Festungsbau der Kuk-Monarchie
Festungsbauprojekte Österreich-Ungarns gegen Ende des 19. Jahrhunderts und dem beginnenden 20. Jahrhundert
Festungen im ehemaligen Rajon Tirol und Kärnten (Norditalien)
Das war eine verzwickte Situation: Offiziell waren die Monarchien Österreich-Ungarns und Italien im 19. Jahrhundert miteinander verbündet. Sie bildeten mit dem Deutschen Kaiserreich sogar den sog. Dreierbund. Tatsächlich trauten sie sich nicht über den weg und es schwelten Grenzkonflikte, weil weite Landstriche Norditaliens von der Donaumonarchie beansprucht werden (Südtirol und Trentino).
Um ihren Einfluss auch militärisch abzusichern, errichtete Österreich-Ungarn nach 1860 verschiedene Festungen und Pass-Sperren. So entstanden in den 1870er-Jahren beispielsweise zwischen dem Gardasee und der Schweizer Grenze etliche neue Festungswerke. Gegen Ende des Jahrhunderts weitere die K.u.K.-Monarchie seine Bautätigkeit sogar deutlich auch. Jetzt standen Regionen nordwestlich des Gardasees im Fokus. Es galt, die Pässe in den Dolomiten und dem Brentatals zu sichern. Das sich in den letzten Jahrzehnten die Artillerie sprunghaft weiterentwickelte, errichtete man hier moderne Panzerfestungen - schwer gewaffnete Artilleriefestungen, die auf den Fernkampf ausgerichtet waren und deren Festungsartillerie durch moderne Panzertürme geschützt wurden. Die letzten dieser Werke wurden erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts fertiggestellt – kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs.
Kuk-Festungen im ehemaligen Rajon Tirol
Festungen im ehemaligen Kronland Galizien (Südpolen)
Die österreichisch-ungarische Provinz Galizien befindet sich im Norden des Landes - im heutigen Südosten Polens. Sie grenzte einst unmittelbar an das Deutsche Kaiserreich und insbesondere Russland an. Wichtige Städte waren Lemberg, Przemysl oder Kraukau.
Eigentlich pflegte Österreich-Ungarn eine freundschaftliche Beziehung zum russischen Zarenreich. Das änderte sich als Folge des Krimkrieges 1853-1865, an dem die Kuk-Monarchie gar nicht beteiligt war. Wien wurde jedoch klar, dass Russland unter Zar Nikolaus I. seinen Einfluss auf dem Balkan deutlich erweitern wollte, was wiederum den Interessen Franz Joseph I. entgegenstand. In den 1870er-Jahren fühlte man sich zunehmen vom Zarenreich bedrängt.
In den 1880er-Jahren begann man beispielsweise, die wichtige und grenznahe Stadt Przemysl zu befestigen. Am Anfang modernisierte man die bereits vorhandene, allerdings in die Jahre gekommene Stadtbefestigung, um anschließend einen Ring neuer Forts um die Stadt herum zu ziehen. Als diese Baumaßnahmen abgeschlossen waren, galten die Festungen allerdings bereits als veraltet. Die Artillerie entwickelte sich sprunghaft weiter und verfügte jetzt über neuartige Brisanzgranaten. Das waren Sprenggranaten, deren Wirkung die herkömmlicher Granaten um ein Vielfaches übersteigt. Auf einen Schlag galten alle bis dato errichteten Festungen in Europa als veraltet - also auch die just gebauten Forts rund um Przemysl.
Also entschloss man sich, einen weiten und weit vor den Toren der Stadt liegenden Festungsring (den sogenannten äußeren Ring) zu bauen. Dieser hat einen Umfang von 45 Kilometern und bestand aus etlichen Panzerfestungen - eine neuartiger Festungstyp, den man als Reaktion auf die Brisanzgranaten entwickelte.