Feste Obergentringen

Die alte deutsche Festung Obergentringen (franz.: Groupe fortifié de Guentrange) wurde zwischen 1899 und 1906 erbaut. Seinerzeit gehörte Thionville zum deutschen Kaiserreich und Wilhelm II. wollte unbedingt die Verkehrswege rund um Thionville (es wurde damals von den Deutschen als Diedenhofen bezeichnet) schützen. Als Bauplatz wählte das Militär die Höhe Obergentringen aus, von der man die gesamte Stadt, die Mosel und strategisch wichtigen Eisenbahnlinien beherrschen konnte.

Diese Festung war der nördlichste Punkt der für die Durchführung des Schlieffen-Plans bedeutenden Moselstellung und wurde entsprechend stark ausgebaut. Sie konnte im Verbund mit der Feste Illingen (1908-1914) und der Feste Königsmachern (1908-1914) kämpfen.

Das Konzept der Feste Obergentringen folgt einem neuen, in Deutschland entwickelten Festungstyp. Kernstück der Anlage ist die Haupt- und Kriegskaserne. Sie hat eine Länge von 140 Metern und bot mit ihren drei Stockwerken Platz für mehr als 1.100 Soldaten. Im Erdgeschoss befindet sich das Kraftwerk, in dem man acht Deutz-Dieselmotoren installierte, die die elektrische Energie für die Versorgung der gesamten Anlage lieferten. Im ersten Stock wiederum siedelte man neben Unterkünften für Soldaten auch die Krankenstation mit eigenem OP-Saal, einen Baderaum sowie die Kommandozentrale der Festung an. Der größte Teil der Mannschaften war wiederum im zweiten Stock untergebracht. Hier befinden sich etliche Schlafsäle, in denen sie Soldaten in Hängematten schliefen.

Neben der Zentralkaserne verfügt die Feste Obergentringen noch über zwei weitere und kleinere Infanteriekasernen plus zwei Artilleriewerke mit jeweils vier Schiffsgeschützen. All diese Bauten sind mit unterirdischen Hohlgängen verbunden. Weitere diese Gänge führen zu dem Graben, der die gesamte Festungsanlage umgibt und zu diversen Beobachtern wie den nachfolgend dargestellten. Die Bewaffnung der Feste Obergentringen war mächtig. Die beiden Artilleriewerke verfügten jeweils über vier Geschütztürme, in denen zuerst 10-cm-Kanonen mit 2 Meter Rohrlänge eingebaut wurden. Sie hatten eine Reichweite von bis zu 9.700 Metern und eine Feuergeschwindigkeit von ungefähr neun Schuss pro Minute.



Die Zentralkaserne der Feste Obergentringen

Feste Obergentringen - Thionville/Diedenhofen: Zentralkaserne



Nach dem für die Deutschen verloren gegangenen Ersten Weltkrieg ging die Festung vollkommen unbeschadet in den Besitz der französischen Armee über. Sie modernisierte die Festung und tauschte die Geschützrohre der Panzerbatterien aus, um die Geschossreichweite auf sagenhafte dreizehn Kilometer zu erhöhen. Dadurch konnten die Groupe fotifié de Guentrange (so wurde die Festungen inzwischen genannt) in das Verteidigungskonzept der Maginot-Linie integriert werden.

Im Zweiten Weltkrieg wiederum musste die französische Armee das Fort Guentrange am 14. Juni 1940 aufgeben. Die Eile wer derart groß, dass sie nicht die Geschütze unbrauchbar machten. Das war verhängnisvoll, denn so konnte die deutsche Wehrmacht die Panzerbatterien gegen die Maginot-Werke Immerhof und Soetricht einsetzen.

Unterm Strich war dies einer der wenigen aktiven Kriegseinsätze, die die Festung seit seiner Fertigstellung im Jahr 1906 leistete. Selbst gegen Ende des Zweiten Weltkriegs änderte sich das nicht. Am 12. September 1944 brach der Widerstand deutscher Truppen links der Mosel bei Thionville ein. Auch in diesen Tagen gab es keine nennenswerten Kampfhandlungen rund um die Festung. Letzteres unter anderem, weil die Wehrmacht einen großen Teil seiner Truppen wegen der schweren Kämpfe mit den US-Truppen rund um Metz abzogen.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs sprengten amerikanische Pioniere alle acht Geschütztürme bzw. die Geschützrohre der Panzerbatterien.


Feste Obergentringen - Groupe fortifié Guentrange

    • Feste Obergentringen - deutsche Festungen bei Thionville - Groupe fortifié Guentrange
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