Festungsbauprogramme verschiedener Länder im Vergleich

Als Panzerfestung bezeichnet man einen gegen Ende des 19. Jahrhunderts vom Deutschen Kaiserreich unter Kaiser Wilhelm II. und parallel von Frankreich entwickelten Festungstyp:

Die immer stärker gewordene Artillerie und die enorme Zerstörungskraft neuartiger Sprenggranaten machten es notwendig, die Festungsartillerie, die den Fernkampf führte und die Hauptbewaffnung einer Festung darstellte, durch moderne Panzertürme zu schützen. Gleichzeitig galt es die Infanterie, die für die Nahverteidigung verantwortlich war, durch betonierte und unterirdische Kasematten ebenfalls besser vor feindlicher Artillerie zu schützen.

Wettlauf zwischen der Artillerie und dem Festungsbau

Die enormen Entwicklungssprünge der Artillerie im Verlauf der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten enorme Wirkungen auf den Festungsbau. Das galt insbesondere für das Aufkommen moderner Brisanzgranaten, die über eine sagenhafte Sprengkraft verfügten, die die herkömmlicher Granaten um ein Vielfaches überstieg. Herkömmliche Festungen galten auf einen Schlag als veraltet, weil sie einem Beschuss nicht mehr hätten widerstehen können. Das zeigten schnell eilig durchgeführte Schießversuche des deutschen und französischen Militärs.

Es mussten schnell Lösungen gefunden werden, weil in Europa das Verhältnis der Nationen untereinander von zunehmenden Spannungen geprägt war. Es gab beispielsweise große Ressentiments zwischen den Deutschen und Franzosen, die noch aus der Zeit der napoleonischen Kriege stammten. Gleichzeitig fühlten sich Deutschland und Österreich wiederum von Russland und seiner Expansionspolitik auf dem Balkan bedrängt. Das Festungen seinerzeit eine Stütze der Landesverteidigung war und man mit ihnen strategisch wichtige Orte sicherte, wurde händeringend nach Lösungen gesucht:

  • In der Eile begann man mit Nachbessern und Nachrüsten vorhandener Festungen, indem man beispielsweise die Kasematten eines Fort nicht nur Erde (zum Dämpfung der Geschosswirkung), sondern zuerst und zusätzlich mit Beton und dann mit Erde bedeckte. Und man baute Panzerelemente in die Festungen ein, um deren Artillerie zu schützen. Das waren natürlich keine dauerhaften Lösungen.

  • Daher begannen die Festungsbauingenieure in etlichen europäischen Ländern mit der Weiter- und Neuentwicklung der Festungsanlagen selbst. Bisherige Baupläne mussten überarbeitet werden und man setzte auf den neuartigen Baustoff Beton, den man oft mit Eisen oder Stahl armierte, was zu einer höheren Belastungsfähigkeit führte. Es wurden auch weitere Panzerungen in den Festungen verbaut - allem voran sind hier die Panzertürme zu nennen, mit denen man die Festungsartillerie schützen wollte.

Erste Panzerfestungen der Deutschen und Franzosen

Die nachfolgende Übersicht gibt einen Einblick in die beiden zuvor beschriebenen Phasen. Man sieht, dass das Deutsche Kaiserreicht relativ schnell auf die sich veränderten Rahmenbedingungen reagierte und bereits in den 1890er-Jahren mit dem Bau sogenannter Panzerfestungen begann. .Einen Prototyp findet man heute in Thorn (Polen). Die Feste König Wilhelm I. mit seinen wuchtigen 21-cm-Turmkanonen mit Panzerung gilt als Vorläufer eines neuen Festungstyps, den die Deutschen als "Feste" bezeichneten. Kurz darauf wurde mit dem Bau der Feste Kaiser Wilhelm II. bei Straßburg im Elsass begonnen. Sie stand Modell vielen anderen Festungen, die im darauffolgenden Jahrzehnt errichtet wurden.

Aber natürlich reagierten auch andere Nationen auf die Situation. Frankreich beispielsweise war gerade mitten im Bau seines neuen Verteidigungswalls - der Barrière de Fer. Sie sollte die durch den Deutsch-französischen Krieg 1870/71 neu gezogene Grenze zu Deutschland schützen. Wie schon erwähnt: zuerst passten auch die Franzosen ihre Baupläne an und entwickelten erst mit der Zeit eine auf den Artilleriekampf mit Brisanzgranaten ausgerichteten Festungstyp. Siehe: Merkmale französischer Panzerfestungen.

Festungsbauprogramme verschiedener Länder in Europa zwsichen 1885 und 1907

Quelle: Fortification cuirassée et les forteresses au début du XXe siècle: 1906-1907, liste des planches de la 1re partie

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