Liste: Belgische Festungen

Den belgischen Festungsbau im Verlauf des 19. Jahrhunderts kann man grob in zwei Phasen teilen. Zwei von ihnen gestaltete Henri Alexis Brialmont maßgeblich. Er war in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts der führende Festungsbauingenieur des Landes und beeinflusste mit seinen Plänen sogar den Festungsbau des Deutschen Kaiserreichs, die wiederum in Europa führend waren als es darum ging, ab den 1880er-Jahren auf die Einführung moderner Sprenggranaten auch im Festungsbau zu reagieren.

Erster Ausbau von Antwerpen zu einer modernen Gürtelfestungen (1859 – 1866 )

Louis-Napoléon Bonaparte war eigentlich französischer Staatspräsident. Durch einen Staatsstreich im Jahr 1851 errichtete er eine Diktatur und wurde zum Kaiser von Frankreich gekrönt. Das weckte in Europa und insbesondere im kleinen Belgien schlechte Erinnerungen – waren die napoleonischen Kriege gerade einmal vor 50 Jahren beendet worden.

Das junge Belgien fühlte sich von Frankreich bedroht und formuliert seine Strategie zur Landesverteidigung neu. Sie basierte bisher auf der Wellington-Barriere. Man erkannte aber, dass das Militär zu klein war, um sich so breit aufgestellt gegen Frankreich erwehren zu können.

Obwohl Belgien seit seiner Unabhängigkeit zu einer Wirtschaftsmacht aufgestiegen war, verfügte es nur über eine kleine, anfangs 20.000 und später dann bis zu 350.000 Mann umfassende Armee. Viel für Belgien, zu wenig im Vergleich zu den Nachbarn.

Man entschied sich also, die Landesverteidigung künftig zu zentralisieren. Dazu wählte man Antwerpen mit seinem wichtigen Seehafen aus, den im Fall eines Krieges Großbritannien nutzen konnte, um als Verbündeter zur Hilfe zu eilen. Antwerpen sollte zu einer Gürtelfestung ausgebaut werden – nach den Plänen des Festungsbauingenieurs Brialmont. Er plante wenige Kilometer vor den Toren der Stadt einen (ersten) Festungsring, der zwischen 1859 – 1866 errichtet wurde.

Der Ausbau von Lüttich / Namur (1878 - 1895) und der weitere Ausbau von Antwerpen (nach 1900)

Mitte des 19. Jahrhunderts machte die Artillerie einige bedeutende Entwicklungssprünge. Es begann mit der Einführung modernerer Hinterlader mit gezogenem Lauf, was zur Folge hatte, dass sich die Reichweite der Geschütze enorm steigerte. Zum Ende des Deutsch-französischen Krieges 1879/71 konnten die Preußen aus einer Entfernung von sieben Kilometern unter Beschuss nehmen. Diese Entwicklungen führten dazu, dass Belgien abermals riesige Bauprogramme auflegte.

(1) Es ging einerseits darum, die wichtigen Städte Lüttich und Namur militärisch zu sichern. Mit dem Vorhaben beauftragte man abermals Brialmont. Hier errichtete er die neuartigen Panzerfestungen, die er als Reaktion auf die Artilleriebedrohung entwickelte. Viele Festungen rund um die Städte sind baugleich und haben eine dreieckige Grundform, wurden aus Beton errichtet (einem seinerzeit neuen Baustoff) und mit Artillerie - geschützt durch Panzertürme aus Stahl - versehen.

(2) Ende des Jahrhunderts begann Belgien ein weiteres Bauprogramm aufzulegen, um Antwerpen weiter auszubauen. Damals entstand der zweite Festungsgürtel rund um die Stadt. Brialmont war inzwischen zu alt, um das Projekt betreuen zu können. Obendrein ging man auch weg von den dreieckigen Brialmont-Forts und errichtete klassische Polygonal-Festungen - allerdings alle als Panzerfestungen ausgelegt.

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Festungen rund um Antwerpen

Der Ausbau der wichtigen Hafenstadt und Handelsmetropole Antwerpen zu dem militärischen Zentrum Belgiens im Verlauf des 19. Jahrhunderts erfolgte in drei Phasen.

(1) Dieses gigantische Unterfangen begann mit dem Bau eines ersten Festungsring kurz vor den Toren der Stadt durch General Henri Alexis Brialmont zu Beginn der 1860er-Jahre. Diese sogenannten Brialmont-Forts markierten auch einen Wendepunkt in der noch jungen Geschichte des Festungsbaus in Belgien. Brialmont setzte auf moderne Polygonal-Festungen anstatt bisher als Standard angesehener Bastionärbefestigungen.

