Produzenten deutscher Panzertürme

Geschichtlicher Hintergrund

Entwicklung der Artillerie

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollzogen sich in der Artillerie sprunghafte Entwicklungen, die großen Einfluss auf den Festungsbau jeder Zeit hatten. Es begann damit, dass der Schwede Martin von Wahrendorff neue Hinterladersysteme mit gezogenem Lauf entwickelte, was die Treffsicherheit, Schussfolge und Reichweite dieser Geschütze enorm steigerte. Anfang der 1880er-Jahre entwickelte man dann sogenannte Brisanzgranaten. Das waren torpedo-ähnliche Geschosse, die man mit Explosivstoffen füllte wie TNT und die eine enorme Zerstörungskraft hatten. Beides zusammen erzwang grundlegend neue Konzepte beim Festungsbau - moderne Panzerfortifikationen entstanden.

Schutz der Festungsartillerie

Eine der zentralen Fragen betraf den Schutz der Festungsartillerie. Bisher war die Festungsartillerie unter freiem Himmel platziert, was sich angesichts der neuen Bedrohungen ausschloss. Es entbrannte ein Wettlauf um den Schutz der Festungsartillerie. Er wurde überwiegend zwischen französischen und deutschen Ingenieuren ausgetragen bzw. zwischen französischen und deutschen Rüstungsschmieden, bei denen es sich meist um Schmieden handelte, die zu Beginn der industriellen Revolution gegründet wurden, sich anfangs auf die Produktion von Dampflokomotiven oder Schiffen konzentrierten und dann in die Produktion von Rüstungsgütern einstiegen - ein lukratives Geschäft. Denn jede Nation rief nach neuen Waffen, nach modernen Geschützen und modernen Panzertürmen. Zu letzterem gleich mehr.

Eine Lösung fand man bei der Marine

Anfangs versuchten (die Franzosen) ihre Festungsartillerie durch eigens dafür vorgesehene Kasematten zu schützen. Das hatte allerdings den Nachteil, dass diese zwar den Wucht der Explosion einschlagender Granaten (des Feindes) minderten, aber das Schussfeld der eigenen Artillerie erheblich einschränkte. Die Frage nach war also noch unbeantwortet. Schlussendlich begann mit die Lösung bei der Marine zu suchen. Während des Amerikanischen Bürgerkriegs kamen erstmals gepanzerte Schiffe zum Einsatz und die USS Monitor war dabei das erste Schiff mit einem gepanzerten Geschützturm. Eine Lösung, die auf den modernen Festungsbau übertragen werden konnte.

Die Erprobung erster Panzertürme

Die ersten Panzerfestungen, die diesen Namen auch tatsächlich verdienen, entstanden in den 1880er-Jahren rund um Bukarest: Der belgische Militäringenieur General Henri Bialmont wurde mit ihrem Bau beauftragt. Zuvor galt es allerdings die Frage zu klären, von welchem Produzenten man die Panzertürme, die die Hauptbewaffnung der Festung tragen sollten, beziehen würde. Es fand ein Test statt, indem man deutsche Panzertürme, die die Handschrift von Maximilian Schumann (er arbeitete mit Hermann Gruson zusammen und die Kanonen dazu lieferte die Friedrich Krupp AG) trugen, und französische Panzertürme beschoss, um deren Widerstandsfähigkeit zu testen.

Das war allerdings nur der Anfang: Festungen galten damals als wichtiger Stützpfeiler der Landesverteidigung. Fast alle europäischen Nationen investierten damals Unsummen in den Auf- und Ausbau moderner Gürtelfestungen, um wichtige Städte und strategische Verkehrsknotenpunkte militärisch zu sichern. Besonders intensiv waren dabei die Anstrengungen, die das junge deutsche Kaiserreich unternahm, um die nach dem deutsch-französischen Krieg annektierten Regionen Elsass und Lothringen zu schützen. Frankreich wiederum musste sich mit einem neuen Grenzverlauf zum Erzfeind Deutschland abfinden und diesen mittels der Barrière de Fer militärisch sichern.

