Festung Friedrich-Karl

Metz gehörte zwischen 1871 und 1918 zum deutschen Kaiserreich. In dieser Zeit wurde die Stadt vom Kaiserreich zu einer der am besten befestigten Städte in Europa ausgebaut.

Erbaut: 1867-1870 und 1872-1892
Lage: 49° 7'17.49"N 6° 6'59.23"E

Französischer Name:
Groupe fortifié du Saint Quentin

Geschichtlicher Hintergrund: Festung Friedrich Karl bei Metz

Quelle gallica.bnf.fr / BnF
Fortification cuirassée et les forteresses au début du XXe siècle : 1906-1907, liste des planches de la 1re partie

Die deutsche Feste Prinz Friedrich Karl gehört zu meinen Favoriten unter den Festungen rund um Metz. Ihr Grundstein wurde 1867 von den Franzosen gelegt. Als Bauplatz wählten sie die Kuppe des Mont Saint-Quentin aus. Er ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Bergrücken in der Picardie, der im Ersten Weltkrieg bei der Somme-Schlacht Berühmtheit erlangte. Das hochgelegene Plateau des Mont Saint-Quentin (bei Metz) überragt weithin sichtbar die Stadt. Viele sagen, dass es sich um den "Hausberg" von Metz handelt. Eine hier errichtete Festung kann mit Leichtigkeit die umliegende Region beherrschen.

Wegen seiner exponierten Lage war der Mont Saint-Quentin schon immer für Kriegsherren von strategischer Bedeutung. Bereits vor Jahrhunderten lagerten hier Truppen und es entstanden früh erste Befestigungsanlagen. Insofern wundert es nicht, dass die Franzosen einst diese Stelle aussuchten, um eine neue Festung zu erreichten. Sie sollte nämlich - zusammen mit anderen Werken - einen Schutzwall rund um die Stadt bilden. Verantwortlich für den Bau dieser Festungen war General Réné de Rivières, dem späteren Erbauer der Barrière de Fer. Die von den Franzosen geplanten Festung war eingebettet in ein umfangreiches Bauprojekt. Es sah vor, rund um Metz eine Reihe neuer Festungen zu errichten, um den wichtigen Verkehrsknotenpunkt in Lothringen angemessen schützen zu können. Insofern sollten ganz in der Nähe der Festung weitere Werke entstehen, die zusammen die Westflanke der Stadt deckten. Im Wesentlichen waren dieses das Fort Alvensleben und weiter nördlich das Fort Kameke. Die weiteren Stellung zwischen diesen Forts (siehe historische Karte) errichteten später die Deutschen - unter anderem die Batterie Plappeville.

Der Ausbruch des Deutsch-französischen Krieges am 19. Juli 1870 machte den Franzosen einen Strich durch ihre Rechnung. Sie konnten ihr Festungsbauprojekt nicht beenden. Unabhängig davon ging der Krieg - der häufig auch als der preußisch-französische Krieg bezeichnet wird (was durchaus genauer ist), da es es sich eigentlich um eine Auseinandersetzung zwischen dem Königreich Preußen und der Republik Frankreich handelte - ging für die Franzosen verloren. Der dann geschlossene "Frieden von Frankreich" (10. Mai 1871) sah für Frankreich hohe Reparationen (mit denen das junge Kaiserreich unter anderem seine Festungsbauprojekte auch in West- und Ostpreußen finanzierte) und das Abtreten großer Teile Elsass-Lothringen vor. Das deutsche Kaiserreich war die Annexion also in doppelter Hinsicht ein Glückfall.

