Panzerfestungen der Barrière de Fer

Wir schauen in das Jahr 1871: Der Deutsch-französische Krieg endete für Frankreich verlustreich und schmachvoll.

Bereits vor Ende der Kampfhandlungen wurde kurz vor den Toren von Paris - nämlich in Versailles - das Deutsche Kaiserreich ausgerufen. Wilhelm I. wurde erster Deutscher Kaiser und das bis damals aus eine Vielzahl mittlerer und kleinerer (Stadt-) Staaten bestehende Deutschland unter der Führung Preußens geeint. Im Herzen Europas entstand eine neue militärische Großmacht.

Das Verhältnis zwischen den Franzosen und Deutschen war schon seit Anfang des Jahrhunderts angespannt - eine Folge der Napoleonischen Kriege. Es gab erhebliche Ressentiments.

Dieser Situation wurde mit der Annexion der beiden französischen Regionen Elsass und Lothringen durch das junge Kaiserreich dann noch die Krone aufgesetzt. Die Spannungen waren greifbar, aber - wie schon gesagt - Frankreich ging gerade als Verlierer aus den nicht einmal ein Jahr dauernden Krieg.

Der französischen Regierung und Generalität offenbarte der Krieg die eindeutigen Schwächen der Armee. Schnell wurde klar, dass man diese von Grund auf neu auf- und ausbauen musste.

Ein Beispiel: Frankreich hatte zwar mehr Fußsoldaten als sein deutsches Gegenüber, aber Preußen wiederum verfügte über mehr und modernere Geschütze. Das war relevant, weil sich spätestens seit des Krim-Kriegs (einem Krieg zwischen Russland und dem Osmanischen Reich zwischen 1853-1856) klar wurde, dass künftige Schlachtfelder von Maschinengewehren und einer schlagkräftigen Artillerie beherrscht werden würden.

Außerdem stand Frankreich ohne Landesverteidigung dar: Damit wiederum sind moderne Festungen gemeint, die damals ein zentraler Bestandteil bei der Landesverteidigung eines jeden Landes in Europa waren. Mit ihnen sicherte man wichtige Städte und Verkehrswege. Die bisherigen Grenzregionen Elsass und Lothringen mit ihren Festungen (auch wenn sie damals schon arg in die Jahre gekommen waren) gehörten nun zum Deutschen Kaiserreich.

Kurzum: Würde es in absehbarer Zeit zu einem erneuten Krieg zwischen Frankreich und Deutschland kommen, hätte das Kaiserreich ein leichtes Spiel, seinen westlichen Nachbarn zu überrennen. Es war zu befürchten, dass Paris im Herzen des Landes erneut in deutsche Hand fällt und auch dieser erneute Krieg für Frankreich verloren gehen würde.

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General Séré de Rivières - Vater der Barrière der Fer

General Séré de Rivières - Erbauer der Barrière de Fer

General Séré de Rivières
(1815 - 1895)

Das war die Stunde von General Séré de Rivières. Er war Festungsbaumeister und hatte kurz vor Ausbruch des Krieges von der französischen Regierung den Auftrag erhalten, die wichtige Industrie- und Grenzstadt Metz militärisch auszubauen. Wegen des Kriegsausbruchs musste er jedoch seine Arbeiten abbrechen.

Rivières wurde als ins Kriegsministerium berufen, wo er seine Pläne zur Sicherung der neuen deutsch-französischen Grenze vorstellte. Es sollte eine neue Festungslinie entstehen, deren Kern die Städte Verdun, Toul, Épinal und Belfort waren. Sie sollten zu waffenstarrenden Gürtelfestungen ausgebaut werden, um im Fall eines Krieges die deutschen Truppen auf ihrem Weg nach Paris aufzuhalten. Seine Pläne waren für Frankreich in gewisser Weise alternativlos, weil man über keine effektive Landesverteidigung verfügte. Revières verfolgte mit seiner neuen Festungslinie im Wesentlichen drei Ziele:

(1) Im Fall eines Krieges galt es, die deutschen Truppen bei ihrem Vormarsch mindestens zu verlangsamen.
(2) Gleichzeitig hätte Frankreich mehr Zeit zur Mobilisierung seiner eigenen Truppen.
(3) Die Festungslinie sollte Ausgangspunkt einer Offensive zur Rückgewinnung von Elsass-Lothringen sein.

Wissenswertes über die Barrière de Fer

Festungen der Barrière de Fer 1874 - 1914

Kurz nach Ende des Deutsch-französischen Krieges 1870/71 beschloss die französische Regierung also den Bau einer neuen Festungslinie zum Schutz seiner östlichen Landesgrenze. Besonders im Fokus dabei stand insbesondere die Grenzregion zum Deutschen Kaiserreich. Man beauftragte mit dem Vorhaben General Rivières, weswegen dieser Festungswall bei den Franzosen auch heute noch als Système de Séré de Rivières bezeichnet wird.

Die Städte Verdun, Toul, Épinal und Belfort sollten zu Gürtelfestungen ausgebaut werden, die Räume zwischen den Städten deckten weitere Festungen. Beim Bau der Festungen setzten die Franzosen auf moderne Polygonalbefestigungen wie sie in Belgien oder Deutschland schon seit Jahrzehnten zum Einsatz kamen.

Dann - in den 1880er-Jahren - kam für die Franzosen der Schock: Die Artillerie hatte in den Jahren zuvor bereits erhebliche Entwicklungssprünge gemacht. Es gab moderne Hinterlader mit gezogenem Lauf, deren Reichweite und Treffgenauigkeit die herkömmlicher Geschütze übertrafen. Darauf hatten sich die Franzosen bereits eingestellt. Doch dann kamen neuartige Brisanzgranaten auf: Das waren torpedoähnliche Geschosse, die man mit Explosivmaterial wie TNT füllte, und die eine enorme Zerstörungskraft hatten. Die bisher von Revières errichteten Festungen galten auf einen Schlag als veraltet, weswegen die Franzosen zwar grundsätzlich an den bisherigen Bauplänen festhielten, aber in zwei Schritten entscheidende Veränderungen vornahmen, um auf die neue Bedrohung zu reagieren. Siehe: Merkmale französischer Panzerfestungen.

In den Jahrzehnten zwischen dem Aufkommen der Brisanzgranaten und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs errichte Frankreich somit eine Linie moderner Panzerfestungen. Wenige von ihnen spielten im Ersten Weltkrieg eine entscheidende Rolle. Viele von ihnen waren für Frankreich aber nutzlos, weil dieser Krieg mit ganz anderen Mitteln ausgetragen wurde als seinerzeit gedacht.

Weitere Informationen:
Französische Festungen der Barrière de Fer.

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