Bunker- und Festungssysteme im Zweiten Weltkrieg
Festungssysteme - errichtet zwischen 1930 und dem Ende des Zweiten Weltkriegs
Geprägt von den Schrecken des Ersten Weltkriegs, der Industrialisierung des Tötens und dem grauenhaften Stellungskrieg insbesondere an der Westfront in Belgien und Frankreich begannen die Militärs aller europäischen Nationen mit der Aufarbeitung gesammelter Erfahrungen. Obwohl alle einte, dass ein derartig blutiger und brutaler Stellungskrieg in einer künftigen Auseinandersetzung zu vermeiden sei, kamen sie jedoch auch zu der Erkenntnis, dass die Landesverteidigung auf einer starken Befestigung der eigenen Grenze fußen sollte.
Ihre Logik dabei war relativ schlicht: Wenn ein Stellungskrieg schon nicht vermieden werden kann (wovon sie alle ausgingen), dann sollten wenigstens die eigenen Soldaten angemessen durch Verteidigungsanlagen, Bunker und betonierte Stellungen heraus kämpfen, um geschützt zu sein. Die eigenen Truppen hätten so gegenüber den Angreifern einen relevanten Vorteil.
Vor diesem Hintergrund begannen etliche europäische Staaten vor oder zu Beginnen bzw. im Verlauf des Zweiten Weltkriegs mit dem Bau neuer Verteidigungsanlagen. Die bekanntesten von Ihnen sind die Maginot-Linie (Frankreich), der Ost-, West- und Atlantikwall (Deutschland) oder der Alpenwall (Italien). Selbst die neutrale Schweiz investierte in ihr Schweizer Réduit.
Festungen des Zweiten Weltkriegs - Fiktion und Wahrheit?
Natürlich nutzten alle Lander, die in den 1930er-Jahren große Teile ihres Staatshaushalts in den Auf- und Ausbau solcher Verteidigungsanlagen investierten, diese auch zur eigenen Propaganda. Motto: Schaut her - was wir alles tun, um den bösen Nachbarn von einer Invasion abzuhalten.
Klar, dass dabei oft die tatsächliche Stärke des umworbenen Verteidigungswall vielfach überhöht wurde. Immerhin hörte der Feind ja mit und sollte auch beeindruckt werden.
Hinzu kamen vielfache Veröffentlichungen, bei denen man schlicht von Übertreibung sprechen konnte:
Legendär empfinde ich diesbezüglich den "European War Map" von Silverstone Radio aus dem Jahr 1939. Die Autoren dieses Faltblatts versuchten den Amerikanern die Situation in Europa, die Stärke der jeweiligen Truppen und deren Verteidigungsanlagen zu veranschaulichen. Man veröffentlicht auch den Aufriss eines Festungswerks der Maginot-Linie.
Die hier gezeigte Bunkeranlage verfügt über mehrere Etagen, unterirdischen Flugzeughangars und Flächen zum Bereithalten der Panzer, über unterirdische Eisenbahnen, die die Bunker miteinander verbunden und über gigantische Subway-Stationen zum Transport von Truppen. Irre, wenn es derartiges in der damaligen Zeit schon gegeben hätte. Oder anders ausgedrückt: Hirngespinste, die man der unwissenden Bevölkerung als Weltsensationen vorstellte.