Panzertürmen, die im 19. Jahrhundert entwickelt wurden

Zuerst einmal: Was ist ein Panzerturm?

Zuerst einmal: Was ist eigentlich ein Panzerturm?
Dazu findet man in alten Konversationslexikons eine gute Definition:

"Panzerturm - gepanzerter Geschützstand für ein oder zwei Geschütze ... der oben geschlossene Panzerturm dreht sich mit dem Geschütz, um diesem das Feuern nach allen Richtungen zu gestatten, entweder um eine wirkliche senkrechte Achse, wie die Panzerlafette, oder um eine ideelle Achse auf einer Rollbahn mit Laufrollen oder Laufkugeln, die unter der senkrechten Wand am Panzerturms befestigt sind, Panzerdrehturm. ... Der Oberbau des Turmes erhielt durch Gruson bei seinen Hartgusstürmen die Kuppelform, die heute auch bei Panzerlafetten und Panzertürmen der Küsten- und Binnenlandsbefestigungen gebräuchlich ist. Die gewölbte, in Hartguss hergestellte Panzerdecke der Panzertürme legt sich auf einen Vorpanzerring auf .... Die Scharten, die sich in der gewölbten Decke befinden, bilden die unvermeidliche Schwäche des Turmes, der an dieser Stelle durch das feindliche Feuer am leichtesten verletzbar, sonst aber infolge der sphärischen Kuppelform (ein deutsches Konstruktionsprinzip, das seinerzeit in Konkurrenz mit andern, speziell französischen, weite Verbreitung fand) äußerst widerstandsfähig ist."

Quelle: Meyers-Konversationslexikon, Band 15 aus dem Jahr 1908 (Seite 378).

Panzertürme - verschiedene Konzepte

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurden vor allem in Frankreich und Deutschland verschiedene Konzepte entwickelt, die Festungsartillerie durch Panzerkuppeln vor feindlichen Treffern zu schützen. Im Wesentlichen unterschied man zwischen vier Arten von Kuppeln, nämlich (1) verschwindende oder (2) oszillierende Kuppeln mit (3) zentralen Drehpunkt oder (4) auf einem Rollenring. Eine Besonderheit war die fahrende Panzerkuppel. Wir kennen Sie heute als den Gruson Fahrpanzer. Letzteres war ein Artilleriegeschütz, das noch im Ersten Weltkrieg zum Einsatz kam und in Deutschland ab 1890 eigentlich zur Grenzbefestigung eingesetzt und auch in etliche andere Länder exportiert wurde.

Dreh- und Verschwindetürme
Dreh- und Verschwindetürme

Die Besonderheit des Dreh- und Verschwindepanzers ist, dass sich in dem oberen Teil des den Panzerturm tragenden Schachts ein flacher Zylinder auf- und abbewegen kann. Dieser schließt in der Tiefstellung mit dem oberen Rand des Vorpanzers ab und ist von außen nicht zu sehen. Erst in der Hochstellung ragt er so weit empor, dass die in der Seitenwand sich unter dem Deckel befindliche Schafte sichtbar wird. Das Ausbalancieren des Gewichts des Turms erfolgt hier durchweg mittels Gegengewichten, die entweder an über Rollen geführten Ketten hängen oder sich am langen Arm eines doppelarmigen Hebels befinden. Der Verschwindepanzer wurde vorwiegend mit leichten Schnellfeuerkanonen bewaffnet und ist in der Regel mit sog. Schlittenlafetten versehen, auf denen das Rohr in der Hochstellung durch die Scharte geschoben wird. Dadurch ist es möglich, der Panzerkuppel geringe Ausmaße zu geben.

Dreh- und Verschwindepanzer gehörten in Frankreich zur Standardausstattung moderner Panzerfestungen. Beispiele franz. Festungen:
- Fort de Douaumont (Verdun)
- Fort de Froideterre (Verdun)
- Ouvrage de la Falouse (Verdun)

Dreh- und Rollenkranztürme

Bei den Dreh- und Rollenkranztürmen bildet die flachgewölbte Panzerkuppen, an deren Rand sich die Scharte befindet, den oberen Abschluss eines eisernen Zylinders. Der Boden, auf dem die Minimalscharten-Lafette steht, ist nach Art der Drehscheibe in damaligen Bahnhöfen konstruiert und ruht auf konischen Walzen oder Kugeln. Das gesamte Gehäuse kann durch mechanische Kraftübertragung um 306° gedreht werden. Der freie Raum zwischen dem eigentlichen Turm und dem Vorpanzer bzw. der Betonummantelung bildet einen Umgangskorridor. Dieser ist gegen den Turm und die unteren Räume möglichst gasdicht abgeschottet. Die Bewaffnung dieser Panzertürme besteht meist aus einem oder zwei mittleren oder schweren Flachbahngeschützen, deren Rohre zur Ersparnis von Raum und Material verkürzt wurden, die aber dennoch ein stück aus der Scharte herausragen.

