Liste: Festung von Sébastien Vauban
Die Erfindung des Schießpulvers im 14. Jahrhundert hatte für den damaligen Festungsbau weitreichende Folgen: Bisher galten Festungen dann als besonders sicher, wenn sie hoch aufragende Mauern hatten. Burgen oder andere Verteidigungsanlagen dieser Zeit zeigen das sehr deutlich. Die Verteidiger standen auf den Festungsmauern und konnten von dort aus (also von oben herab) die Angreifer effektiv bekämpfen. Diese wiederum versuchten unter hohen Verlusten, die Mauern mit Leitern oder Wehrtürmen zu überwinden. Die Höhe (und eigentlich auch die Dicke) der Mauern waren damals eine Form des Schutzes.
Dann kam 1453 der Sturm der Osmanen auf die Stadt Konstantinopel, die von den neuartigen osmanischen Kanonen der Belagerungstruppen regelrecht sturmreich geschossen wurde. Spätestens jetzt wurde den Militäringenieuren klar, dass just diese hochregende Bauweise angesichts der neuen Waffentechnik ausgedient hatte. Künftige Festungen mussten niedrig und geduckt sein, um im Fall eines Beschusses mit Kanonen möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Außerdem musste der Grundriss der Anlage so angelegt sein, dass jede Stelle direkt vor der Festung mit eigenen Kanonen beschossen werden konnte und es keinen toten Winkel gab, den feindliche Truppen zum Schutz nutzen konnten, um sich den Festungsmauern zu nähern.
Ausgehend von diesen Erkenntnissen wandelte sich der Festungsbau in den nächsten Jahrhunderten maßgeblich. Anfangs nur langsam – immerhin werden neue Festungen nicht alle Tage errichtet. Doch nach und nach setzten sich neue Prinzipien durch und führten schließlich im 17. Jahrhundert zu einer Hochzeit des „modernen Festungswesens“. Das war die Zeit von Sébastien Le Prestre Vauban (1633-1707), der heute vielfach als der Festungsbaumeister des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. bezeichnet wird. Vauban griff die eben erwähnten Prinzipien, die unter anderem von italienischen Festungsbaumeistern ausgetüftelt wurden, auf und entwickelte sie maßgeblich weiter.