Gruson vs. Krupp

Kurzum: Die Nachfrage nach Geschützen immer größerer Kaliber und modernen Panzertürmen war enorm. In Deutschland hatten sich bereits das Tandem Maximilian Schumann und Hermann Gruson etabliert. Die Grusonwerke bei Magdeburg war deren Produktionsstätte. Und sie unterhielten sogar einen 10 Kilometer langen Artillerieschießplatz bei Tangerhütte, um von dort aus die getesteten und vorgeführten Geschütze und insbesondere Panzertürme aus eigener Produktion zu exportieren. Schumann bzw. Gruson kooperierten häufig, standen aber zugleich im Wettbewerb zur Essener Friedrich Krupp AG. In den 1890er-Jahren zog sich Gruson zurück und verkaufte seine Grusonwerke AG an die Friedrich Krupp AG. Einer der wichtigsten Rüstungsgüterproduzenten mit Geschäftsbeziehungen in alle Welt und späterer Ausrüster etlicher Armeen, die im Ersten Weltkrieg gegeneinander antraten, war entstanden.

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Deutsche Ingenieure und Industrielle, die die Entwicklung moderner Panzertürme maßgeblich prägten


Maximilian Schumann

Maximilian Schumann (1827-1889) war preußischer Ingenieuroffizier. Er avancierte in den 70er-Jahren des Jahrhunderts zu einem der wenigen deutschen Spezialisten für die Verwendung von Gussstahl zur Panzerung von Geschützständen. Seiner Feder entsprangen erste Konstruktionen neuartiger Panzerlafetten und Panzerdrehtürme. Um sich ganz seinen Studien und Konstruktionen widmen zu können, quittierte er 1872 seinen Dienst, gründete ein Unternehmen, welches er bereits zehn Jahre später mit der Firma seines erbittertsten Widersachers Hermann Gruson vereinigte.

Miteinander vereint standen sie in einem zunehmenden Wettbewerb mehrerer französischer Industrieunternehmen, die sich auch auf dem Markt tummelten und in kurzer Folge eine Reihe wichtiger Neuerungen hervorbrachten.

Schumann und Gruson entwickelten einen neuen Panzerturm indem sie die Panzerwirkung des mehrere Zentimeter dicken Stahls mit einer Wölbung versahen, die widerstandsfähiger war als flache Platten. Sie entwickelten auch den ersten „Fahrpanzer“. Dabei handelte es sich um eine fahrbare Panzerlafette mit einer 5,3-cm-Schnellfeuerkanone. Die modernen Panzertürme, die gegen Ende des 19. Und Beginn des 20. Jahrhunderts in den Festungen rund um Metz und Thionville bzw. in der Festung Kaiser Wilhelm II. bei Mutzig (Straßburg) installiert wurden, basieren auf den Überlegungen von Maximilian Schumann und Hermann Gruson.

21 cm Turmkanone mit Panzerturm - Modell Gruson
Quelle: Affûts cuirassés tournants, Maximilian Schumann, 1885

Hermann Gruson

Hermann Gruson (1821-1895) - Quelle: wikipedia - gemeinfrei

Hermann Gruson (1821-1895)
Quelle: wikipedia - gemeinfrei

Hermann Gruson (1821-1895) wer ein deutscher Ingenieur und Unternehmer. Er gründete die legendären Gruson-Werke bei Magdeburg, die lange Zeit zu einem der wichtigsten Rüstungsunternehmen in Deutschland zählten. Die Ursprünge seines Unternehmens lagen allerdings im Schiffsbau. Gruson Passion war die Eisen-Gießerei. Er entwickelte Methoden zur Erhöhung der Festigkeit von Gusseisen; der von ihm entwickelte Hartguss hatte große Bedeutung für die Entwicklung des Maschinenbaus und konnte u.a. auch zur militärischen Panzerung in Form von Panzerplatten eingesetzt werden. Zu seinem Sortiment gehörten allerdings auch sogenannte Hartguss-Granaten mit denen bis dahin gebräuchliche Panzerungen durchschlagen werden konnten.

