Deutsche Festungen rund um Metz
Vauban'sche Befestigungen
Die Geschichte von Metz als Festungsstadt begann nicht erst Ende des 19. Jahrhunderts, worauf ich mich nachfolgendend konzentriere. Bereits in den Jahrhunderten zuvor wurde die Stadt militärisch gesichert und fortifikatorisch ausgebaut. Einer der heute bekanntesten französischen Baumeister war Sébastien Le Prestre Vaubau. Er lebte zwischen 1633 und 1707 und diente unter dem sogenannten Sonnenkönig Ludwig XIV.. Etliche seiner Bauten gelten heute als Weltkulturerbe. Und er erhielt von Ludwig XIV. auch den Auftrag, Metz militärisch zu sichern. Seinerzeit entstand rund um den Stadtkern eine bastionäre Befestigungsanlage, die dann in den folgenden Jahrhundert stetig erhalten und erweitert wurde.
Bauten von Séré de Rivières
Später dann - in den 50er-Jahren des 19. Jahrhunderts erhielt General Séré de Rivières von der französischen Regierung den Auftrag, Metz zu einer modernen Festung auszubauen. Seine Pläne sahen vor, dass ein der Stadt vorgelagerter Festungsgürtel diese schützen soll. Dabei sollte es sich um einzelne Forts handeln. Revières konnte seine Pläne allerdings nicht in die Tat umsetzen. Er begann mit dem Bau verschiedener Anlagen, konnte sie aber wegen des inzwischen ausgebrochenen Deutsch-französischen Krieges nicht vollenden. Dann - nach Ende des Krieges, 1971 - fiel Metz an das deutsche Kaiserreich und Revières wurde mit anderen Bauprojekten zur Verteidigung Frankreichs beauftragt.
>> Barrière de Fer.
Historische Karte von Metz von 1897 mit den Vaubau-Befestigungen rund um den Stadtkern und den später von Séré de Rivières geplanten und teilweise erbauten Festungen.
Der Deutsch-franz. Krieg und seine Folgen
Als Folge des Deutsch-französischen Krieges 1870/71 annektierte das junge deutsche Kaiserreich wichtige französische Grenzregionen und fasste sie zum Reichsland Elsass-Lothringen zusammen. Metz war zwar nicht die Hauptstadt dieses Verwaltungsgebiets (das wurde Straßburg), aber zweifelslos die wirtschaftlich bedeutendste Metropole in der Region. Die Stadt mit seiner verkehrsgünstigen Lage hatte für das Kaiserreich hohe Bedeutung. Von hier aus gab es Bahnstrecken nach Thionville, Luxemburg, Nancy, Saarbrücken, Verdun, Reims und nicht zu vergessen Straßburg und selbstredend Paris.
Vor dem 70er-Krieg hatte Metz etwas mehr als 40.000 Einwohner, von denen nicht einmal 2.000 die deutsche Sprache als ihre Muttersprache angaben. Die Mehrheit der dortigen Bevölkerung hatten französische Wurzeln. Insofern verwundert nicht, dass viele von ihnen – nämlich knapp ein Drittel – während der nächsten Jahre ihre Heimat verließen.
Gleichzeitig siedelten sich immer mehr Deutsche an. Die Entwicklung wurde nicht zuletzt dadurch gefördert, dass das Kaiserreich in und um Metz mit einen Bauboom auslösten. Es wurden Kasernen zur Unterbringung der Soldaten benötigt. Und man baute innerhalb kurzer Zeit den Festungsring rund um die Stadt massiv aus. Innerhalb weniger Jahre wandelte sich so die überwiegend französischsprachige Stadt Metz durch Zuwanderung und Stationierung von deutschen Beamten und Militärs zu einer mehrheitlich deutschsprachigen Metropole. Eine Volkszählung zur Jahrhundertwende ergab, dass im Stadtgebiet Metz knapp 80% Deutsch angaben. Innerhalb weniger Jahre war Metz also Deutsch geworden.
Der Ausbau von Metz zur Festungsstadt
Die Generalität des Kaiserreichs und der deutsche Kaiser Wilhelm I. und II. selbst sahen in Metz in erster Linie seine militärische Bedeutung. Die Stadt lag wenige Kilometer von der neuen deutsch-französischen Grenze entfernt und verfügte über ein gut ausgebautes Schienennetzt mit Anschluss an deutsche Bahnzubringer. Beides war im Fall einer militärischen Operation von Bedeutung. In gewisser Weise – nur aus anderem Blickwinkel – schrieben die Franzosen kurz vor Ausbruch des 70er-Krieges Metz die gleiche Bedeutung zu. Sie begannen kurz vor dessen Ausbruch mit dem Ausbau der Stadt zu einer Festung. Die Bauvorhaben mussten aber wegen des Krieges jäh unterbrochen werden.
Das Kaiserreich wiederum setzte diese direkt nach der Annexion fort – meist auf Basis der französischen Baupläne. Es galt die Regionen Elsass und Lothringen militärisch zu sichern und dabei kam Metz als Verkehrsknotenpunkt eine Schlüsselstellung zu.
Quelle der Karte: The Americans in the Great War - V2 The Battle of Saint Mihiel von 1915 / Autor: Michelin & Cie
Nach Fertigstellung des ersten Festungsgürtels rund um die Stadt, der ja – wie bereits erwähnt – vorwiegend aus Festungen französischer Handschrift bestand, bauten die Deutschen einen weiteren Verteidigungswall. Diese Festungen sollten sich jedoch deutlich von den bisherigen Werken unterscheiden. Denn inzwischen hatte sich die Artillerietechnik sprunghaft weiterentwickelt. Es gab Geschütze mit deutlich höherer Reichweite und Treffgenauigkeit und es kamen Sprenggranaten auf. Beides zusammen stellte für alle damaligen Festungen (alter Bauart) eine ernste Bedrohung dar. Das galt übrigens nicht nur für die Festungen rund um Metz, sondern für alle Festungen in Europa.
Einen weiteren Schub beim Ausbau der Stadt Metz zu einem nicht einnehmbaren, militärischen Stützpunkt kam im Jahr 1905: Generalfeldmarschall von Schlieffen entwickelte den sogenannten Schlieffenplan.
Gedanklicher Ausgangspunkt war, dass sich Deutschland in Europa von potenziellen Feinden eingekreist sah – allen voran die Franzosen, den Engländern und insbesondere den Russen. Im Fall einer erneuten kriegerischen Auseinandersetzung rechnete man also mit einem zermürbenden Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und Russland. Der Schlieffenplan von 1905 reagierte darauf und entwickelte eine Militärstrategie, damit umzugehen. Er sah vor, dass ein schneller Krieg mit Frankreich über Belgien geführt werden sollte, um sich dann – nachdem man den Erzfeind im Westen schnell besieht hat – Russland die Stirn bieten kann. Zum Gelingen des Schlieffenplan war es jedoch notwendig, dass das Reichland Elsass-Lothringen als Bollwerk diente, damit französische Truppen nicht von hier aus in Deutschland einmarschieren können. Das gab abermals einen Schub, Metz als wuchtige Festungsstadt auszubauen, denn der Schlieffenplan wurde zur offiziellen Militärstrategie im Fall eines erneuten Krieges.
Die Stadt Metz galt lange Zeit als die am stärksten befestigte Stadt in Europa. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden rund um die Metropole zwei Festungsringe, die hier dargestellt werden. Viele dieser Werke sind heute in Vergessenheit geraden und schlummern im Wald. Sie sind Zeugen längst vergangener Zeiten und Kriege.