Fachbegriffe des Festungsbaus
Fachbegriffe des Festungsbaus
Brisanzgranaten
Das Wort Brisanzgranate ist abgeleitet von dem französischem Wort "brisant" - es steht für zerbrechen, zertrümmern oder auch zerquetschen und beschreibt die Möglichkeiten dieser neuartigen Artilleriegeschosse, die gegen 1880 entwickelt wurden sehr gut. Als Brisanzgranaten (auch Sprenggranaten) bezeichnet man Artilleriegranaten, die mit Sprengstoff anstatt des lang Zeit üblichen Schwarzpulvers gefüllt waren. Es kamen auch Pikrinsäure oder Zellulosenitrat zum Einsatz.
Die Wirkung von Brisanzgranaten übertraf die herkömmlicher Geschosse um ein Vielfaches und ihr Aufkommen hatte maßgeblichen Einfluss auf den Festungsbau gegen Ende des 19. Jahrhunderts.
Welche verheerende Wirkung ein solcher Beschuss hatte, dokumentierte die Deutschen ausführlich zu Beginn des Ersten Weltkriegs. Seinerzeit entstand eine Denkschrift zur Beschießung der belgischen Städte Lüttich, Namur und Antwerpen. Dieses ausführlich bebilderte Dokument befindet sich heute in einem russischen Archiv.
Weitere Informationen:
- Denkschrift zur Beschießung der Städte Lüttich, Namur und Antwerpen.
- Brisanzgranatenkrise im Festungsbau.
- Artillerie im Ersten Weltkrieg.
Biehler-Fort
Als Biehler-Fort (oder Biehlersches Einheitsfort) bezeichnet man preußische Festungen, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurden und einem einheitlichen Grundriss haben. Hans Alexis von Biehler entwickelte ihn. Er nutzte dabei die Grundform einer Lünette, die seit dem 17. Jahrhundert häufig verwendet wurde, verzichtete dabei aber auf das bis dato bevorzugte Bastionärsystem. Die Biehler-Forts haben sowohl die gleiche Grundform als auch einen identischen Innenausbau. Zwischen 1870 und 1890 entstanden siebzig Festungswerke.
Mit Weiterentwicklung der Artillerie- und Waffentechnik wurde das Prinzip kompakter Festungsbauten, welchem letztlich auch das Biehler-Fort folgte, durch die Idee abgelöst, die einzelnen Werke einer Festung im Gelände zu verteilen. Man bezeichnete diese Art einer Festungsanlage als "Feste".
Weitere Informationen:
- Geschichte des preußischen Festungsbaus.
- Biehlersche Einheitsfort.
Brustwehr
Der Begriff der Brustwehr mutet altertümlich an. Gab es sie doch schon bei mittelalterlichen Burgen. Aber auch moderne Festungen, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurden, kannten sie. Hier bezeichnet die Brustwehr ein bauliches Element beispielsweise betonierter Infanteriestellungen. Es ist ein mannshoher Wall oder Mauer, die als Deckung der Soldaten gegen feindliches Gewehrfeuer diente und über die die verteidigenden Soldaten hinweg selbst auf die Angreifer schießen konnten.
Man unterscheidet zwischen einer geschlossenen und einer krenelierten Brustwehr. Wenn sie Zinnen besitzt oder mit Schießscharten ausgestattet ist, wird sie als kreneliert bezeichnet, sonst als geschlossene Brustwehr.
Die hier dargestellte Infanteriestellung mit betonierter Brustwehr und kleinen, durch Stahltüren geschützte Nischen zur Lagerung von Munition ist Teil der Panzerfestung Obergentringen bei Thionville.
Beispiele moderner, betonierter Brustwehren:
- Panzerfestung Luitpold bei Metz.
- Panzerfestung Obergentringen bei Thionville.
- Schütengräben im Ersten Weltkrieg.
Casemate Pamert
Diese Casemate ist quasi "der kleine Bruder" der zuvor vorgestellten Casemate de Bourges. Auch dieser kleine Bunker verfügte im Regelfall über zwei Stockwerke. Er war bis in das frühe 20. Jahrhundert allerdings als Standard mit zwei Hotchkiss-Maschinengewehren ausgestattet. Der Korpus bestand aus Stahlbeton mit einer eigentümlichen Panzerplatte mit Doppelschießscharten. Der Zugang war auf der Rückseite durch einen Hohlgang oder gedeckten Gang möglich.
Detachiertes Werk
Ein detachiertes Werk ist eine der eigentlichen Festungsanlage vorgeschobenes Werk, welches nicht mit der Hauptfestung verbunden ist und daher auf dem selbständigen Kampf ausgelegt wurde. Detachierte Werke waren bei modernen Festungssystemen im 19. Jahrhundert von zentraler Bedeutung. Letztlich wurde diese Idee bei modernen preußischen Festungen (siehe Feste) zur Perfektion gebracht.
Glacis
Als Glacis bezeichnet man das Vorfeld einer Festung, welches von jeglicher Bebauung und Bewuchs freigehalten wird. Dadurch haben die Verteidiger ein freies Schuss- und Beobachtungsfeld. Optimalerweise ist die Glacis zur Festung hin leicht ansteigend, damit der Feind beim Anstürmen bergauf laufen muss.
Graben
Der Graben einer Festung dient zur Verteidigung und stellte bei altertümlichen Festungsanlagen zusammen mit der hoch aufragenden Festungsmauer ein schwer zu überwindendes Hindernis dar. War er obendrein mit Wasser gefüllt (feuchter Graben) erhöhte dieses die Schwierigkeiten für angreifende Truppen.