Beispiele franz. Festungen Festungen mit Dreh- und Versenkpanzer:
- Fort de Villey le Sec (Toul)

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Panzerlafette

Die Panzerlafette wurden von Oberstleutnant Schumann erfunden und seine Konstruktion war Eigentum und Spezialität der Friedrich-Krupp-Gruson-Werke.

Das Prinzip der Panzerlafette war auch die Vorlage für die modernen Panzertürme, mit denen später moderne Panzerfestungen des Deutschen Kaiserreichs ausgestattet wurden - siehe: Panzertürme deutscher Festungen.

Die flachgewölbte Panzerkuppel bildet den oberen Abschluss eines Pilzes und liegt für gewöhnlich gasdicht auf dem Rand des Vorpanzers auf. Der Stiel des Pilzes wird durch die mit der Kuppen fest verbundenen Lafettenwände gebildet, zwischen denen sich die Schildzapfen bzw. ein das Rohr umschließender Ring auf und ab bewegen. Die Lafettenwände enden unten in eine Buchse, die das flach abgeschnittene obere Ende einer Säule umschließt. Die (gedachte) Mittellinie des Pilzes geht durch die Mitte der Säule, so dass diese aufrecht steht und bei leichten Schwankungen von selbst wieder in die Ausgangslage zurückdreht. Die Pivotsäule ruht ihrerseits drehbar in einer Fußplatte und kann mittels einer Schraubenmutter etwas angehoben und wieder abgesenkt werden. Zum Justieren des Panzerturms muss die Pivotsäule und mit ihr der gesamte Turm etwas angehoben werden, damit zwischen dem Vorpanzer und der Kuppel der nötige Spielraum entsteht. Die Drehung der Lafette mit der Pivotsäule erfolgt dann mittels eines Handgetriebes.

Beispiele deutscher Festungen mit Panzerlafetten:
- Feste Karl Friedrich (Metz)
- Feste Kaiserin (Metz)
- Feste Kronprinz (Metz)

Fahrpanzer

Der fahrbare Geschützpanzer greift seiner Zeit weit voraus. Man unterscheidet zwischen zwei Arten: Der Gruson-Schumann'schen fahrbare Panzerlafette für leichte Schnellfeuerkanonen und die weniger bekannten, beweglichen Panzerbatterien von Mougin für Kampfgeschütze.

Die fahrbare Panzerlafette besteht aus einem tonnenartigen Blechgehäuse mit einer Tür auf der Rückseite und einer nur splittersicheren, drehbaren Panzerkuppel. In Feuerstellung ist die Lafette in einer ständigen mit Beton befestigten Nische einer Brustwehr eingebaut, so dass nur die Kuppel über die Brustwehr herausragt. Zum Transport, der durch Perde oder Mannschaften erfolgte, wird die Lafette mittels der am Boden befindlichen Rollen auf einem zweirädrigen Karren geschoben.

Im Gegensatz dazu: Die bewegliche Panzerbatterie von Mougin besteht aus einem neuartigen Eisenbahnwagon, dessen Bordwand und die Decke gepanzert waren. Der Wagen diente zur Aufnahme von drei 15,5 cm-Kanonen, welches in besonderer Lafettierung durch Scharten des Vorpanzers feuerten. Die Batterie läuft auf Schienen hinter einen Brustwehr.

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Panzerturm mit Drehkuppel

Bei diesem Modell ist nur die Panzerkuppel drehbar. Sie greift mit ihrem Rand auf den Vorpanzer über und dreht sich auf diesem mittels eines Kugellaufkranzes. Der Vorpanzer ist mit einer ringförmigen Aufbiegung versehen, um die Fuge des Laufkranzes zu decken. Die Lafette wiederum ist unverrückbar an der Panzerkuppen befestigt und mach zum Nehmen der Seitenrichtung die Drehung der Kuppel mit. Als Bewaffnung der Drehkuppel nutzte man meist leichte Schnellfeuerkanonen oder leichte und Mittlere Steilfeuergeschütze, deren Rohre in der Regel aus der Scharte herausragen.

Kugelmörser

Auch der Kugelmörser war eine Erfindung der Friedrich Krupp-Gruson-Werke - führte aber in eine Sackgasse. Es gabe keine Weiterentwicklung. Dennoch nenne ich den Kugelmörser hier - der Vollständigkeit halber.

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