Festungen der Maginot-Linie

André Maginot


André Maginot
(1877-1932)

Er war französischer Politiker und diente ab 1917 als Minister verschiedener Ressorts - unter anderem als Kriegsminister. Er förderte den Aufbau einer Festungslinie entlang der Grenze zu Deutschland. Sie wurde 1935 offiziell Maginot-Linie genannt.

Maginot-Linie: Festungslinie im Zweiten Weltkrieg

Frankreich setzte über Jahrhunderte hinweg auf Festungen, um seine Landesgrenzen zu schützen. Lange Zeit war das auch ein probates Mittel zur Landesverteidigung, weil Eroberungskriege meist Festungskriege waren. Man nahm die bedeutendste Stadt (also Festung) einer Region und war danach Herr über die gesamte Region. Doch das änderte sich im Verlauf der Zeit und spätestens der Erste Weltkrieg offenbarte ein gänzlich neues Gesicht des Krieges. Die zuvor von den Franzosen errichtete Barrière de Fer, ebenfalls eine Festungslinie an der deutsch-französischen Grenze war nutzlos.

Die Festungen waren unter anderem nutzlos, weil sie sich an der direkten Grenze zu Deutschland konzentrierten. Bekanntlich folgten die Deutschen im Ersten Weltkrieg jedoch dem Schlieffen-Plan und marschierten über Belgien in Frankreich ein, wo es eine solche Verteidigungskette nicht gab. Vor all diesen Hintergründen ist es für mich kaum nachvollziehbar, dass Frankreich in den 1920er- 1930er-Jahren abermals Pläne für den Ausbau einer neuen Festungslinie an der deutsch-französischen Grenze realisierten. Und abermals konzentrierten sich die Verteidigungsanlagen auf den direkten Grenzverlauf, weil man eine Wiederholung der Geschichte (Einmarsch durch Belgien) ausschloss.

Beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges galt die neue Festungslinie der Franzosen – die Maginot-Linie – als unüberwindbar. Sie wog die Franzosen in einer trügerischen Sicherheit, denn niemand rechnete damit, dass sich die Geschichte wiederholt. Abermals fielen deutsche Truppen über Belgien (sie wählten diesmal den Weg durch die Ardennen) in Frankreich ein, umgingen somit die waffenstarrenden Festungen der Maginot-Linie, um sie schließlich aus dem rückwärtigen Raum anzugreifen. Und natürlich hielten etliche Festungen diesen Angriffen stand. Das half aber nichts, weil deutsche Truppen längst auf dem Weg nach Paris waren, um Frankreich den „Todesstoß“ zu geben.

  • Gros Ouvrage Molvange - Festung der Maginot-Linie
  • Gros Ouvrage Bréhain - Festung der Maginot-Linie
  • Gros Ouvrage Bréhain - Festung der Maginot-Linie
  • Maginot-Linie - Gros Ouvrage Latiremont
  • Gros Ouvrage Bréhain - Festung der Maginot-Linie
  • Gros Ouvrage Molvange - Maginot Linie
  • Festungen der Maginot-Linie - französische Bunker des 20. Jahrhunderts - www.festungen.info
  • Gros Ouvrage Molvange - Festung der Maginot-Linie

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Maginot-Linie: Propaganda oder Wirklichkeit?

Die französische Regierung und selbstredend André Maginot feierten den Bau der Maginot-Linie. Historiker sind sich heute allerdings einig, dass dieser Festungswall entlang der deutsch-französischen Grenze maßgeblich zur „französischen Selbstzufriedenheit“ angesichts der wiederauflebenden deutschen Militärmacht nach dem Aufstieg von Adolf Hitler im Jahr 1933 beitrug (Quelle: Encyclopaedia Britannica). Fest steht, dass Propaganda und Wirklichkeit ziemlich weit auseinanderklafften. Das Konzept der Maginot-Linie hatte einige Schwachpunkte, die später – als es wirklich zur militärischen Auseinandersetzung zwischen Deutschland und Frankreich kann – eine wesentliche Rolle spielten.

(1) Die Maginot-Linie schützte nur Teile der Grenze:

Allem voran muss hier der Irrtum genannt werden, dass es einer Verteidigungslinie ausschließlich (!) entlang der direkten Grenze zu Deutschland bedurfte. Womit die Franzosen nicht rechneten und man kann heute nur darüber streiten, ob das Blauäugigkeit war oder verantwortungsloser Leichtsinn: Geschichte kann sich wiederholen. Zu Beginn des Westfeldzuges von Nazi-Deutschland marschierten die deutschen Truppen abermals über das neutrale Belgien in Frankreich ein. Diesmal allerdings über die Ardennen. Die Maginot-Linie konnte sie nicht stoppen, weil sie hier besonders schwach ausgeprägt war. Die mächtigen Infanterie- und Artilleriewerke insbesondere in Lothringen waren nutzlos. Sie feuerten teilweise nur wenige Schüsse ab, weil die Deutschen sie in Scheingefechte verwickelten. Nachdem dann die Wehrmacht in Windeseile den Frankreichfeldzug fortsetzte war sie schnell im Rücken der Bunker und konnten sie von hier aus attackieren. Kurz darauf folgte die Kapitulation Frankreichs.

(2) Die Festungskette war durchlässig:

Anders als der Name vermuten lässt handelt es sich bei der Maginot-Linie nicht um eine engmaschige Kette an Bunkern. Oft lagen die Werke weit auseinander. Feindliche Truppen konnten mit etwas Geschick zwischen ihnen hindurchschlüpfen. Nur zehn Werke der Maginot-Linie wurden im Verlauf des Zweiten Weltkriegs von deutschen Truppen angegriffen. Die enormen Zerstörungen an vielen Bunkern rühren nämlich von den Amerikanern, die sich in den Bunkern verschanzte deutsche Truppen bei ihrem Vormarsch in Richtung Deutschland angriffen.

Deutsches Propaganda-Material: Historische Postkarte - Soldaten beim Sturm auf ein Panzerwerk

Deutsches Propaganda-Material: Postkarte - Soldaten beim Sturm auf ein Panzerwerk

(3) Der Unterhalt der Festungen war personalintensiv:

Der Unterhalt der Maginot-Linie war kostspielig und sehr personalintensiv. Die einzelnen Infanteriewerke hatten eine Besatzung von jeweils 100 Soldaten, kleinere Artilleriewerke benötigten bereits 250 Mann und die großen Panzerwerke fassten bis zu 1.100 Soldaten. Sie fehlten an anderer Stelle, was sich letztlich für das französische Militär als großen Nachteil herausstellte. Insofern kehrte sich einer der Gründe für den Bau der Maginot-Linie (siehe Abschnitte zuvor) hier ins Gegenteil.

(4) Die Maginot-Linie war nicht fertig:

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs waren große Teile der Maginot-Linie noch gar nicht fertig. 1939 gab es entlang der deutsch-französischen Grenze insgesamt 22 große Festungen, 35 kleinere Werke und 300 Bunker bzw. MG-Nester. Das sind gewaltige Zahlen. Es ist aber nicht das, was André Maginot plante.

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