Kurzportrait: Kaiser Wilhelm II.

Das Deutsche Kaiserreich unter Kaiser Wilhelm II.

Kaiser Wilhelm II.

Kaiser Wilhelm I. verstarb am 9. März 1888. Drei Tage später wurde sein Sohn, der schwerkranke Friedrich III., zum neuen Kaiser proklamiert. Mit seiner Inthronisierung verbanden sich Hoffnungen auf eine Liberalisierung des Reiches und einen größeren Einfluss des Parlaments auf politische Entscheidungen. Wegen seiner Krankheit konnte er die Politik allerdings kaum beeinflussen. Lediglich die Entlassung des hochkonservativen preußischen Innenministers von Puttkamer war ein Zeichen in die erwartete Richtung. Bereits 99 Tage nach Amtsantritt, am 15.6.1888, starb Friedrich III. an Kehlkopfkrebs. Aufgrund der kurzen Amtszeit wird er als „99-Tage-Kaiser“ bezeichnet. Zehn Tage nach seinem Tod wurde sein 29-jähriger Sohn als Kaiser Wilhelm II. inthronisiert.

Mit dem Tod Friedrich III. und der Machtübernahme Wilhelm II. ging auch nach und nach die Ära Otto von Bismarcks zu Ende. Er wurde 1890 aus seinem Amt entlassen. Damit änderte sich auch grundlegend die deutsche Außenpolitik. Historiker sagen heute häufig, dass damals bereits der Grundstein für den Ersten Weltkrieg gelegt wurde. Denn: Fortan formulierte Kaiser Wilhelm II. für Deutschland eine ‚Weltgeltung‘. Er verabschiedete sich von der bisherigen Bündnispolitik und versuchte dem wirtschaftlich starken Deutschland eine Vormachtstellung zu sichern.

Der nachbarschaftliche Argwohn stieg – gefördert durch den enormen wirtschaftlichen Druck, der inzwischen von Deutschland ausging. England als der ‚wirtschaftliche Maß der Dinge‘ wurde überflügelt. Seinerzeit prägte sich auch der Begriff ‚Made in Germany‘. Englische Industrielle wollten damit auf die minderwertige Qualität deutscher Produkte hinweisen. Das kehrte sich jedoch ins Gegenteil. Made in Germany wurde zu einem Qualitätsstandard. Das fußte auf den enormen wissenschaftlichen Errungenschaften, den deutsche Forscher und Ingenieure seinerzeit erarbeiteten. Albert Einstein, Max Planck waren in aller Munde. Innerhalb weniger Jahre erhielten deutsche Forscher nicht weniger als 21 Nobelpreise. Viele dieser Erfindungen nutzen wir noch heute. Das Waschmittel Persil ist ein Beispiel dafür. Es geht auf deutsche Erfinder zurück.

Kaiser Wilhelm II. war von diesen Errungenschaften begeistert und erkannte früh die Bedeutung der Wissenschaft für den weiteren technischen Fortschritt des Landes – auch im Bereich der Militärtechnik. Denn Deutschland erstarkte in diesen Jahren auch in diesem Bereich. Militärisch eh schon hochgerüstet, setzte Kaiser Wilhelm II. darauf, die Stärke der Armee stetig auszubauen.

Obwohl Kaiser Wilhelm II. immer wieder seinen guten und friedlichen Willen bekundete, zerschlägt er in den Folgejahren durch wenig diplomatische Aussagen und seinem wechselhaften Verhalten auf europäischer Bühne viel Porzellan. Er überschätzt seinen Einfluss – beispielsweise auf den verwandten russischen Zaren. All dies lieferte den Ententemächten, die sich durch das wirtschaftlich und militärisch aufstrebende Deutschland bedroht fühlen, willkommene Anlässe, sich durch neue Bündnisse zusammenzuschmieden. Das wiederum führt dazu, dass sich das Deutsche Kaiserreich eingekreist fühlt und in Österreich seinen letzten großen Verbündeten sieht.