(2) Die Zweite Phase begann gegen Ende der 1870er-Jahre. Man erkannte, dass die Brialmont-Forts angesichts der Entwicklung der Artillerie zu nach an der Stadt lagen und keinen ausreichenden Schutz mehr boten. Also beschloss die belgische Regierung einen zweiten, der Stadt weit vorgelagerten Festungsring - anfangs nur aus wenigen Forts bestehend.

(3) Zu Beginn des neuen Jahrhunderts wurden die Bautätigkeiten am zweiten Festungsring rund um Antwerpen wieder aufgenommen. Wegen der abermals weit vorangeschrittenen Entwicklung der Artillerie wurde dazu ein neuer Festungstyp entwickelt. Dieser lehnte sich zwar an frühere Werke von Brialmont (in den 1860er-Jahren) bzw. den ersten Festungen des zweiten Rings (in den 1870er-Jahren) an, unterschied sich jedoch in wichtigen Merkmalen. Einer der größten Unterschiede: Man benutzte den neuen Baustoff Beton anstatt traditioneller Ziegelsteine. Allerdings bewehrte man den Beton nicht mit Stahl, um ihm eine größere Widerstandsfähigkeit bei Beschuss zu verleihen. Ein elementarer Fehler, der sich 1914 rächte.

Festungen des ersten Festungsrings um Antwerpen

Festung

Errichtet

Festungstyp

Google Maps

Fort van Marksem

1871 - 1882

Brialmont-Fort, Festung aus Backstein mit Naturstein verziert.

 

Fort 1 - Wijnegem

1860 - 1864

Brialmont-Fort, Festung aus Backstein mit Naturstein verziert.

 

Fort 2 - Wommelgem

1860 - 1864

Brialmont-Fort, Festung aus Backstein mit Naturstein verziert.

 

Fort 3 - Borsbeek

1860 - 1864

Brialmont-Fort, Festung aus Backstein mit Naturstein verziert.

 

Fort 4 - Mortsel

1860 - 1864

Brialmont-Fort, Festung aus Backstein mit Naturstein verziert.

 

Fort 5 - Edegem

1860 - 1864

Brialmont-Fort, Festung aus Backstein mit Naturstein verziert.

 

Fort 6 - Wilrijk

1860 - 1864

Brialmont-Fort, Festung aus Backstein mit Naturstein verziert.

 

Fort 7 - Wilrijk

1860 - 1864

Brialmont-Fort, Festung aus Backstein mit Naturstein verziert.

 

Fort 8 - Hoboken

1860 - 1864

Brialmont-Fort, Festung aus Backstein mit Naturstein verziert.

 

Fort van Kruibeke

ab 1870

Brialmont-Fort, Festung aus Backstein mit Naturstein verziert.

 

Fort van Zwijndrecht

ab 1870

Brialmont-Fort, Festung aus Backstein mit Naturstein verziert.

 

Fort Sint-Marie

Ursprung ab 1584 / Neubau ab 1865

Polygonale Festung mit vier bastionierten und zwei taillierten Fronten.

 

Fort Sint-Filips

Ursprung ab 1584 / Neubau ab 1865

Langgestreckter, dreikuppeliger Backsteinbau

 

Festungen des zweiten Festungsrings um Antwerpen - erster Ausbau ab 1878

Festung

Errichtet

Festungstyp

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Fort van Kapellen

1887 - 1897

Fast viereckiger Grundriss; Bauten aus Backstein mit Beton verstärkt.

 

Fort van Schoten

1885 - 1893

Trapezförmiger Grundriss, Bauten aus Backstein und Beton.

 

Fort van Lier

1878 - 1893

Trapezförmiger Grundriss, Bauten aus Backstein.

 

Fort van Duffel

1878 - 1892

Fast viereckiger Grundriss; Bauten aus Backstein.

 

Fort van Walem

1878 - 1892

Trapezförmiger Grundriss, Bauten aus Backstein mit Beton verstärkt.

 

Fort van Steendorp

1882 - 1892

Trapezförmiger Grundriss, Bauten aus Backstein mit Beton verstärkt.

 

Festungen des zweiten Festungsrings um Antwerpen - zweiter Ausbau ab 1902

Festung

Errichtet

Festungstyp

Google Maps

Fort van Stabroek

1902 - 1907

Festung zweiter Ordnung, trapezförmiger Grundriss.

 

Fort van Ertbrand

1908 - 1912

Festung zweiter Ordnung, trapezförmiger Grundriss.

 

Fort van Brasschaat

1909 - 1912

Festung zweiter Ordnung, dreieckiger Grundriss.

