | Fort Tusch | 1905-1906 | ||
Infanteriewerk | Fort Wisch | 1905-1906 | ||