"Ein Platz an der Sonne", den die Nachbarn neiden

Anfang des 20. Jahrhunderts prägte sich - aufbauend auf dem enormen wirtschaftlichen Aufstieg und der militärischen Stärke - der Anspruch eine "Weltmacht" zu sein zu. Man sah sich auf Augenhöhe mit den damaligen Industriegiganten und schaute mit einer gewissen Geringschätzung auf viele europäische Nachbarn herab. Im festen Glauben an die Überlegenheit des eigenen Militärs wollte Kaiser Wilhelm II. Deutschland einen "Platz an der Sonne" sichern. Das schürte tiefes Misstrauen der Nachbarn - allem voran das Misstrauen der zusammengeschlossenen Großmächte Russland, Frankreich und Großbritannien. Außerdem war die Welt (also denkbare Kolonialgebiete) bereits aufgeteilt. Für Deutschland blieb da nicht viel übrig. Um die eigene Vormachtstellung auch äußerlich zu dokumentieren, ließ Wilhelm II. die deutsche Flotte massiv ausbauen. Am "Vorabend des Ersten Weltkriegs" sah sich Kaiser Wilhelm II. von Feinden eingekreist. Seiner Ansicht nach wollen sie seinen weltpolitischen Aufstieg verhindern.

Natürlich waren sich Kaiser Wilhelm II. und sein militärischer Stab sich der brisanten Lage durchaus bewusst. Nicht ohne Grund wurde bereits Anfang des Jahrhunderts der Schlieffen-Plan entwickelt und galt fortan als Masterplan für den Fall eines Krieges. Dieser Plan sah voraus, dass Deutschland einem Zweifrontenkrieg nicht werde standhalten können. Also plante man einen schnellen Feldzug gegen Frankreich, um den Erzfeind zu unterwerfen. Da die deutsch-französische Grenze gespickt war von kaum zu überwindenden Festungsanlagen (siehe Barrière de Fer), plante man ein Vordringen über das neutrale Belgien. Denn die belgisch-französische Grenzregion war kaum gesichert. Dann - nachdem man Frankreich besiegt hat - konnte man sich Russland zuwenden. Ein Blick in die Geschichtsbücher macht deutlich, dass der Schlieffen-Plan vielleicht militärisch ein schlüssiges Gedankenspiel war - er ließ sich nur nicht in die Realität umsetzen.




  • Industrialisierung

    Dokumentation bei Youtube.
    SWR.

  • Berlin zur Jahrhundertwende

    Dokumentation bei Youtube.
    Horror des Stellungskreigs.

  • Glanz und Gloria der Kaiserzeit

    Dokumenation
    bei Youtube.

Kaiser Wilhelm II


1914: Das Attentat von Sarajevo - der Anfang des Untergangs

Kaiser Wilhelm II. als Steuermann in schwerer Zeit - Propaganda zur Zeit des Ersten Weltkriegs

Die deutsche Propaganda reagierte auf den Kriegseintritt von Deutschland mit einer wahren PR-Schlacht. Wichtiger Bestandteil waren damals Postkarten. Quelle: Historische Postkarte

Am 28. Juni 1914 erschütterte dann das Attentat von Sarajevo auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Ehefrau die Welt. Beide erlagen noch am selben Tag ihren Schussverletzungen. Es war nicht der erste Anschlag auf das Paar. Und das Thronfolgerpaar erreichten in den Tagen zuvor auch mehrere Warnungen. Sie schlugen sie aus.

Um das Protokoll des Besuchs einzuhalten, plante man eine Fahrt durch die Stadt bis zum Rathaus von Sarajevo. Dort positionierten sich mehrere Attentäter, die die Planungen kannten. Nedeljko Cabrinovic warf eine Bombe auf das Fahrzeug des Erzherzogs, verfehlte jedoch sein Ziel und die Bombe explodierte erst hinter dem Wagen. Franz Ferdinand bestand nach dem fehlgeschlagenen Attentatsversuch darauf, die Fahrt fortzusetzen. Als der Konvoi schließlich vor einem Café hält, springt Gavrilo Princip - ein weiterer Attentäter - hervor und feuert mit seiner Pistole mehrere Schüsse auf das Paar. Er erreichte was er wollte. Das Thronfolgerpaar starb. Bevor Princip Selbstmord begehen kann, reißt ihm die Menge die Waffe aus der Hand. Auch der Versuch eine Zyankalikapsel zu schlucken, schlägt fehl.

