Garnison Wünsdorf
Wünsdorf ist ein kleines Kaff rund 40 Kilometer südlich von Berlin. Um genau zu sein, ist es sogar nur ein Ortsteil von Zossen im Landkreis Teltow-Fläming mit heute gerade einmal 6.200 Einwohnern. Doch Wünsdorf galt lange Zeit als verbotene Stadt - im Volksmund wurde dieser Fleck Erde auch Lenin-Stadt genannt. Denn hier war das Oberkommando der GSSD in der DDR.
Aber der Reihe nach: Zu Beginn des letzten Jahrhunderts beschloss die Königlich Preußische Armee die bereits bestehenden Truppenübungsplätze rund um Jüterbog und Kumnmersdorf um ein weiteres Areal zu erweitern. Die Wahl für auf die Umgebung von Wünsdorf. Es entstand ein zusammenhängendes, 6.000 Hektar großes Areal. Diesem Beschluss folgten umfangreiche Bauarbeiten, denn es galt, den neuen Standort angemessen auszubauen.
Durch den Ersten Weltkrieg forcierte Wünsdorf zum Hauptquartier der Reichswehr. Das war eine für den Ort folgenschwere Entscheidung der Militärs. Es folgte ein systematischer Ausbau des Standorts, der letztlich die weitere Zukunft der Stadt bestimmen sollte. Denn nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten stationierte die Wehrmacht ab März 1935 in Wünsdorf das Oberkommando des Heeres und 1938 folgte auch das Oberkommando der Wehrmacht. Am 20. April 1945 wechselten abermals die Fahnen auf den Gebäuden der Garnisonsstadt ihre Farben. Die sowjetischen Truppen marschierten in die Stadt ein. Wegen der günstigen Lage richtete Marschall Schukow hier auch sein Hauptquartier ein, um sich auf die kommende Schlacht um Berlin vorzubereiten.
Wjunsdorf (Вюнсдорф), wie dieser Ort von den Russen genannt wurde, blieb auch während der DDR-Zeit eine Schaltzentrale der (sowjetischen) Macht, da es als Sitz des Oberkommandos der GSSD (Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland) auserkoren wurde. Von hier aus startete bis 1994 ein täglicher Zug nach Moskau - es gab also eine direkte Verbindung zu Machtzentrale im Sowjetreich. Für Bürger der DDR war das gesamte Areal natürlich Sperrgebiet und man gar gut beraten, dieses Gebiet nicht ohne triftigen Grund zu betreten. Innerhalb des riesigen umzäunten und ummauerten Geländes, welches die GSSD für sich vereinnahmte, befanden sich bis 1994 zahlreiche sowjetische Einrichtungen – militärischer Natur natürlich, aber auch Kindergärten, Schulen, Sportplätze, Schwimmbäder und last but not least Geschäfte.
Der Abzug der Russen erfolgte 1994. Sie hinterließen eine menschenleere Militärstadt und ein Areal von 260 Hektar, welches vielfach durch Chemikalien, Altöle und Munitionsreste verseucht ist.