Panzerung als Bestandteil moderner Festungen
Die Marine verwendete in den 1860er-Jahren erstmals Panzerplatten, um Schiffe vor feindlichem Beschuss zu schützen. Bereits während der Sezessionskriege wurden von den Nord- und den Südstaaten Panzerschiffe eingesetzt. Das erste Schiff dieser Art war die Manassas, die 1861 in Dienst gestellt wurde. Anfangs verwende man zum Schutz der Schiffe schmiedeeiserne Platten, die aus mehreren aufeinander genieteten Platten bestanden (Lamellenpanzerung). Ab 1865 ging man dazu über, Walszeisen als Panzermaterial zu verwenden.
Schnell folgte auch die Entwicklung erster Panzertürme, die man ebenfalls bei solchen Schiffen verbaute. Das erste Panzerschiff mit einem drehbaren Panzerturm war die USS Monitor, die wiederum 1862 gebaut wurde. Sie kennzeichnete einen kompletten Schiffstyp und diente zur Verteidigung von Küsten und Flüssen. Ausgehend von den Neuerungen beim Schiffsbau folgte bald auch die Verwendung von Panzerungen bzw. Panzerplatten bei Küstenbatterien - selbstredend zum Schutz der Werke vor feindlichem Beschuss.
Irgendwie irrwitzig, dass man diese Notwendigkeit beim Bau neuer Festungen im Landesinnere anfangs nicht als notwendig ansah. Man glaube nicht an die Effektivität einer solchen Panzerung. Denn anders als bei der Marine, deren Geschütze wegen des Wellengangs eine eher geringere Treffgenauigkeit hatten, ging man bei Landfestungen davon aus, dass angreifende Geschütze wegen ihrer höheren Treffgenauigkeit immer und immer wieder die gleiche Stelle (also auch die Panzerung) beschießen konnten, so dass diese wenig Nutzen hatte. Dann besann man sich allerdings auf den Zweck einer Festung. Sie sollte den Gegner aufhalten. Grundsätzlich am Vormarsch hindern wäre zwar auch ein zentrales Ziel - es erschien aber als unrealistisch. Daher: Alles was die Kampfkraft eine Landfestung verlängerte wurde als zweckdienlich anstehen.
Gepanzerte Geschützkasematten versus gepanzerter Geschütztürme / -kuppeln
Natürlich war zu erwarten, dass fortan verschiedene Ideen miteinander konkurrierten. Man unterschied zwischen gepanzerten Kasematten bzw. abgeschirmten Batterien und Panzertürmen- bzw. Kuppeln. Beide Konzepte unterscheiden sich grundlegend.
Die Geschütze in Kasematten waren fixiert und hatten ein relativ geringes Schussfeld. Im Gegensatz dazu waren die Geschütze in Panzertürmen dreh- und teilweise versenkbar. Ersteres erweiterte das Schussfeld erheblich. Letzteres schützte die Kanonen. Andererseits waren die Kasematten deutlich kostengünstiger zu errichten. Sie wurden daher für Sperrforts oder andere analoge Stellungen als geeignet angesehen. Die Italiener haben sie unter anderen an Orten wie dem Ende des Mont-Cesis-Tunnels eingesetzt. Last but not least eignen sich Kasematten aus Stahl oder Eisen auch für Kaponnieren für die Grabenflankierung einer Festung.
Zum Schutz der auf den Fernkampf ausgerichteten Artillerie einer modernen Festung wurden verschiedene Konzepte entwickelt. Man unterschied zwischen vier verschiedenen Arten von Kuppeln, nämlich verschwindende oder oszillierende Kuppeln mit zentralen Drehpunkt oder auf einem Rollenring. Siehe: Panzertürme.
Eine Besonderheit war die fahrende Panzerkuppel. Wir kennen Sie heute als den Gruson Fahrpanzer. Das war ein mobiles Artilleriegeschütz, das noch im Ersten Weltkrieg zum Einsatz kam und in Deutschland ab 1890 eigentlich zur Grenzbefestigung eingesetzt und auch in etliche andere Länder exportiert wurde.