Nach diesem Attentat spitzte sich die politische Lage schnell zu: Österreich-Ungarn erklärte Serbien wenige Tage später den Krieg. Russland, seinerzeit enger Bündnispartner der Serben, erklärt wiederum und vorhersehbar Österreich-Ungarn den Krieg. Kaiser Wilhelm II. hatte zu dem Zeitpunkt anscheinend den Ernst der Lage noch nicht gänzlich erfasst. Er war im festen Glauben, dass sich die Auseinandersetzung auf den Balkan begrenzen werde. Doch natürlich stand das Deutsche Kaiserreich seinem Bündnispartner Österreich-Ungarn bei und erklärte Russland den Krieg. Nur wenige Tage später traten auch Großbritannien und Frankreich in den Krieg mit ein.

Der Erste Weltkrieg hatte begonnen.

Aus heutiger Sicht ist das für mich gänzlich unverständlich, da doch (eigentlich) bekannt war, dass etliche europäische Staaten durch verpflichtende Vereinbarungen im Fall eines Krieges miteinander verbunden waren. Das in seiner Wirkung unterschätzte österreichische Ultimatum löste die Mobilmachung Serbiens und somit auch des Verbündeten Russlands aus. Deutschland musste seinen Beistandsverpflichtungen gegenüber Österreich nachkommen … der Rest ist bekannt. Nach und nach erklärten sich (fast) alle europäischen Staaten als Kettenreaktion den Krieg.



Kaiser Wilhelm II


"Möge das Schwert nun entscheiden ..."

Kaiser Wilhelm II


Der Erste Weltkrieg

Während Wilhelm II. in den Jahren bis 1914 die deutsche Politik maßgeblich prägte und sich direkt in politische Entscheidungen einbrachte, trat er während des Ersten Weltkriegs in den Hintergrund. Er überlässt den Generälen Hindenburg und Ludendorff faktisch die Führung des gesamten Militärs. Mit Verlauf des Krieges sank auch die Bedeutung des Kaisers. Für das deutsche Volk war er zwar noch immer Leitfigur, doch die oberste Heeresleistung unter Hindenburg und Ludendorff gelang es zunehmend, ihn von politisch-militärischen Entscheidungen auszuschließen.

Mehr Informationen => Erster Weltkrieg. [interner Link]


