Einst war Posen die Hauptstadt der preußischen Provinz Posen. Seine östliche Grenze war gleichzeitig die preußisch-russische Grenze, die es durch einen der größten Festungssysteme in Europa zu sichern galt.
Heute: Poznań - Polen
Deutsche Festungen rund um Posen
Festungen in Ost-Europa - anno 1900 | Deutschland - Österreich-Ungarn - Russland
Poznań (ehemals Posen) ist heute mit seinen mehr als 500.000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt Polens. Die an der Warthe liegende Stadt war während ihrer preußischen Zeit ab 1783 die Hauptstadt der Provinz Posen, dessen Ostgrenze gleichzeitig die preußisch-russische Grenze darstellte. Im Fall eines russischen Angriffs und dem Vormarsch russischer Truppen nach Berlin, stellte Posen das erste Bollwerk dar, welches es in dieser Region zu überwinden galt.
Die Stadt wurde im Verlauf des 19. Jahrhunderts wiederholt militärisch ausgebaut. Man kann grob zwei große Bauphasen unterscheiden:
a) Phase I: Königreich Preußen b) Phase II: Deutsches Kaiserreich.
Deutschen Kaiserreich: Bau des äußeren Festungsgürtels zum Schutz der Stadt Posen
In der ersten Hälfte des Jahrhunderts baute das Königreich Preußen einerseits eine neue Stadtumwallung (Enceinte - Bau ab 1839) und zusätzlich mehrere Forts. Dabei handelte es sich einerseits um Polygonalbefestigungen, die der neupreußischen Befestigungsmanier folgten oder um Turmforts.
Fort
Bezeichnung
Errichtet
Typ
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Fort Prittwitz-Gaffron
ab 1840
Neupreußische Befestigung
Fort Rauch
1830-1839
Neupreußisch Befestigung
Fort Winiary
1830-1843
Polygonale Befestigung
Fort Hake
1830-1839
Turmfort
Fort Radziwil
1830-1839
Turmfort
Fort Roon
1830-1839
Neupreußisch Befestigung
Fort Steinäcker
1830-1839
Lünette
Deutschen Kaiserreich: Bau des äußeren Festungsgürtels zum Schutz der Stadt Posen
Kaiser Wilhelm I. Deutscher Kaiser von 1871-1888
Direkt nach der Reichsgründung legte das junge Deutsche Kaiserreich ein umfangreiches Programm zum Bau moderner Festungen an der West- und Ostgrenze (also der Grenze zu Frankreich bzw. dem russischen Zarenreich) auf. Posen hatte damals wegen seiner Grenznähe eine hohe strategische Bedeutung und obendrein befanden sich auf russischer Seite nahe der Stadt Warschau wichtige Militärstützpunkte Russlands.
Bau eines neuen Festungsrings durch das junge Kaiserreich
In den 1870er-Jahren wurde Posen zu einer Gürtelfestung ausgebaut.
Mitte des 19. Jahrhunderts machte die Artillerie sprunghafte Entwicklungen. Man entwickelte moderne Hinterlader, die eine deutlich höhere Reichweite und Treffgenauigkeit hatten als herkömmliche Vorderlader. Und spätestens der Deutsch-französische Krieg 1870/71, in dem das Königreich Preußen im Vergleich zu Frankreich auf das deutlich modernere Artilleriematerial zurückgreifen konnte, zeigte der deutschen Generalität, dass der Schutz der Stadt Posen durch die seinerzeit vom Königreich Preußen errichteten Befestigungsanlagen nicht mehr ausreichend verteidigt werden konnte.
Die Stadt hatte mit ihrer grenznahen Lage zum russischen Zarenreich jedoch eine strategisch relevante Bedeutung und es galt sie zu schützen. Also beschloss man zeitnah nach der Reichsgründung 1871 den abermaligen militärischen Ausbau von Posen.
Es sollte ein Ring moderner Festungen vor den Toren der Stadt errichtet werden (siehe: deutsche Gürtelfestung). Will ein Angreife die Stadt einnehmen, muss er erst diesen Festungswall überwinden. Die Fort lagen in Schussweite zueinander, so dass sie sich im Fall eines Angriffs auch gegenseitig hätten schützen können.
Der zu errichtende Festungsring sah alles in allem neun Forts und weitere, leichter errichtete und wenige gut ausgestattete Zwischenwerke vor. Der Einfachheit halber nummerierte man die Festungen - eine Vorgehensweise, die auch beim Bau des preußischen Festungsrings rund um Köln angewendet wurde. Und man legte eine gut ausgebaute Ringchaussee an, sodass alle Festungen zum Zwecke der Versorgung miteinander verbunden waren.
Moderne Biehlerforts bildeten die Stütze des Festungsrings
Wie bereits im Abschnitt zuvor gesagt: Der neu zu errichtende Festungsring zum Schutz der Stadt Posen sollte aus neun Festungswerken plus Zwischenwerken bestehen. Bei den Hauptbefestigungen setzte man auf sogenannte Biehlerforts - dem Festungsbaustandard des Deutschen Kaiserreichs unter Wilhelm II..
Biehlerforts waren im Regelfall Artillerieforts mit offenen Kampfstellungen. Sie hatten die Form einer Lünette, wobei sich die Außenmaße der Festung durchaus unterscheiden konnten. Als Bewaffnung dienten Geschützte unterschiedlichster Kaliber - sie reichen von 80 mm, 90 mm bis hin zu 150 mm. Es handelte sich dabei im Regelfall um Kanonen - also Flachfeuergeschütze, mit denen man den Feind direkt anvisieren und bekämpfen konnte.
Das Profil der Biehlerforts war (im Vergleich zu früheren Festungen) relativ flach gehalten. Es galt das Motto: Je weniger der Angreifer von einem selbst sehen kann, desto schwieriger kann er einen direkt unter Feuer nehmen.
Zentral für den Erhalt der Sturmfreiheit des Forts war des umgebene (trockene) Graben mit den dort installierten Abwehrmaßnahmen. Dort waren Nahkampfwaffen installiert. Es galt gegnerische Grabenübertritte auf jeden Fall zu verhindern. Siehe: Sturmfreiheit des Forts.
Ein Biehlerfort konnte bis zu 900 Mann aufnehmen, wobei sich die Unterkünfte der Mannschaften auf der Kehl-, also der Rückseite des Forts, konzentrierten. Links und rechts des Zugangs zur Festung, der selbstredend ebenfalls schwer beschützt wurde, befanden sich häufig zweistöckige Wohnkasernen mit wenig bis keinem Komfort. Ein Beispiel: Die Räume hatten keine Fenster, sondern waren vergittert. Zum Schutz vor Wetter und Temperaturen konnte man sie mit Stahlplatten verschließen, die kleine Öffnungen für die Frischluftzufuhr hatten.
Überblick über die Festungen des äußeren Festungsrings rund um Posen
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