Selbst moderne Festungen des auslaufenden 19. Jahrhunderts, ja sogar die modernen Panzerfestungen, die von den Deutschen errichtet wurden, verfügten über einen Graben. Er hatte zwar die gleiche Funktion wie bei den Festungen vergangener Jahrhunderte, wies aber gänzlich andere Merkmale auf. Es handelte sich im Regelfall um „trockene Gräben“, in denen weitere Verteidigungsanlagen (Grabenstreiche) installiert waren und/oder in denen man auch eine Vielzahl an Hindernissen platzierte, um ein eventuelles Vorrücken feindlicher Soldaten zu verlangsamen, damit man sie besser bekämpfen konnte.
Kehle
Mit der Kehle einer Festung bezeichnet man den schwächsten Teil der Festung – nämlich die dem Feind abgewandte Seite, wo sich dann auch der Zugang zur Festung befindet. Dieser wäre im Fall eines Kampfes am schwierigsten zu verteidigen gewesen. Um diesen baulich bedingten Schwachpunkt der Festung dennoch besser zu schützen, wurde hier häufig ein Graben angelegt (Kehlgraben). Ältere Festungen verfügen zusätzlich über eine Zugbrücke. Selbstredend ist, dass der Zugang zur Festung selbst nochmals mit Schießscharten gesichert wurde, damit man direkt vor dem Werk befindliche Soldaten unmittelbar unter Feuer nehmen konnte.
Panzerplatte
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts veränderten sich die Prinzipien des Festungsbau grundsätzlich. Inzwischen waren neue Granatentypen im Einsatz, denen Festungen herkömmlicher Bauart nicht standhalten konnten. Also setzte man zunehmend auf Stahl zum Schutz der Geschütze oder fest installierten Maschinengewehren. Hierbei unterscheidet man zwischen Panzerkuppeln (siehe nächsten Abschnitt) und normalen Panzerplatten. Im Gegensatz zu den Panzerkuppeln konnte die Panzerplatte jedoch nur in eine Richtung schützend eingesetzt werden.
Redoute
Als Redoute bezeichnet man im Festungsbau eine geschlossene Schanze – also ein ursprünglich errichtetes (später aber dauerhaft genutzte) Verteidigungsanlage, die nach allen Seiten von gleich starken Verteidigungsanlagen umgeben ist. Eine einfache Redoute hat einen viereckigen Grundriss. Ungünstig war, dass die Verteidiger dann allerdings tote Winkel hatten, die sie mit ihren Waffen nicht ausreichend erreichen konnten. Deswegen wurden häufig auch fünf- oder sechseckige Redouten errichtet.
Eine Redoute wurde früher von 100 bis 300 Soldaten und wenigen Feldgeschützen gehalten. Die Geschütze stelle man sinnvollerweise an den Ecken der Redoute auf, so dass sie die größte Wirkung (im Sinne eines weiten Schussfeldes) erzielen konnten.
Redouten galten bereits im 19. Jahrhundert als überholt. Sie waren für feindliche Artillerie wegen ihrer aufragenden Bauweise weithin sichtbar und konnten so leicht bekämpft werden.
Schanze
Eine Schanze ist ein selbständiges Befestigungswerk, das früher für den Bau einer vorübergehenden Feldbefestigung benutzt wurde. Umgangssprachlich werden heute allerdings häufig auch permanente Befestigungsanlagen als Schanze bezeichnet. Die Ursache ich leicht erklärt: Während Kriegszeiten wurde das Bollwerk gegen den Feind kurzfristig errichtet. Später baute man es aus und nutzte es dauerhaft. Die Herleitung des Wortes Schanze ist recht einfach. Im Mittelalter bezeichnete man so Reisigbündel. Diese wiederum nutze man häufig zum Errichten provisorischer Befestigungsanlagen. Später errichtete man Schanzen aus Erdwällen, so dass im 16. Jahrhundert Erdarbeiten aller Art (zu militärischen Zwecken) als schanzen bezeichnet wurden. Dieser Hintergrund erklärt beispielsweise auch, warum man heute von sich verschanzen spricht, wenn man Deckung hinter einem Wall nimmt, um sich dort auf einen Angriff vorzubereiten.
Eine Schanze ist also ein Befestigungswerk. Man setzte es häufig ein, um Wege oder (im Gebirge) Pässe zu sperren. Dem Grundriss nach unterscheidet man dabei zwischen einer geschlossenen und offenen Schanze – letztere wird auch häufig als Redoute bezeichnet. Der Unterschied zwischen beiden Werken ergibt sich letztlich dadurch, ob alle Seiten geschützt wurden oder ob die Seite, wo die eigenen Truppen lagern ungefestigt war.
Tote Winkel
Der tote Winkel ist der Bereich, in denen die Geschütze einer Festung nicht wirken konnten. Zentrales Anliegen der Festungsbaumeister des 18. Und 19. Jahrhunderts war, diese Bereiche möglichst gering zu halten. Daher entwickelten Sie anfangs Bastionen (also Ausbuchtungen einer Festungsmauer, von denen man direkt vor diese sehen konnte). Perfektioniert wurde dieses Prinzip durch das Bastionärsystem.
Weitere Informationen:
- Geschichte des Festungsbaus.
- Bastionäre Festungen.
Zwischenwerk
Ein Zwischenwerk ist eine kleinere Festungsanlage, die zwischen zwei sogenannten Hauptwerken (also größeren und besser befestigten Anlagen) errichtet wurde. Ziel dabei ist, den Raum zwischen den Werken nochmals gesondert zu schützen, weil er schwierig zu verteidigen war. Diese Kombination aus Haupt- und Zwischenwerken wurde von allen Festungsbaumeistern angewendet. Man findet es bei der Barrière de Fer ebenso wie beispielsweise beim Festungsring rund um Straßburg.