  • Quelle: Der Weltkrieg im Bild, George Soldan, Berlin-Oldenburg, 1926
    Quelle: Der Weltkrieg im Bild, George Soldan, Berlin-Oldenburg, 1926
  • Erster Weltkrieg - Stellungskrieg - Westfront - deutsche Soldaten während einer Kampfpause im Schützengraben | Quelle: Kameraden im Westen - Ein Bericht in 221 Bildern, Societäts-Verlag, Frankfurt am
    Quelle: Kameraden im Westen - Ein Bericht in 221 Bildern, Societäts-Verlag, Frankfurt am Main, 1930
  • Quelle: Der Weltkrieg im Bild, George Soldan, Berlin-Oldenburg, 1926
    Quelle: Der Weltkrieg im Bild, George Soldan, Berlin-Oldenburg, 1926
  • Schlacht um Verdun - 1916 - französische Soldaten beim Sturmangriff - Erster Weltkrieg - Westfront | Quelle: Les Combat des Forts de Souville et Douaumont - Postkarten-Serie aus Frankreich
    Quelle: Les Combat des Forts de Souville et Douaumont - Postkarten-Serie aus Frankreich
  • Erster Weltkrieg - deutsche Soldaten stürmen ins Niemandsland auf die feindlichen Linie zu | Quelle: Das Antlitz des Weltkriegs - Fronterlebnisse deutscher Soldaten | Ernst Jünger | Berlin, Neufeld u
    Quelle: Das Antlitz des Weltkriegs - Fronterlebnisse deutscher Soldaten | Ernst Jünger | Berlin, Neufeld und Henius, 1930.
  • Quelle: Der Weltkrieg im Bild, George Soldan, Berlin-Oldenburg, 1926
    Quelle: Der Weltkrieg im Bild, George Soldan, Berlin-Oldenburg, 1926
  • Quelle: Der Weltkrieg im Bild, George Soldan, Berlin-Oldenburg, 1926
    Quelle: Der Weltkrieg im Bild, George Soldan, Berlin-Oldenburg, 1926
  • Quelle: Der Weltkrieg im Bild, George Soldan, Berlin-Oldenburg, 1926
    Quelle: Der Weltkrieg im Bild, George Soldan, Berlin-Oldenburg, 1926
  • Quelle: Der Weltkrieg im Bild, George Soldan, Berlin-Oldenburg, 1926
    Quelle: Der Weltkrieg im Bild, George Soldan, Berlin-Oldenburg, 1926
  • Quelle: Der Weltkrieg im Bild, George Soldan, Berlin-Oldenburg, 1926
    Quelle: Der Weltkrieg im Bild, George Soldan, Berlin-Oldenburg, 1926

Der Untergang des Deutschen Kaiserreichs


Der Untergang des Kaiserreichs mit Wilhelm II. an der Spitze deutete sich bereits in den letzten Kriegsjahren an. Auf dem Höhepunkt der Kämpfe an der Westfront (u.a. bei der grausamen Schlacht von Verdun) wurde immer deutlicher, dass das Deutschland einem Mehrfrontenkrieg nicht gewachsen war - spätestens als Italien und Russland in die Offensive übergingen, wurde es offenkundig.

In Deutschland wiederum wuchsen die politischen Spannungen zunehmend, weil sich Massen auf die Straße begaben und aufbegehrten. Sie kritisierten die sich stetig zuspitzenden Widersprüche zwischen der hochgradigen Modernität und Dynamik des Landes, der Verteilung von Einkommen im Land und den zugleich verkrusteten sowie von traditionellen Eliten hartnäckig verteidigten Herrschafts- und Machtverhältnissen. Der Zerfall der wirtschaftlich durch den Zweifrontengkrieg aufgezehrten Basis des Landes, des sozialen Zusammenhalts und der von der Bevölkerung akzeptierten politischen Legitimität war 1918 die unausweichliche Folge. Die alte Ordnung brach zusammen. Die revolutionäre Kraft der Arbeiter- und Soldatenräte, zu denen sich bald auch Volks- und Bauernräte gesellten, beendete die Fürstenherrschaft in Deutschland. Am 28. November 1918 dankte Kaiser Wilhelm II. ab. Damit endete die konstitutionelle Monarchie in Deutschland. Der Weg war frei für eine deutsche Demokratie. Doch er wurde auch frei für die Schrecken, die später das Dritte Reich verbreitete.

Am 28. November 1918 dankt Kaiser Wilhelm II ab.

„Ich verzichte hierdurch für alle Zukunft auf die Rechte an der Krone Preußens und damit verbundenen Rechte
an der deutschen Kaiserkrone. Zugleich entbinde ich alle Beamte des Deutschen Reichs und Preußen sowie alle
Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Marine, des Preußischen Heeres des Treueeides. Ich erwarte von Ihnen,
dass sie bis zur Neuordnung des Deutschen Reichs den Inhabern der tatsächlichen Gewalt in Deutschland helfen,
das deutsche Volk gegen die drohenden Gefahren der Anarchie, der Hungersnot und der Fremdherrschaft zu schützen."

Kaiser Wilhelm II.

1859 - 1941
König von Preußen und letzter Deutscher Kaiser

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