1860 erhielt Gruson vom preußischen Militär erste und umfangreiche Rüstungsaufträge. Nach und nach weitere sich seine Produktpalette für das Militär aus. Anfangs waren es Lafetten für 21-cm-Geschütze, ab 1873 produzierte er Geschütz-Drehtürme. In dieser Zeit tat er sich auch mit Maximilien Schumann zusammen und beide produzierten ab 1882 die Schumann'sche Panzerlafette. Sie waren denen aus französischer Produktion weit überlegen und wurden zum „Kassenschlager“, indem der sie nicht nur in Deutschland, sondern auch in Belgien, Holland, Österreich und Rumänien verkaufte. Eines der heute wohl am ehesten bekannten Produkte sind der Gruson-Fahrpanzer und seine ersten Panzertürme für deutsche Befestigungsanlagen.

Gut zehn Jahre vor seinem Tod wandelte Gruson sein Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um; wenige Jahre später verkaufte er sie an Friedrich Alfred Krupp. Das war 1892. Krupp führte sein Produktionsprogramm fort und baute es aus: Während des Ersten Weltkriegs war man an der Entwicklung des ersten deutschen Panzers beteiligt – dem A7V. In den 1930er Jahren fertigte man Prototypen des Panzer I, der sich zur anfänglichen Standardbewaffnung der deutschen Panzertruppen entwickelte.


Historische Literatur:
- Gruson'sche Panzerlafetten, 1887
- Gruson'sche Hartgussgeschosse, 1878
- Gruson'sche Schiessversuche, 1875

Fried. Krupp AG

Die Friedrich Krupp AG mit Sitz in Essen zählte vor und während des Ersten Weltkriegs zu den führenden Rüstungsgüterproduzenten im deutschen Kaiserreich. Die Anfänge des Unternehmens reichen allerdings bis in das Jahr 1811 zurück als Friedrich Krupp während der Kontinentalsperre Napoleons gegen England mit zwei Teilhabern eine Fabrik zur Herstellung von Gussstahl englischer Qualität und der daraus anzufertigenden Produkte gründete. Obwohl die Qualität seiner Produkte hervorragend war, blieb ihm wirtschaftlicher Erfolg verwehrt. Dieser stellte sich nach seinem Tod erst ein, als sein Sohn Alfred Krupp 1848 das Unternehmen übernahm. Die wichtigsten Produkte waren seinerzeit Maschinen und Maschinenteile – natürlich noch immer aus Gussstahl. Nach und nach erweiterte er die Produktpalette und begann sich ab 1859 auch der Produktion Geschützen im großen Umfang zuzuwenden. Alfred Krupp verstarb 1887 und hinterließ ein Unternehmen mit mehr als 20.000 Mitarbeitern und exzellenten Namen als Rüstungsgüterproduzent.

Friedrich Alfred Krupp (1854-1902) - Quelle: Historische Postkarte

Friedrich Alfred Krupp (1854-1902) / Quelle: Historische Postkarte

Nachfolger wurde sein Sohn Friedrich Alfred Krupp, der bereits Jahre vor dem Tod seines Vaters in die Firma eintrat. Er setzte den Expansionskurs seines Vaters mit großem Erfolg fort. Im gelang auch eine Annäherung zu Hermann Gruson und die spätere Übernahme der Grusonwerke in Magdeburg. Bis dato standen beide Unternehmen im Wettbewerb zueinander.

Friedrich Alfred Krupp erweiterte auch die Produktpalette, indem er sich u.a. um die Herstellung von Panzerplatten, Schiffen und ersten U-Booten bemühte. Augenmerk der Firma lag inzwischen auf der Stahlerzeugung und Verarbeitung. Er verstarb 1902. Ein Jahr später wurde die Friedrich Krupp AG gegründet. Offizielle Schreibweise der Firma „Fried. Krupp AG“.

Verkaufsprospekt der Rüstungsfirma Krupp von 1896

Die nachfolgenden Links führt dich zu dem historischen Verkaufskatalog der Friedrich Krupp AG aus dem Jahr 1896.

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BvD

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