Maginot Linie: Gros Ouvrage Schoenbourg
Das Gros Ouvrage Schoenenbourg befindet sich rund achtzehn Kilometer nördlich der gleichnamigen Stadt beziehungsweise acht Kilometer südlich von Wissembourg. Es gehört zum Festungsabschnitt Haguenau der Maginot-Linie. Dieser erstreckte sich ursprünglich vom Werk Hochwald-West bis zum Rhein nördlich von Drusenheim. Mit Kriegsbeginn wurden dem Abschnitt weitere Festungswerke zugeordnet. Neben etlichen Kasematten und kleineren Infanteriewerke bilden die Artilleriewerke Four-à-Chaux, Hochwald-West und Schoenenbourg das militärische Rückgrat des Abschnitts.
Wesentliche Aufgabe des Festungswerks Schoenbourg war einerseits, die Flanke des westlich gelegenen Werks Hochwald-West zu decken und andererseits die östliche gelegenen Kasematten und Infanteriewerke mit seiner Artillerie zu schützen beziehungsweise im Fall eines Kampfes zu unterstützen.
Das Festungswerk ist eines der wenigen ursprünglichen Anlagen der Maginot-Linie, welches man besuchen kann. Dies kann ich jedem Interessierten sehr ans Herz legen. Denn der Verein, der sich um den Erhalt des Werks kümmert, arbeitet ausgesprochen professionell und die Führungen sind sehr gut respektive informativ. Wie gesagt: Empfehlenswert.
Dieses eindrucksvolle Artilleriewerk verfügt über fünf Kampfblöcke, die ungefähr zwei bis drei Kilometer von den (ebenfalls gut bewaffneten) Mannschafts- und Materialeingängen entfernt liegen. Eine Besonderheit der Festung ist, dass - anders als alle anderen Werke - Schoenenbourg über kein zentrales Munitionslager verfügte. Sie wurde vielmehr in kleineren Lägern in unmittelbarer Nähe der einzelnen Kampfblöcke vorgehalten.
Kampfblock 1 war diente der Infanterie. Er war mit einer 47-mm-Panzerabwehrkanone, zwei Zwillingsmaschinengewehren und zwei MG-Panzerkuppeln ausgestattet.
Kampfblock 2 war ebenfalls eine Infanteriekasematte. Er verfügte ebenfalls über eine 47-mm-PAK, jedoch nur über ein Zwillings-MG und eine MG-Panzerkuppel.
Kampfblock 3 bis 5 waren der Artillerie zugeordnet. Dort wurden 75-mm-Haubitzen und MG-Panzerkuppeln installiert (Block 3 und 4). Im Block 5 hingegen verbauten die Franzosen einen 81-mm-Granatwerfer und eine MG-Panzerkuppel.
Schoenenbourg kann man als typisches Artilleriewerk der Maginot Linie bezeichnen, denn es vereinigt Elemente, die beim Bau vieler Anlagen relevant waren. Drei Beispiele: Die Zugänge für Munition/Material und Mannschaften waren voneinander getrennt und wurden in großer Entfernung von den eigentlichen Kampfblöcken angelegt. Darüber hinaus baute man in die Kampfblöcke (fünf an der Zahl - dazu gleich mehr) bevorzugt versenkbare Panzertürme ein. Sie waren im Fall eines Angriffs oder Treffers besonders gut geschützt. Außerdem betrug ihr Schussfeld 360°. Selbstredend (und deswegen nur der Vollständigkeit halber genannt) war, dass das Werk über einen gewissen Zeitraum autonom agieren konnte, weil es über eigene Wasser und Stromversorgung verfügte, über unterirdische Kasernen für die 630 Soldaten, eine Küche und einen medizinischen Bereich - dieser allerdings ohne zahnärztliche Versorgung.
Anders als viele andere Infanterie- und Artilleriewerke der Maginot-Linie war das Ouvrage Schoenenbourg im Verlauf des Zweiten Weltkriegs in schwere Kampfhandlungen verwickelt. Die deutsche 246. Infanteriedivision wollte im Mai/Juni 1940 zwischen Hoffen und Oberroedern durchbrechen. Schoenenbourg hätte das vereiteln können und wurde daher massiv bekämpft. Die Kampfhandlungen intensivierten sich insbesondere zwischen dem 14. bis 25. Juni 1940. In diesen Tagen verschoss das Artilleriewerk insgesamt 13.388 Granaten (von 16.474 während des gesamten Krieges).
Da die Deutschen erkennen mussten, dass sie das Werk weder umgehen noch mit "einfachen Mitteln" kampfunfähig machen konnten, wurde schwere Artillerie zusammengezogen. Es kam unter anderem ein schweres Eisenbahngeschütz mit einem Kaliber von 28 cm zum Einsatz. Am Morgen des 21. und 22. Juni intensivierten sich nochmals die Kämpfe um die Festung. Die deutsche Luftwaffe fliegt insgesamt drei Angriffswellen, an denen bis zu dreißig Stukas beteiligt waren - teilweise bestückt mit 500- bzw. 1.000-kg-Bomben.
Da es der Luftwaffe nicht gelang, die Kampfblöcke der Festung trotz direkter Treffer auszuschalten, verlegten die Deutschen sogar einen 420-mm-Skoda-Mörser in die Region. Es folgte ein massiver Beschuss dieser mörderischen Waffe, der das Werk aber auch nicht zum Fall brachte. Vielmehr versenkten die Franzosen während des Beschusses die Panzertürme, um sie dann in den kurzen Kampfpausen auszufahren und ihrerseits wieder das Feuer auf anrückende Feinde zu eröffnen. Das Blatt wendete sich, als einige Zeit später vom französischen Oberkommando der Befehl erging, dass die Festungstruppen der Maginot-Linie ihre Werke verlassen müssen. Die Besatzung von Schoenenbourg ging - diesem Befehl folgend - in Kriegsgefangenschaft.
Jeder, der die von mir empfohlene Führung durch das Ouvrage Schoenenbourg erlebt, wird feststellen, dass man noch heute stolz darauf ist, dass diese Festung nicht eingenommen werden konnte.