 

Fort van ’s-Gravenwezel

1909 - 1912

Festung zweiter Ordnung, trapezförmiger Grundriss.

 

Fort van Oelegem

1909 - 1914

Festung erster Ordnung, trapezförmiger Grundriss.

 

Fort van Broechem

1909 - 1914

Festung zweiter Ordnung, trapezförmiger Grundriss.

 

Fort van Kessel

1909 - 1912

Festung zweiter Ordnung; dreieckiger Grundriss.

 

Fort van Koningshooikt

1907 - 1908

Festung erster Ordnung, trapezförmiger Grundriss.

 

Fort van Sint-Katelijne-Waver

1906 - 1914

Festung zweiter Ordnung, trapezförmiger Grundriss.

 

Fort van Breendonk

1906 - 1912

Festung zweiter Ordnung, trapezförmiger Grundriss.

 

Fort van Liezele

1908 - 1914

Festung zweiter Ordnung, trapezförmiger Grundriss.

 

Fort van Bornem

1908 - 1914

Festung zweiter Ordnung, asymmetrischer Grundriss.

 

Fort van Haasdonk

1908 - 1913

Festung zweiter Ordnung, trapezförmiger Grundriss.

 

Festungen rund um Lüttich

In den 1880er-Jahren übertrug die belgische Regierung General Henri Alexis Brialmont die Aufgabe, die wichtige Industriestadt Lüttich militärisch zu sichern. Sein Konzept sah den Bau von insgesamt 12 modernen Panzerwerken vor. Sechs von ihnen sollten große Forts sein und weitere sechs hatten einen kleineren Grundriss. Sie sollten mit einem Abstand von mehreren Kilometern vor den Toren der Stadt bzw. voneinander entfernt errichtet werden, so dass Lüttich von ihnen ringförmig umschlossen wurde. Beim Bau sämtlicher Werke verwendete man den damals noch modernen Baustoff Beton - teilweise armiert mit Stahl, um seine Widerstandsfähigkeit zu erhöhen.

Diese Panzerwerke waren schwer bewaffnet. Die größeren von ihnen stattete man mit schweren Haubitzen (Kaliber 210 mm) und zehn weiteren Kanonen unterschiedlicher Kaliber aus. Zusätzlich installierte man auch Schnellfeuerkanonen und Scharten für Maschinengewehre. Zum Schutz der Artillerie installierte man diese in modernen Panzerkuppeln, die man aus Deutschland bezog. Gleiches gilt auch für die Geschütze größeren Kalibers.

Festung

Errichtet

Festungstyp

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Fort Barchon

1888 - 1899

Panzereinheitsfort, großes Fort

Fort Evegnée

1888 - 1899

Panzereinheitsfort, kleines Fort

Fort Fléron

1888 - 1899

Festung mit Trapezform, großes Fort

Fort Chaudfontaine

1888 - 1899

Festung mit Trapezform, kleines Fort

Fort Embourg

1888 - 1899

Festung mit Trapezform, kleines Fort

Fort Boncelles

1888 - 1899

Panzereinheitsfort, großes Fort

Fort Flémalle

1888 - 1899

Festung mit Trapezform, großes Fort

Fort Hollogne

1888 - 1899

Panzereinheitsfort, großes Fort

Fort Loncin

1888 - 1892

Panzereinheitsfort, großes Fort

Fort Lantin

1888 - 1899

Panzereinheitsfort, kleines Fort

Fort Liers

1888 - 1899

Panzereinheitsfort, kleines Fort

Fort Pontisse

1888 - 1899

Festung mit Trapezform, großes Fort

Festungen rund um Namur

Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts kommt das belgische Militär zu der Erkenntnis, dass das Land mit der kleinen und schlecht ausgerüsteten Armee im Fall eines Krieges nicht in Gänze verteidigt werden kann. Deswegen beschließt man, die Landesverteidigung auf mehrere Städte zu konzentrieren, die jeweils durch waffenstarrende Festungsringe geschützt werden. Neben Antwerpen, Lüttich wird auch Namur als eine dieser besonders zu befestigenden Städte ausgewählt. Vor diesem Hintergrund entstanden zwischen 1888 und 1892 rund um Namur insgesamt neun Festungen. Sie ziehen einen Festungsring rund um die Stadt – in etwas sechs bis acht Kilometern Entfernung. Mit diesem Vorhaben wurde General Henri Alexis Brailmont beauftragt, der die zu errichteten Forts entwickelte und den Bau persönlich überwachte.

Festung

Errichtet

Festungstyp

Google Maps

Fort

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Fort

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