Phasen des deutschen Festungsbauprogramms zum Ausbau von Metz

Sie hatten nun Zugriff auf die Berg- und Stahlwerke der Region. Gleichzeitig diente Elsass-Lothringen als Puffer: Im Fall eines erneuten Krieges würden die Schlachtfelder nicht auf deutschem Boden liegen, sondern auf ehemals französischem Territorium. Es wundert nicht, dass nur wenige Tage nach der Annexion von Kaiser Wilhelm II. der Befehl aufging, Metz militärisch zu sichern. Dabei ging man in drei Phasen vor:

Phase 1

Zuerst sicherte man die Baupläne der von den Franzosen bereits begonnenen Festungen, bei denen die Arbeiten allesamt wegen des 70er-Krieges ruhen mussten. Sie wurden meist mit nur kleinen Änderungen vollendet. Es entstand der erste Festungsring rund um die Stadt. Weitere Informationen: Karte von Metz mit dem ersten Festungsring.

Phase 2

Danach begann man mit der Errichtung weiterer Festungen, die dem ersten Festungsring vorgelagert waren. Hierbei handelte es sich um deutlich moderne Anlagen, weil sich zwischenzeitlich die Artillerietechnik weiterentwickelte. Man realisierte sogar einen gänzlich neuen Festungstyp. Diese Werke bildeten zusammen dann den zweiten Festungsring rund um Metz. Weitere Informationen: Entwicklung des Festungsbaus.

Phase 3

Außerdem widmete man sich auch der Stadt: Es wurden riesige Kasernen angelegt und der Bahnhof ausgebaut. Er war im Ersten Weltkriegs die Lebensader der weiter westlich gelegenen Fronten. Weitere Informationen: Kanonenbahn Berlin-Metz.

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Lageplan der Feste Prinz Friedrich-Karl bei Metz

Lageplan der Feste Prinz Friedrich-Karl (frz. Groupe fortifié du Saint Quentin). Schematische Darstellung.

Die Besonderheiten der deutschen Feste Friedrich-Karl

Die Festung St. Quentin ist meiner Ansicht nach so interessant, weil man sich hier die Konzepte verschiedener Epochen des Festungsbaus ansehen kann. Sie wird als "Feste" bezeichnet. Ein Begriff, den man für die neuartigen Panzerfestungen verwendete, um sie semantisch von herkömmlichen Festungen abzuheben. Genau genommen ist die Feste Friedrich Karl allerdings keine Panzerfestung, sondern verfügt über erste Merkmale solcher Befestigungen.

Ostfort - bastionäre Festung

der älteste und noch von den Franzosen geplante Teil der Anlage befindet sich östlich innerhalb der Festung. Es ist das sog. Ostfort (dies ist der deutsche Name, die Franzosen nennen es Fort Diou, früher Fort Charles). Es ist auf Entwürfe des französischen Festungsbaumeisters Séré de Rivières zurückzuführen. Es ist im Wesen eine bastionäre Befestigungsanlage - umgeben von einem tiefen Graben und einer Zugbrücke auf der Kehlseite der Festung. Um tote Winkel zu vermeiden wurden die Außenmauer mit Bastionen versehen, die eine Rund-um-Verteidigung deutlich erleichterten. Die Pläne sahen vor, dass hier bis zu vierzig Geschütze positioniert werden sollen und das Fort Platz für knapp 620 Mannschaften hat.

Baubeginn war im Jahr 1867. Deutsche Ingenieure vollendeten es dann bis 1872 auf Basis der Originalbaupläne. Das Fort selbst ist recht kompakt und hoch aufragend errichtet. Es galt nach seiner Fertigstellung eigentlich schon als veraltet, weil es durch sein hohes Profil für feindliche Artillerie ein gutes Ziel abgab.

Siehe auch:
- Geschichte des Festungsbaus - bastionäre Befestigungen.

Erste Elemente künftiger Panzerfestungen

Ursprünglich planten die Deutschen "lediglich" die Fertigstellung des Ostforts und ergänzenden Bau des Forts Manstein. Später umschlossen sie das gesamten Plateau Mont Saint-Quentin (also die Ebene zwischen den beiden zuvor genannten Forts). Dort legten sie weitere Verteidigungsanlagen (in Form offener Geschützstellungen) an. Sie errichteten auch im Gelände verteilte Mannschafts- und Munitionskasematten. Ohne Zweifel ist dabei die riesige Zentralkaserne ein absolutes Highlight. Last but not least bauten Sie recht zentral gelegen eine weitere Panzerbatterie - dazu gleich mehr.

Damit weit die die Festung Friedrich Karl erste Grundzüge künftiger Panzerfestungen der Deutschen auf, die (kurz zusammengefasst) durch die aufgelöste Bauweise und den Schutz der Festungsartillerie durch Panzertürme gekennzeichnet sind. Genau genommen ist die Festung aber keine Panzerfestung, sondern ein Vorläufer davon.

Siehe auch:
- Geschichte des Festungsbaus: Entwicklung erster Panzerfestungen.
- Geschichte des deutschen Festungsbaus: Deutsche Panzerfestungen.

Fort Manstein - ein Biehler'sches Standardfort

Biehlersche Einheitsfort - Standardfestung der Preußen gegen Ende des 19. Jahrhunderts

Fort Manstein im Westen der Feste Friedrich Karl ist einer anderen Epoche des Festungsbaus zuzuordnen. Die Franzosen nennen es heute Fort Géardin. Es ist ein Biehlersches Standardfort. Dieses wurde entwickelt vom preußischen Militärarchitekten Hans Alexis von Biehler- preußischer General, der unter anderem am militärischen Ausbau der Stadt Köln in den 1840er-Jahren beteiligt war. Dieses Fort ist eine Poligonal-Befestgung. Ein Festungsbaukonzept jüngeren Datums (im Gegensatz zum bastionären Ostfort). Es hat die Grundform einer Lünette und ist auf der Frontseite umgeben von einem tiefen Graben samt Grabenstreichen zu dessen Verteidigung. Die Geschütze des Forts waren allerdings (noch) unter freiem Himmel in eigens dafür vorgesehenen Geschützstellungen positioniert. Unter diesen Befanden sich die Unterkünfte der Mannschaften sowie Offiziere als auch die Versorgungseinrichtungen des Werks.

Auch Fort Manstein galt ab den 1880er-Jahren - nach dem Aufkommen neuer Sprenggranaten - als veraltet, woraufhin die Deutschen die Festung immer wieder modernisierten. Hier wurde unter anderem einer der wenigen gepanzerten Beobachter verbaut, der aus Hermann Grusons Feder stammt und aus Gusseisen produziert wurde.

Siehe auch:
- Geschichte des preußischen Festungsbaus - Biehlerfort.
- Geschichte des Festungsbaus - Polygonal-Befestigungen.

21-cm-Panzerbatterie (Modell Gruson)

21 cm Turmkanone mit Panzerturm
Quelle: Les cuirassements rotatifs : "affûts cuirassés" et leur importance en vue d'une réforme radicale de la fortification permanente, Maximilian Schumann, Postdam: "Militaria" Verlagsbuchhandlung für Militär-Literatur (G.v. Glasenapp), 1885

Die Hauptbewaffnung der Feste Friedrich Karl waren bis zu 120 Geschützte - untergebracht in offenen Geschützstellungen vornehmlich entlang des äußeren Walls, der das gesamte Plateau umfasst. Die Munition brachte man in nahe gelegenen Kasematten unter.

Dann kamen neuartige Spreng- oder Brisanzgranaten auf. Sie stellten eine Bedrohung für die derart ungeschützt positionierte Festungsartillerie dar. Also baute man im Herzen der Festung - nahe der Zentralkaserne - eine Panzerbatterie mit zwei 21-cm-Kanonen, geschützt durch einen Panzerturm (Modell Gruson). Damit lehnt sich die Feste Friedrich Karl an den Prototypen künftiger Panzerfestungen an, der in Thorn nahe der deutsch-russischen Grenze entstand.

Siehe auch:
- Entwicklung der Artillerie.
- Panzerfestungen: Deutsche Panzertürme.


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